Nauen: Im sanierten Gutshaus Lietzow kann ab sofort gefeiert und übernachtet werden!
Groß und imposant sieht es aus, das Lietzower Gutshaus. Es liegt gleich gegenüber der Kirche direkt an der B5 – und war nach der Wende vollständig der Verwahrlosung preisgegeben. Michael Schob, Inhaber einer regionalen Gartenbaufirma, hat bereits im Vorfeld einige alte Häuser in der Nauener Altstadt saniert. 2011 hat er zusammen mit seiner Frau das Lietzower Gutshaus erworben – und es aufwändig saniert. Nun wurde am 11. April die Fertigstellung gefeiert. Ab sofort kann die Location für Feiern aller Art gemietet werden. (ANZEIGE)
Wenn man bereits so einige dem Verfall überlassene Häuser in der Ackerbürgerstadt entdeckt, gekauft und nach allen Regeln des Denkmalschutzes saniert hat, bekommt man ein Auge für die besonderen Juwelen, die im Staub liegen.
So kam es 2011, dass Michael und Sabine Schob auf ihren Autofahrten über die B5 immer wieder das alte Gutshaus im Nauener Ortsteil Lietzow ins Auge stach.
Das Gutshaus in Lietzow wurde 1924 erbaut und 1925 fertiggestellt. Errichtet wurde es von Max Voigt, der damals die königliche Domäne Lietzow-Berge gepachtet hatte und das Gutshaus als privates Wohnhaus nutzte.
Das Haus wurde nach dem Krieg auf durchaus unterschiedliche Weise genutzt, nachdem Max Voigt wohl in den Westen verschwunden war und stattdessen Flüchtlinge im Gemäuer wohnten. Zuletzt fand das Gutshaus in den DDR-Jahren sogar als Kindergarten Verwendung. Das Kinderlachen verstummte aber spätestens nach der Wende 1989. Das Gutshaus stand anschließend viele, viele Jahre lang leer und verwahrloste in dieser Zeit zunehmend. Die Waschbären zogen ein und warfen die Schindeln vom Dach.
So gesehen war es ein echtes Glück, dass die Schobs auf das Anwesen aufmerksam wurden und es 2011 als Bauruine kauften. Bei einer Begehung mit dem Landrat Roger Lewandowski und Nauens Bürgermeister Manuel Meger im Jahr 2020 sagte der gebürtige Falkenseer Michael Schob: “Alte Gebäude finde ich toll. Es macht mir großen Spaß, sie vor dem Verfall zu retten und sie möglichst originalgetreu wiederherzurichten. Das ist stets ein privates Vergnügen, ich sehe mich deswegen auch nicht als Investor, sondern einfach als netten Kerl, der etwas für seine Region tut.”
2019 ging es los mit der Sanierung des wohl jüngsten Guthauses im Havelland. Michael Schob: “Wir haben zuerst das Dach repariert und die Fassade wieder schön gemacht. So sah das Gutshaus von außen schon wieder sehr ansehnlich aus. 2020 haben wir mit den Innenarbeiten angefangen. Im engen Schulterschluss mit dem Denkmalschutz haben wir den Stand von 1925 wieder hergestellt. Das war alles andere als einfach. So haben wir unter den Holzdielen den Schwamm gefunden – und mussten auch darauf Rücksicht nehmen.”
2023 haben die Baumaßnahmen ihren Abschluss gefunden, nun fehlen nur noch Kleinigkeiten. 99 Jahre nach der Fertigstellung des Gutshauses kann nun wieder das Leben vor Ort einziehen. Die Schobs haben bei der Innensanierung versucht, das alte Flair von 1925 wieder herzustellen. Das gelingt mit mühevoll sanierten Holzdielen, edlen Tapeten an den Wänden, überraschend viel Farbe und vielen antiken Möbeln aus der damaligen Zeit. Sogar einen Flügel hat man sich geliehen, um ein klangvolles i-Tüpfelchen zu setzen. Wer das Haus nun betritt, unternimmt eine Zeitreise in vergangene Jahrzehnte.
Es stand sehr schnell fest, dass die Schobs in dem sanierten Gutshaus nicht selbst wohnen wollen und werden. Es wurde am 11. April feierlich als neue Veranstaltungsstätte eröffnet, die sich stunden-, tage- oder wochenweise für Hochzeiten, Geburtstage, Tagungen, Familienzusammenkünfte und zahllose andere Festivitäten mieten lässt. Als “Eventlocation mit Übernachtungsmöglichkeiten” erweitert das Gutshaus nun die Liste der Veranstaltungsorte um einen besonders hochkarätigen Ort mit insgesamt 200 Quadratmetern nutzbarer Fläche.
Roger Lewandowski, Landrat vom Landkreis Havelland, zeigte sich begeistert: “Ich habe damals das alte, verfallene Gebäude gesehen. Da konnte man es sich nur schwer vorstellen, wie das sanierte Haus perspektivisch einmal aussehen könnte. Wir können nur Danke sagen für den Mut, dieses schöne Haus zu sanieren und es dann auch noch für eine öffentliche Nutzung zur Verfügung zu stellen. Sie haben damit dem Havelland eine weitere Perle in die Krone gesetzt.”
Ferienwohnungen, Tanzkeller, Damenzimmer und Hochzeitssuite
Wie kann man sich das “Innenleben” vom neuen Gutshaus Lietzow vorstellen?
Im Souterrain gibt es zwei Ferienwohnungen mit Zugang zum Garten, einen knapp 40 Quadratmeter großen Tanzkeller und einen Wintergarten mit Bar.
Im Erdgeschoss stehen verschiedene Räume für die Nutzung zur Verfügung, die nach ihrem alten, ursprünglichen Zweck benannt sind. Da gibt es demnach das alte Damenzimmer, den Salon, das Arbeitszimmer, das Speisezimmer und das Wohnzimmer. Allein im Wohnzimmer lassen sich zwei Speisetafeln für zusammen 24 Personen unterbringen. Über den Daumen geschätzt können vor Ort Feiern für bis zu einhundert Personen geplant werden.
Das Obergeschoss bietet acht Doppelzimmer, eine Hochzeitssuite und ein Einzelzimmer für die Übernachtung im Gutshaus, falls eine Feier oder ein Firmen-Event einmal länger dauern oder nach einer Hochzeit niemand mehr so spät in der Nacht nach Hause fahren möchte.
Um die Vermietung des Gutshauses kümmert sich ab sofort die neu gekürte Veranstaltungsleiterin. Das ist Caprice Lipinsky. Sie erzählt: “Wir stellen das Haus inklusive Personal zur Verfügung. Auch um eine anschließende Reinigung kümmern wir uns. Wer besondere Wünsche hat, kann sich an uns wenden. Wir vermitteln in diesem Fall externe Dienstleister wie etwa Caterer, Musiker oder Fotografen. Wir helfen auch gern dabei, den Ablauf einer Feier zusammen mit den Kunden zu planen, damit nichts dem Zufall überlassen wird.”
Dabei wird sich die Veranstaltungsleiterin nicht nur auf potenzielle Kunden im Havelland konzentrieren: “Wir haben bereits erste Anfragen aus Ländern außerhalb von Deutschland. Eines unserer ersten Brautpaare kommt so etwa aus der Schweiz. Wir bieten unseren Gästen ein absolut historisches Highlight – ein Gebäude auf dem Stand von 1925.”
Zum Gelände gehört ein sehr großer Garten, der im Sommer dazu einlädt, eine Feier nach draußen zu verlegen. Droht da kein Ärger mit den Nachbarn? Caprice Lipinsky: “Der Garten darf gern mitgenutzt werden. Es gibt ja hinten im Areal sogar eine kleine Liebesinsel mitten in einem kleinen Gewässer, die sich über eine Brücke betreten lässt. Die Brücke bietet sich auch als idyllisches Fotomotiv an. Aber ab 22 Uhr versuchen wir, Rücksicht auf unsere Nachbarn zu nehmen. Dann kann ja gern im Haus oder im Tanzkeller weitergefeiert werden.”
Über die Erwähnung der Liebesinsel freute sich auch Nauens Bürgermeister Manuel Meger, der ja gleich nebenan in Berge aufgewachsen ist: “Als jemand, der schon in jungen Jahren hier in Lietzow unterwegs gewesen ist, kenne ich natürlich auch die Liebesinsel sehr gut.”
Für Michael Schob ist die Gartengestaltung kein zu vernachlässigendes Muss, sondern ein echtes Anliegen. Der Garten wurde so nach dem historischen Vorbild wieder aufgebaut.
Michael Schob: “Als Gärtner ist es mir wichtig, dass man auch im Garten sehen kann, dass sich jemand mit professionellem Blick um ihn gekümmert hat. Zu meinem 50. Geburtstag habe ich hier eine kleine Obstallee gepflanzt, die inzwischen bereits Früchte trägt. Jetzt würde ich gern noch ein Gemüsebeet anlegen, das gehört zu so einem Landhausgarten ebenfalls mit dazu. Wir möchten auch das alte Spritzenhaus wieder neu aufbauen und auf der Liebesinsel einen Pavillon platzieren. Hinzu kommt zwischen Gutshaus und Liebesinsel auch noch eine Gartenlaube, die ich im Garten meiner Eltern abbauen und hier wieder neu errichten möchte.”
Große bauliche Veränderungen dürfen auf der schilfumwachsenen Liebesinsel aber nicht stattfinden. Es handelt sich dabei nämlich um ein Bodendenkmal. Auf der 30 x 30 Meter großen Insel soll es im Jahr 1375 einmal eine alte slawische Burganlage gegeben haben. Darauf ist unbedingt Rücksicht zu nehmen.
Schulterschluss mit dem Berliner Hof
Michael Schob arbeitet zurzeit noch an einem weiteren Sanierungsobjekt – dem allerletzten, um das er sich in seinem Leben kümmern möchte. Dabei handelt es sich um den “Berliner Hof Nauen” in der Goethestraße 54. Auch dieses Gemäuer ist eine echte Herausforderung, gibt es hier doch neben dem allgemeinen Verfall viele zusätzliche Hürden, die zu stemmen sind.
Michael Schob: “Unsere Überlegung war es von Anfang an, das Gutshaus Lietzow und den Berliner Hof in Nauen als Einheit zu sehen. Beides soll und kann nur zusammen funktionieren. Anders wäre es auch gar nicht möglich, das extra eingestellte Personal auszulasten.”
Der Berliner Hof soll einmal ein Hotel und eine Gastronomie beherbergen. Um die beiden Immobilien zu führen und zu verwalten, wurde die Schob Hotel & Gastro GmbH i.G. gegründet. Eine der ersten Personalmeldungen konnte bei der Eröffnung vom Gutshaus Lietzow verkündet werden. Die neue Firma hat neben der Veranstaltungsleiterin eine Konditorin eingestellt, die Gäste und Kunden mit Kuchen, Torten und süßen Häppchen versorgen kann.
Ein niedlicher Fakt zum Schluss: Nachdem das Gutshaus Lietzow so lange Herberge einer Kita war, besuchten die “Lietzower Luchwichtel” das Gutshaus und führten zur Eröffnung ein Lied und einen Tanz auf. So schließt sich der Kreis. (Text/Fotos: CS)
Info: Gutshaus Lietzow, Hamburger Chaussee 22, 14641 Nauen OT Lietzow, Tel.: 03321-4609207 (Lipinsky), www.gutshauslietzow.de
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 218 (5/2024).
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