Kino-Filmkritik: Argylle
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Was für eine verrückte Story. Die etwas biedere Buchautorin Elly Conway (Bryce Dallas Howard) schwebt im Bestsellerhimmel. Ihre Romane um den von ihr erfundenen, wirklich coolen Geheimagenten Argylle (Henry Cavill) samt seinem kraftstrotzenden Sidekick (John Cena) kommen beim Publikum bestens an. Als sie an einer Schreibblockade leidet und für ihr neuestes Buch einfach kein richtiges Ende findet, …
… packt sie kurzerhand ihre Katze und das Manuskript ein – und reist mit dem Zug zu ihrer Mutter.
Bereits im Zug wird ihr komplettes Leben auf den Kopf gestellt. Der rüpelige und langhaarige Aidan (Sam Rockwell) rettet der Buchautorin gleich mehrfach das Leben und entpuppt sich als “echter” Geheimagent, der sie ab sofort beschützen soll. Denn das, was Elly in ihren Romanen schreibt, passiert auch in der Wirklichkeit. Plötzlich sind jede Menge fiese Killer hinter ihr her. Sie alle suchen nach einer machtvollen Masterdatei, auf der Details über sämtliche Agenten gespeichert sind.
Viele, viele Metaebenen: Regisseur Matthew Vaughn und Drehbuchautor Jason Fuchs verarbeiteten für ihre von Apple+ mitfinanzierte 200-Millionen-Agentenkomödie das “echte” Buch von Elly Conway, das inzwischen auch im Buchhandel zu finden ist.
Im Film springt die Handlung immer wieder von der Wirklichkeit mit der Schriftstellerin Elly Conway zu ihrer erdachten Spionage-Version um den fiktiven Agenten Argylle und seinem Sidekick hin und her. Wobei der Kontrast zwischen der brutalen und dreckigen Wirklichkeit und der coolen und durchgestylten Fantasiewelt schon sehr krass ausfällt.
Doch dann fegt’s bei “Argylle” richtig durch. Denn auf einmal verwandelt sich auch die Buchautorin Elly in eine Agentin. Ist sie wirklich eine? War ihr Leben als Buchautorin nur eine Übergangsphase während einer Anmnesie? Ist der männliche Argylle echt oder wirklich nur ein Hirngespinst?
Der Film verrennt sich sehr schnell in den verschiedenen Metaebenen und verliert dabei die gemeinsame Schnittstelle aus den Augen. Da dauert es nicht lange und der Zuschauer verliert das Interesse an der wirren Geschichte. Die eigentlich dafür ausgelegt war, ein komplett neues Film-Franchise zu starten – samt Verknüpfung zum “The-Kingsman”-Kosmos von Matthew Vaughn. Hinzu kommt, dass man Bryce Dallas Howard zwar die betuliche Buchautorin ohne Probleme abnimmt, sie aber als Agentin nicht für eine Sekunde ernstnehmen kann.
Immerhin: Es gibt sehr viele Actionszenen im Film zu sehen – grundsolide etwa wie die klaustrophobische Killerjagd im Zug, sehenswerte wie eine schießwütige Choreographie in einem Minenfeld explodierender Farbbomben und wirklich miese wie ein tödliches Schlittschuhlaufen auf einer Ölspur. Leider fallen dem Zuschauer die am Rechner entstandenen CGI-Szenen trotz des hohen Budgets noch viel zu sehr auf.
Was Katze Alfie überhaupt so exponiert in dem Film zu suchen hat, warum Samuel L. Jackson mitspielt, aber kaum etwas zu tun bekommt, woher der so gewöhnungsbedürftige Name Argylle stammt und warum der Film überhaupt so lang sein muss – wir wissen es nicht.
“Argylle” unterhält als Film dank bunter Action und cooler Sprüche, ist aber bereits beim Verlassen des Kinosaals wieder komplett in Vergessenheit geraten. Eine Fortsetzung braucht es da nicht wirklich. Von der exzellent geschriebenen und perfekt besetzten Krimikomödie “The Gentleman” von Guy Richie ist “Argylle” Lichtjahre entfernt. (CS / Bilder: Universal)
Fazit: 2,5 von 5 Sternen (FSK: 12)
Spieldauer: 140 Minuten
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=rgG4D1B1jmM
Dieser Artikel stammt aus „Zehlendorf Aktuell“ Ausgabe 119 (2/2024).
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