Kino-Filmkritik: A Great Place To Call Home

Was für ein völlig verrückter, schrulliger und zugleich äußerst liebenswerter Film das doch ist! Mit “A Great Place To Call Home” legt Regisseur Marc Turtletaub (“Little Miss Sunshine”, “The Farewell”) einen Science-Fiction-Film vor, wie er ungewöhnlicher und übrigens auch kürzer wohl kaum sein kann.
Milton (Oscar-Preisträger Sir Ben Kingsley) ist 78 Jahre alt. Er lebt in einem kleinen Ort irgendwo in Pennsylvania in einem viel zu großen Haus. Seine Frau ist verstorben, sein Sohn spricht nicht mehr mit ihm und nur seine Tochter schaut ab und an nach dem Vater. Milton wird langsam vergesslich und legt schon einmal die Tageszeitung aus Versehen im Tiefkühler ab. Das hindert ihn aber nicht daran, zu jedem einzelnen Gemeindetreffen zu gehen, um hier immer wieder aufs Neue die selben Verbesserungsvorschläge vorzubringen.
Als eines Tages ein UFO in seinem Garten notlandet und seine Blumenbeete verwüstet, kann sich Milton beschweren, wie er möchte: Niemand glaubt dem verschrobenen Alten auch nur ein Wort. Bis die beiden Seniorinnen Sandy (Harriet Harris) und Joyce (Jane Curtin) dem Rentner nachspionieren – und mit eigenen Augen sehen, was da aus dem UFO gekrochen kommt.
Tatsächlich zeigt der Film eine unheimliche Begegnung der dritten Art. Doch wie geht man als seniler und vergesslicher Rentner mit dem Erstkontakt zu einem Alien um?
Milton, Sandy und Joyce beschließen, sich um den stummen Alien mit der blass-blauen Haut und den großen Augen zu kümmern – auch wenn das bedeutet, dass sie Unmengen von Äpfeln einkaufen müssen.
Das Drama nimmt seinen Lauf: Die Regierung hat den Absturz eines “Wettersatelliten” beobachtet und überwacht alle Telefone. Schon bald kommen sie den senilen Rentnern auf die Schliche.
“A Great Place To Call Home” ist ein herrlich verschrobenes Kammerspiel mit Alien-Beteiligung, das aber vor allem von der sehr unterhaltsamen Interaktion zwischen den drei Rentnern lebt, die alle sehr einsam sind und nun dank der gemeinsamen Aufgabe zueinander finden und Freunde werden, die sich besser kennenlernen und auch füreinander einstehen. Und natürlich geraten sie sich auch in die Haare – etwa über die Frage, ob sie das Alien nun lieber Jules oder Gary nennen sollen.
Der oder die Außerirdische wirkt erstaunlich simpel in der optischen Gestaltung. Da hätten sich die Maskenbildner mehr Mühe geben können. Denkt man zunächst. Bis einem klar wird, dass Jules oder Gary nur ein Stichwortgeber ist, an dessen bloßer Existenz sich Milton, Sandy und Joyce aufrichten und zu neuer Lebensfreunde finden können.
“A Great Place To Call Home” ist sensibel, verständnisvoll, zartfühlend und sehr einfühlsam, wenn es um die Beziehungen, die Einsamkeit und die Probleme der drei alten Menschen geht. Alle drei Schauspieler legen hier eine behutsame und unaufdringliche Performance vor, die äußerst bemerkenswert ist.
Zugleich ist das Drehbuch aber sehr skurril, brachial, schenkelklopfend komisch und grenzenlos krass. Die nächste böse Überraschung, die absolut nicht zum Film passen möchte, wartet gleich hinter der nächsten Ecke. Selten hat man Filmjournalisten in einer Pressevorführung so viel kichern und losprusten gehört. Der außergewöhnliche Film startet am 1. Februar 2024 in den Kinos.(CS / Bilder: Neue Visionen)
Fazit: 4,5 von 5 Sternen
Spieldauer: 87 Minuten
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=1OzpUZRrajY
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 214 (1/2024).
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