Imker Thibaut Freby aus Falkensee kümmert sich unter dem Namen “planbee” um 15 Bienenvölker. Nicht alle stehen in seinem Garten. Seine Geschäftsidee: Er vermietet Bienen an Unternehmen. Seine Bienenvölker stehen so bereits über den Dächern der Hauptstadt. Für seine Bienen-Mieter bietet er Wissens-Workshops rund um die Bienen an. Und den Honig füllt er auch ab – für seine Kunden als Giveaway.
“Schauen Sie, da schlüpft gerade eine Biene.” Thibaut Freby zeigt mit dem Finger auf eine der Wachswaben. Ein Köpfchen schaut hervor, der restliche kleine Körper schiebt sich mühsam aus der Öffnung. Binnen Sekunden hat sich das kleine neue Leben ans Licht gekämpft. Es verliert keine Zeit, krabbelt zu den anderen Bienen und ist schon Sekunden später nicht mehr von den älteren Tieren zu unterscheiden. Es heißt schließlich “fleißig wie ein Bienchen”, trödeln ist da nicht.
Thibaut Freby ist passionierter Imker. Seine Bienen bieten dem Familienvater und in Berlin arbeitenden Controller Ausgleich und Entspannung.


Zum Gespräch über Bienen hatte er in seinen Garten in Falkensee geladen. Geschützt mit heller Jacke und Imkerhut öffnete er hier einen Bienenstock. Sofort begann das große Krabbeln und Summen. Thibaut Freby pustete zwischendurch in die Imkerpfeife, der verbrannte Geruch soll die Bienen beruhigen. Prüfend hielt er die einzelnen Rahmen in die Höhe und suchte nach der Bienenkönigin. Und da war sie auch schon: Sie trägt einen pinken Punkt auf dem Hinterkopf, fast wie eine Krone. Diese Markierung hatte der Imker ihr verpasst. So sticht sie, das Wortspiel muss sein, direkt ins Auge.
Bienenstiche gehören für den Imker zum Handwerk. Dennoch trägt Thibaut Freby bei der Arbeit mit den Bienen keine Handschuhe. Das Feingefühl in den Händen ist ihm wichtig, er möchte keine Biene unnötig verletzen.
2010 zog der in Frankreich geborene Thibaut Freby nach Falkensee.
Bienen hatten ihn schon lange fasziniert, erzählte er. Als seine kleine Familie von Berlin ins benachbarte Falkensee zog, war für ihn klar: Hier würde der schon lange gehegte Traum der Imkerei endlich wahr werden. Das ging dann doch etwas schneller als geplant. Thibaut Freby übernahm die Bienenvölker eines betagten Freundes. Dieser wollte aufgrund seiner Lebensjahre die Bienen schnell abgeben. Und so kam es, dass die Bienen noch vor der Familie aufs Falkenseer Grundstück zogen. “Ich habe von meinem Freund nicht nur die Bienen bekommen. Auch die Grundlagen der Imkerei hat er mir beigebracht.”
Zunächst blieben die Bienen im Garten einfach nur ein summendes Hobby. Das änderte sich, als Thibaut Freby 2015 in Elternzeit ging: “Da habe ich gemerkt, was eigentlich mit Work-Life-Balance gemeint ist.” Die Zeit zu Hause, an der Luft mit den Bienen, versprach eine andere Lebensqualität – und führte zu einer Neuordnung im Arbeitsleben. Drei Tage die Woche zieht es Thibaut Freby seitdem in sein Berliner Büro. Die anderen vier Tage, inklusive Wochenende, bleiben den Bienen und der Familie vorbehalten. Die Idee, Bienen als “planbee” (www.planbee.berlin) zu vermieten, setzte er 2019 in die Tat um. Dabei half ihm ein Gründertreffen in seiner Heimatstadt Falkensee. “Hier fand ich viel Unterstützung, etwa beim Aufbau einer Website. Dann dauerte es gar nicht lange und es klingelte das Telefon.”


Der erste Kunde, der Bienen mieten wollte, war das Immobilienunternehmen “Tishman Speyer”. Auf dem Dach einer Einkaufspassage in Berlin-Mitte zogen schon bald zwei Bienenvölker ein und blieben dort. Seitdem steigt Thibaut Freby regelmäßig hoch hinauf, schaut beim Imkern über die Dächer von Berlin und sagt: “Was für ein großes Glück, denke ich dann.”
Finden die Honigbienen in der Großstadt eigentlich genug Nahrung? “Aber ja. Straßenbäume wie Kastanie oder Linde sorgen für reichlich Futter. Außerdem kann die Biene täglich 3,5 Kilometer fliegen, wenn es sein muss”, erklärte Thibaut Freby.
Die Bienen stehen auf dem Dach geschützt vor der prallen Sonne. Thibaut Freby kümmert sich um die Tiere, die Bienen-Mieter bekommen am Ende sogar den geernteten Honig – mit einem Etikett passend zum Unternehmen. “So ein Glas Honig ist doch viel schöner als ein Werbe-Flyer”, befindet der Imker.
Außerdem bietet er regelmäßig Workshops für seine Kunden an. Da referiert er über Honig- und Wildbienen, gern auch über Wespen und deren eindrucksvolle Vertreter, die Hornissen. Denn Thibaut Frebys Interesse gilt nicht nur der Honigbiene: Rund 600 verschiedene Bienenarten summen in Deutschland umher. Auch für sie schlägt sein Herz. In seinem Garten hat er viele Nisthilfen und Insektenhotels verteilt, um auch die wilde Verwandtschaft zu unterstützen.
Seine Bienen vermietet Thibaut Freby stets über längere Zeiträume an Unternehmen in Berlin und Brandenburg. Die Unternehmen wollen mit den Mietbienen die ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) erfüllen. Dabei steht das E für Umwelt, S für Soziales und G für die Unternehmensführung. Greenwashing sei das, sagen die einen. Thibaut Freby hält dem die allgemeine Bestäubungsleistung seiner Bienen entgegen.


Vier Bienenvölker habe er derzeit in der Vermietung. Gern würde er sein Geschäft ausbauen, doch ihn plagt ein Platzproblem. Den Honig schleudert er in der heimischen Küche. Wenn er dort das süßklebrige Produkt seiner Bienen bearbeitet, bekommt der Rest der Familie ein Betretungsverbot für die Küche. Dann heißt es für Frau und Kinder – auswärts essen.
Das Problem wäre lösbar, denn Thibaut Freby gehören bei Falkensee gute 15 Hektar Wald. Eine kleine Hütte am Waldrand würde das Platzproblem für die Imkerei und auch den Forstbetrieb lösen. “Als Waldbesitzer habe ich einen Forstbetrieb, über den auch das Finanzamt informiert ist. Damit bin ich auch Unternehmer, der ein Betriebsgebäude braucht. Dennoch bekomme ich keine Genehmigung zum Bau. Das verstehe ich auch. Niemand wird wollen, dass jeder, der ein paar Hektar Wald besitzt, sich dort eine Hütte baut. Mich bremst das nur leider total aus.”
Und so gibt es seinen Honig immer nur, solange der Vorrat reicht. Verkauft wird er direkt vor seinem Haus. In der Wansdorfer Straße 13 stehen der Honig und eine Kasse des Vertrauens direkt vor der Tür. 500 Gramm sind für sechs Euro zu haben. (Text/Fotos: Silvia Passow)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 231 (6/2025).
