Kino-Filmkritik: Das Erwachen der Jägerin
Der Kinofilm “Das Erwachen der Jägerin” mit Star-Wars-Star Daisy Ridley basiert direkt auf dem Bucherfolg “Die Moortochter” von Karen Dionne. Neil Burger hat das Buch als Regisseur auf die Leinwand gebracht. Die junge Helena (Brooklyn Prince) wächst fernab von jeder Zivilisation mitten in der amerikanischen Wildnis auf. In den Mooren, in den Flußauen und im Wald zeigt ihr der schweigsame Vater (Ben Mendelsohn) mit Härte und Geduld, wie man in der Natur überlebt.
Immer, wenn die kleine Helena (“mein kleiner Schatten”) eine neue große Aufgabe bewältigt, meisselt ihr der strenge Vater ein neues Tattoo unter die Haut.
Helena ist mehr als glücklich in diesem Umfeld und nimmt die täglichen Herausforderungen im Survival-Alltag gerne an. Ihre Mutter hingegen ist schweigsam und versucht die Tochter immer wieder vom Vater zu lösen. Doch das Vater-Tochter-Band ist sehr stark.
Bis eines Tages ein Fremder in die Idylle platzt und die Mutter die Gelegenheit zur Flucht ergreift. Sie wurde vor Jahren vom berüchtigten “Moorkönig” in die Wildnis entführt, geschwängert und gefangen gehalten. Der “Moorkönig” landet im Gefängnis, für Helena beginnt ein ganz neues Leben.
Der erste Teil von “Das Erwachen der Jägerin” zeigt sehr eindrucksvoll das Leben in der Wildnis und berichtet von den harten Lektionen, die der Vater seiner Tochter vermittelt. Die kleine Brooklyn Prince spielt ihre Rolle als Wildfang, die ihrem Vater gefallen möchte, sehr gut. Ein perfektes Schauspiel bietet auch Ben Mendelsohn als mürrischer Vater, der seine ganz eigenen Regeln im Leben verfolgt und in dessen Vorstellung alles seine Richtigkeit hat. So wird die Figur herrlich ambivalent – man versteht sie, fürchtet sie aber auch.
Schnitt. Jahre später ist Helena (nun gespielt von Daisy Ridley) selbst Mutter. Sie überschminkt ihre Tattoos, geht einer Arbeit im Großraumbüro nach, kümmert sich um Mann und Tochter, bleibt aber ein misstrauisches Kind des Waldes, dem es schwerfällt, sich zu öffnen und Beziehungen aufzubauen.
Als ihr Vater aus dem Gefängnis flieht, spürt Helena sofort, dass ihr Vater kommt, um sie zu holen. Sie sucht deswegen die Konfrontation – dort, wo alles begonnen hat, in den Wäldern.
Auch Daisy Ridley spielt ihre Rolle hervorragend. Als junge Erwachsene mit einem starken Trauma hat ihre Helena große Probleme damit, ihren Platz in der normalen Welt zu finden. Es steckt eben noch viel zu viel von der jungen Trapperin in ihr. Als der “Moorkönig” ihre junge Familie bedroht, muss sie gegen ihren eigenen Vater kämpfen. Und sich dabei an alle Lektionen erinnern, die er ihr als Kind beigebracht hat.
“Das Erwachen der Jägerin” setzt nicht auf physikalisch sichtbare Gewalt, sondern setzt ganz auf den psychologichen Effekt. Um genau aufzuzeigen, wie jede Figur tickt, und um auf dieser Basis die starke Emotionalität des Films zu unterfüttern, braucht es Zeit. Das sorgt in den ersten vier Fünfteln des Films für ein sehr betuliches Tempo.
Am Ende fehlt dem Film aber diese Zeit. Die Auseinandersetzung zwischen Vater und Tochter, der letzte, finale Fight in der Wildnis – er reißt nur kurz an, was sein könnte, und endet viel zu schnell. Um den Film wirklich rund zu machen, hätte man locker noch eine halbe Stunde ranhängen müssen, um die aufgestaute Erwartung der Zuschauer perfekt zu befriedigen. (CS / Bilder: Tobis Film)
Fazit: 3 von 5 Sternen
FSK: 12
Spieldauer: 108 Minuten
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=QwZYRKe2dig
Dieser Artikel stammt aus „Zehlendorf Aktuell“ Ausgabe 118 (1/2024).
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