Kino-Filmkritik: Plane

Wenn einem der öde Alltag zunehmend die Luft abschnürt, dann ist es an der Zeit für einen schönen handgemachten klassischen Actionfilm, in dem sich starke Männer gegenseitig verhauen, bevor sie die Flinte in die Hand nehmen und ordentlich rumballern. Lange Jahre über waren Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger die Helden dieses Kinogenres, dann übernahm Bruce Willis das Zepter. Nun gehört Gerard Butler (“Olympus Has Fallen”, “Hunter Killer”, “Geostorm”) zu den Prügelknaben, die wenigstens einmal im Jahr über die Leinwand flimmern.
Gerard Butler hat in den letzten Jahren nicht immer die echten A-Angebote im Actionfilm bedient. Mit “Plane” lässt er uns aber schnörkellos, abwechslungsreich und vor allem bis unter die Hutablage mit Action vollgestopft in den Himmel abheben.
Er spielt den netten Piloten Brodie Torrance (Gerard Butler), der in einer drittklassigen Airline im Cockpit sitzt. Einen letzten Flug muss er noch absolvieren, dann darf er nach Hause zu seiner Tochter. Doch die Airline möchte gern ein paar Liter Kerosin sparen – und zwingt den Piloten dazu, mitten durch eine gefährliche Wetterfront zu fliegen. Es kommt, wie es kommen muss – die Maschine wird vom Blitz getroffen, die Elektronik fällt aus und der metallene Vogel schmiert ab.
Brodie Torrance gelingt es, auf einer kleinen Insel auf den Philippinen zu landen. Dummerweise ist das aber eine Insel, auf der geldgierige Separatisten leben und die vom Militär weiträumig gemieden wird. Die Separatisten sehen in den Überlebenden nur Geiseln, für die man viel Lösegeld verlangen könnte. Allein Brodie kann seine Passagiere noch retten. An seiner Seite – Louis Gaspare (Mike Colter), der als angeklagter Mörder vom FBI in das Flugzeug begleitet wurde.
Regisseur Jean-François Richet macht bei “Plane” eigentlich alles richtig. Ohne langes Geplänkel zündet er eine Action-Rakete, die sofort loszischt und den Zuschauer mit sich reißt. Die ersten Minuten im abstürzenden Flieger sind bestens dazu angetan, eine gerade erst überwundende Flugangst jäh wieder aufflammen zu lassen. Die ersten Stunden auf der Dschungelinsel entsprechen einem Survival Boot-Camp. Und dann geht der blutige Kampf mit den Separatisten los, der mit lautstarker Brutalität alle niederen Triebe des Action-Kinos bedient.
Jean-François Richet gelingt es sehr gut, rund um das Zweiergespann Gerard Butler und Mike Colter ein ganzes Dutzend an interessanten Charakteren zu entwickeln, die dem Film mehr Tiefe geben. Eine sehr schöne Nebenhandlung ist übrigens die um den Problemlöser der Airline, der zusehen muss, wie er die Fluglinie aus den Nachrichten halten und zugleich die gestrandeten Passagiere aus dem philippinischen Niemandsland retten kann.
“Plane” erzählt von Anfang bis Ende eine stringende Action-Geschichte in allerbester Tradition des Genres. Das Hirn kann man getrost ausschalten, um die Action zu genießen. Bemängelt werden darf hier nur, dass der Pilot zu edelmütig und die Separatisten zu böse sind, um wahr zu sein. Mike Colter als unheimlicher Mörder, der als Kämpfer plötzlich unverzichtbar wird, ist aber ein sehr schön ausgearbeiteter ambivalenter Part, der die Schwarz-Weiß-Aufteilung des Films etwas aufhebt.
Kurzum: “Plane” ist keine hohe Kunst, unterhält aber Freunde des Genres äußerst zuverlässig. Das reicht für vier Sterne aus. (CS / Bilder: Leonine Studios)
Fazit: 4 von 5 Sterne (FSK 16)
Spieldauer: 107 Minuten
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=lGsZGQadvPY
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 203 (2/2023).
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