Infoabend mit der Verkehrswacht Nauen: Senioren im Straßenverkehr!
Die Diskussion ist im vollen Gange: Fahren Senioren noch wirklich sicher Auto oder sollten sie regelmäßig ihre Fahrtauglichkeit neu unter Beweis stellen müssen? Die Seniorenbeauftragte der Stadt Nauen lud am 21. November im Schulterschluss mit der Verkehrswacht Nauen zu einer Informationsveranstaltung für Senioren in das Familien- und Generationenzentrum gleich gegenüber vom Rathaus ein. Bei der Veranstaltung kamen sehr überraschende Fakten zur Sprache.
Yvonne Prochnow, die Seniorenbeauftrage der Stadt Nauen, machte gleich zum Beginn der Infoveranstaltung klar, dass die älteren Bürger nichts zu befürchten hätten: “Wir möchten ihnen auf keinen Fall vorschreiben, wegen des Alters den Führerschein abzugeben oder sie in ihrer Mobilität zu beschränken. Tatsächlich geht es eher um die Vermittlung von aktuellen Informationen und um das Angebot, passend zum Thema miteinander ins Gespräch zu kommen.”
Was am Abend des 21. November im großen Saal im Dach vom Familien- und Generationenzentrum Nauen besprochen wurde, war in der Tat überraschend.
Ulf Schröter, der ehrenamtlich für die Verkehrswacht Havelland tätig ist: “Tatsächlich ist es so, dass die Verkehrsteilnehmer über 65 Jahren eigentlich die wenigste Unfälle mit dem Auto verursachen. Sie wissen um ihre geringere Reaktionszeit und fahren deswegen langsamer und mit einem größeren Abstand zum Auto vor ihnen. Wenn sich alle anderen Verkehrsteilnehmer an diese Fahrweise anpassen würden, dann hätten wir deutlich weniger Unfälle zu beklagen.”
In den Medien wird ja oft überlegt, ob es nicht besser wäre, den Senioren ab einer bestimmten Altersgrenze den Führerschein wegzunehmen, sollten sie etwa einen dann vorgeschriebenen Seh- oder Reaktionstest nicht mehr bestehen.
Ulf Schröter: “Das ist viel zu kurz gedacht. Tatsächlich ist das Auto für viele Senioren im ländlichen Bereich das einzig verfügbare Verkehrsmittel, um einkaufen zu fahren oder um am öffentlichen Leben teilzunehmen. Die älteren Autofahrer sind dabei oft nur noch auf den wenigen Strecken unterwegs, die sie in- und auswendig kennen – und trauen sich andere Wege eh nicht mehr zu. Hinzu kommt, dass sie sich regelmäßig ein neues Auto kaufen und deswegen oft bestens mit den allerneuesten Assistenzsystemen ausgestattet sind.”
Probleme treten oft erst auf, wenn der Opa mit dem Enkel in den Urlaub fährt. Ulf Schröter: “Dann vergessen die Senioren mitunter ihre Medikamente und denken nicht daran, dass die Kinder vielleicht eine Pause benötigen oder bei der Fahrt unterhalten werden müssen.”
Der Experte von der Verkehrswacht brachte noch einen ganz neuen Gedanken auf: “Bei Senioren, die mit dem Fahrrad unterwegs sind, liegt der Fall ganz anders als beim Auto. An über 58 Prozent der tödlichen Radfahrunfälle sind Senioren beteiligt. Das liegt mitunter auch daran, dass sich diese Radfahrer nicht mehr so beweglich im Sattel umdrehen können, um einen Schulterblick zu machen. Auch sind sie oft viel zu dunkel gekleidet und tragen keinen Helm.”
Auch die älteren Fußgänger sind ähnlich betroffen. Ulf Schröter: “Auch hier häufen sich die tödliche Unfälle. Das liegt vor allem daran, dass die Senioren langsamer unterwegs sind. Sie brauchen so etwa deutlich länger, um die Straße zu überqueren – und sie reagieren auf dem Weg auch langsamer auf Gefahrenmomente. Dazu gehört auch, dass sie nicht an den toten Winkel bei einem LKW denken, der gerade abbiegen möchte.”
Für die Senioren in Nauen gibt es einmal im Monat einen kostenfreien Vortrag, immer zu wechselnden Themen. (CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 213 (12/2023).
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