Echtes Suppenwetter zum 1. Lietzower Suppenfest: Geld sammeln für die Lietzower Dorfkirche!

Suppe löffeln für den guten Zweck: Möglich wurde das am 9. März im Nauener Ortsteil Lietzow. Der “Förderverein Dorfkirche Lietzow e.V.” hatte am Nachmittag zum allerersten “Lietzower Suppenfest” eingeladen. Auf dem Kirchengelände durften die Besucher ein gutes Dutzend hausgemachter Suppen verkosten – und mit ihrem Geld auch noch etwas Gutes tun. Es ist für die Sanierung der Kirche vorgesehen, die direkt an der B5 steht.
Bei der Dorfkirche in Lietzow handelt es sich um einen neugotischen Backsteinbau, der 1863 auf dem Standort der abgebrannten Vorgängerkirche errichtet wurde. An der Planung war der bekannte Architekt Friedrich August Stüler beteiligt, weswegen das evangelische Gotteshaus auch gern als eine der vielen Stüler-Kirchen bezeichnet wird.
Die Saalkirche aus gelbem Backstein hat allerdings ein großes Problem: Sie steht zwar unter Denkmalschutz, fällt aber trotzdem langsam auseinander. Zwar konnte man in den letzten Jahren den Turmhelm und den Dachstuhl des Chorpolygons sanieren, eine erneuerte Kreuzblume aufsetzen und die Turmuhr sanieren.
Es bleibt in der Dorfkirche Lietzow aber noch so einiges zu tun, wie Christa Rosskothen (74) weiß. Sie gehört zum Vorstand im “Förderverein Dorfkirche Lietzow e.V.”, der sich im Herbst 2021 gegründet hat, um in erster Linie Gelder für die Sanierung des Kirchtums zu sammeln: “Unser Kirchturm ist gesperrt, da läuten leider schon lange keine Glocken mehr. Alleine die Turmsanierung würde etwa eine viertel Million Euro kosten. Aber es müssten auch die Fenster gemacht werden, das Gemäuer muss trockengelegt werden und eine Seite vom Dach ist auch noch kaputt. Eine umfassende Sanierung könnte leicht eine halbe bis eine ganze Million Euro kosten.”
Im Förderverein engagieren sich über ein Dutzend Kirchenfreunde aus der Nachbarschaft. Sie versuchen, Förderungen zu bekommen, sammeln aber auch in eigener Regie Geld. Eine Idee zum Geldsammeln war das “1. Lietzower Suppenfest” am 9. März, für das Menschen aus der ganzen Umgebung eingeladen wurden.
Christa Rosskothen: “Ich kenne diese Suppenfeste aus Frankreich, da sind sie gang und gäbe. In Frankreich funktioniert das in einem sehr großen Maßstab. Da kommen schon einmal mehrere tausend Leute zusammen. Und wenn man dort um zehn Uhr morgens mit der Ausgabe anfängt, ist die Suppe um elf Uhr schon alle.”
Tatsächlich ist es doch so: Suppen und Eintöpfe mag eigentlich jeder sehr gern. In den Familien wird aber immer seltener frisch gekocht – und auch die Rezepte für die klassischen Suppen gehen zunehmend in den Familien verloren. Insofern sorgt so ein Suppenfest für ganz heimelige Gefühle und für aufschwappende Erinnerungen aus der Kindheit. Und überhaupt: So ein kühler Märznachmittag mit Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt und ausnahmslos nur grauen Wolken am Himmel – gibt es denn ein besseres Suppenwetter?
Dementsprechend groß war der Ansturm auf das allererste Suppenfest. Binnen einer Stunde standen über 50 Menschen auf dem Gottesacker. Jung und Alt hatten Spaß daran, die von privater Hand zubereiteten Suppen zu verkosten.
Eine gute Idee: Für zehn Euro Spende, die am Eingang zu entrichten war, durfte man das Suppenfest betreten und alle Suppen einmal reihum probieren. Für fünf Euro Pfand gab es sogar noch einen tiefen Teller und einen Löffel auf die Hand. Unter zwei Zelten waren die heißen Suppen untergestellt. Mit dem Teller in der Hand konnten die Gäste hier wie dort eine Kelle Suppe bekommen – und Altbewährtes wie auch Neues kennenlernen.
Christa Rosskothen: “Ich habe eine kalte Vanille-Puddingsuppe mitgebracht und eine Minestra. Die Minestra ist eine etwas flüssigere Variante von einer Minestrone, das ist eine italienische Gemüsesuppe.”
Es gab aber auch noch eine Gurkensuppe, eine serbische Bohnensuppe, eine würzige Fischsuppe, eine Soljanka, eine Linsensuppe, eine klassische Kartoffelsuppe, eine Erbsensuppe, eine Hühnersuppe und eine geheimnisvolle Hexensuppe mit Tomate, Paprika, Zwiebeln, Hackfleisch und Mandarinen. Wer wollte, konnte sich Baguette zum Stippen nehmen. Schade war nur, dass passend zu den Suppen keine Rezepte auslagen. So hätte man seinen eigenen Favoriten Zuhause vielleicht sogar noch nachkochen können.
Christa Rosskothen freute sich über die zahlreichen hungrigen Besucher: “Unsere Idee von einem Suppenfest scheint sehr viel Anklang gefunden zu haben. Die ersten Gäste standen schon um 16 Uhr auf der Matte, also eine halbe Stunde zu früh. Und während des ganzen Nachmittags kamen immer noch Besucher nach. Für das erste Mal war das schon ganz ordentlich. Im Herbst möchten wir gern ein zweites Suppenfest veranstalten, dann aber mit einem richtigen Wettbewerb, bei dem die beste Suppe gekürt wird. Dieses Mal haben wir uns die Suppenschalen noch ausgeliehen. In Frankreich lassen sich die Veranstalter eigene Schalen töpfern. Da steht immer noch der Ortsname und das Jahr mit drauf. Inzwischen habe ich eine ganze Sammlung von diesen Tellern. Vielleicht machen wir so etwas auch.”
Zum ersten Suppenfest kam auch Alain Fritsche aus Dallgow-Döberitz mit ihrer Familie. Warum hatte sie den weiten Weg nach Nauen auf sich genommen? – “Weil wir alle echte Suppenfans sind. Wir haben von dem Fest gelesen und dachten, das müssen wir testen. Wir kochen auch Zuhause noch jede Menge Suppen, wir sind nämlich alle in der Familie stolze Besitzer eines Thermomix. Wir sind auch ein bisschen neugierig gewesen, was die Lietzower für Suppen kochen – und wollten uns inspirieren lassen. Mein Mann liebt Fischsuppen, die werden ja auch immer von jedem anders gekocht. Die Lietzower Version fand er sehr lecker. Wir freuen uns auf eine Wiederholung im September.”
Während des Events gab es besinnliche Musik in der Kirche. Dort konnte man auch noch Reste der Ausstellung zum 160. Geburtstag der Dorfkirche vom Juni 2023 bestaunen. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 217 (4/2024).
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