Kino-Filmkritik: Madame Web
Für Superhelden ist das gerade eine schlimme Zeit. Die Fans des Marvel Cinematic Universe (MCU) wurden zuletzt von vielen schlechten Drehbüchern verschreckt, sie zeigen sich an der Kinokasse Superhelden-müde. Das letzte Epos – “The Marvels” – schmierte gnadenlos ab. Kein Wunder, dass im MCU in diesem Jahr nur ein einziger Film erscheint: “Deadpool 3”.
Aufgrund einer alten Lizenz darf Sony ebenfalls eigene Superhelden-Filme ins Kino bringen. Sie müssen sich allerdings auf den Kosmos rund um den freundlichen Netzschwinger Spider-Man beschränken. Die Filme aus dem “Sony’s Spider-Man Universe” kommen stets ein wenig grobschlächtiger, härter und unangepasster daher als die MCU-Filme. Das kann gut gehen – wie bei den “Venom”-Filmen. Und das kann in die Hose gehen – wie bei “Morbius”. In diesem Jahr sind gleich drei Sony-Filme angekündigt. Erst kommt “Madame Web”, dann “Kraven the Hunter”, anschließend ein dritter “Venom”-Film.
“Madame Web” mit Don-Johnson-Tochter Dakota in ihrer ersten Rolle als Superheldin startet JETZT in den Kinos – auf dem Höhepunkt der Superhelden-Müdigkeit des Publikums. Und es scheint so, als würde der Film dabei helfen, das Publikum endgültig in den Dämmerschlaf zu befördern.
Darum geht es: Cassandra Webb (Dakota Johnson) arbeitet als Rettungssanitäterin in Manhattan. Sie ist es gewohnt, schnelle Entscheidungen zu treffen. Sie rettet Leben, hat aber selbst keins. Nur eine fremde Katze besucht sie ab und an in ihrer einsamen Wohnung. Das Drama beginnt, als Cassandra von plötzlichen Visionen geplagt wird, die ihr einen kurzen Ausblick in die unmittelbar bevorstehende Zukunft erlauben. Hier sieht sie, wie drei Spider-Woman-Superheldinnen im Teenager-Alter von einem extrem starken Spinnenmann (Tahar Rahim) gejagt werden, der sie einfach nur umbringen möchte. Cassandra versucht, die Mädchen zu beschützen. Das gelingt aber nur, wenn sie sich ihrer Vergangenheit stellt.
Ach du jeh. Nach zwei endlosen Stunden kratzt man sich auch als Superhelden-Fanboy verwirrt am Kopf. Bei “Madame Web” gibt es leider so einiges zu bemängeln.
Das Gute vorweg: Dakota Johnson ist eine Wucht. Sie hat eine tolle Leinwand-Präsenz. Die Szenen mit ihr als Sanitäterin sind die allerbesten im ganzen Film. Man wünscht sich sehnlichst, man hätte den ganzen Spinnenkram sein gelassen und sich nur darauf beschränkt, die hübsche Sanitäterin durch New York brettern zu lassen.
Doch dann tauchen komische Spinnenmänner auf und drei Spinnenmädchen in Kostümen, die so bunt und schrill aussehen wie aus dem billigsten Kostümverleih. Braucht die Welt noch mehr Spinnenkreaturen? Nein. Das Kinopublikum im Kino stöhnt wirklich entsetzt auf: Das will man nicht sehen.
Noch schlimmer sind die Plotlöcher. Wenn die drei Mädchen gerade einmal zwei, drei Stunden “verschwunden” sind, die Zeitung aber schon auf der Titelseite darüber berichtet, dann ist das selbst für den dümmsten Zuschauer einfach nur ganz, ganz schlecht gemacht. Da hilft es dann auch nicht wirklich, dass sämtliche Dialoge zum Fremdschämen sind. Die Drehbuchautoren werden das Phrasenschwein bis zur Besinnungslosigkeit gefüttert haben. Sorry, das war ein Satz mit X. (CS / Bilder: Sony)
Fazit: 2 von 5 Sternen (FSK 12)
Spieldauer: 117 Minuten
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=eauvPpiHev0
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 216 (3/2024).
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