Kino-Filmkritik: Next Goal Wins

Taika Waititi ist ein Drehbuchautor, Schauspieler und Filmregisseur aus Neuseeland, der seit einigen Jahren ganz Hollywood auf den Kopf stellt. Für seine schräge Nazi-Groteske “Jojo Rabbit”, in der er selbst Hitler als eingebildeten Freund eines kleinen Jungen spielt, hat er den Oscar bekommen. Krawallig-humorig ging es in den Marvel-Filmen “Thor: Tag der Entscheidung” und “Thor: Love and Thunder” weiter.
Nachdem der Regisseur zuletzt für einen Star-Wars-Film in der Diskussion stand und auf dem Weg dorthin bereits eine “Mandalorian”-Folge für Disney+ abgedreht hat, taucht er nun mit einem ganz kleinen Film voller Herz plötzlich wieder im Rampenlicht auf.
“Next Goal Wins” ist eine gutgelaunte und leichtfüßige Komödie über die wohl schlechteste Fußballmannschaft der Welt, nämlich die aus dem Inselstaat Amerikanisch-Samoa. Das Fußballnationalteam der Insel, aus ein paar glücklosen Kickern und einer charismatischen Trans-Frau im Werden zusammengestellt, bekommt keinen Ball ins Tor, muss aber selbst jede Menge Treffer einstecken. Das mindert aber keinesfalls die Motivation aller Verantwortlichen, doch noch an einen Wechsel beim Spielglück zu glauben.
Dazu gehört es aber auch, endlich den viel zu sanftmütigen Trainer auszutauschen. Der ungeliebte Job geht an Thomas Rongen (Michael Fassbender), ein absoluter Toptrainer, der aber ein mehr als cholerisches Naturell hat und dem Alkohol zu sehr zugetan ist. Tavita (Oscar Kightley) ist der Manager der Fußballelf von Amerikanisch-Samoa. Er stellt dem neuen Trainer nur eine einzige Aufgabe: Beim anstehenden WM-Qualifikationsspiel soll sein Team wenigstens ein Tor schießen. Nur eins.
Michael Fassbender hat als Schauspieler sicherlich eine tolle Zeit auf Amerikanisch-Samoa gehabt. Die Natur ist unglaublich, die Menschen sind freundlich, und die ganze Stimmung auf der Insel ist megaentspannt. Sicherlich war es alles andere als leicht für ihn, in seiner Rolle als depressiver, schwer trinkender Choleriker zu bleiben, der den undisziplinierten und chaotischen Spielern Torinstinkt beibringen soll.
Taika Waititi gelingt es, den ganzen Zauber von Amerikanisch-Samoa auf die Leinwand zu bringen. Er schafft es auch, jedem einzelnen Spieler in der Mannschaft eine eigene Geschichte zu geben, sodass man schnell mit den Chaos-Fußballern mitfiebert und ihnen den größtmöglichen Erfolg auf dem Rasen gönnt.
Sehr gut ist, dass der Film nicht darauf abzielt, die Sportler zu schleifen und sie ohne Rücksicht auf Verluste in Richtung Sieg zu treten. Erst, als Thomas Rongen sich langsam auf das Tempo der Insel einlässt, die Bedeutung ihrer Religion akzeptiert und die Stärken seiner Spieler gezielt fördert, besteht eine kleine Chance darauf, doch noch ein Tor zu schießen. Aber vielleicht ist der Aufenthalt auf der Insel ja auch eine Möglichkeit, selbst zu reifen – und zu heilen?
“Next Goal Wins” macht unfassbar viel Spaß. Als Zuschauer langweilt man sich keine einzige Sekunde. Am Ende möchte man sofort in den Flieger steigen und die einem doch so unbekannte Insel besuchen. Noch besser: Im Abspann zeigt sich, dass “Next Goal Wins” keine Fiktion ist, sondern auf einer wahren Begebenheit basiert. Man lernt sogar kurz die “Originale” der Figuren kennen – und erfährt, was sie inzwischen in der Gegenwart tun. Das macht den Film noch wertiger. (CS / Bilder: Disney)
Fazit: 4,5 von 5 Sternen (FSK 0)
Spieldauer: 105 Minuten
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=HDjva9j53sg
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 214 (1/2024).
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