Altstadtsanierung in Nauen: Aus der Alten Brauerei wird das Wohnquartier “Kerkows Braugärten”!
Die Sanierung der Altstadt in Nauen schreitet weiter voran. Projektentwickler Frank Wittfoth wandelt zurzeit die Alte Brauerei in ein modernes Quartier mit 37 neuen Wohnungen und einer Tiefgarage um. Da die alte Substanz vorbildlich erhalten wurde, zeichnete die “Arbeitsgemeinschaft Städte mit historischen Stadtkernen des Landes Brandenburg” das Projekt am 10. Oktober mit der Auszeichnung “Denkmal des Monats” aus. Es ist das 289. Mal, dass Urkunde und Plakette übergeben wurden.
Der gemauerte Schornstein der alten Mälzerei ragt noch immer weit über das modernisierte und erweiterte Gebäudeensemble der Alten Brauerei in der Jüdenstraße hinaus in den Himmel. Der Schlot hat keine Funktion mehr, erinnert aber doch an die Historie des Ortes.
Hier, mitten in der Altstadt, ist wahrscheinlich um das 1766 herum gleich nach dem großen Nauener Stadtbrand eine Brauerei errichtet worden. Von 1865 bis zum Kriegsende im Jahr 1945 hat vor Ort die Familie Kerkow Bier gebraut.
Brauerei und Mälzerei hatten damals viel zu tun. Denn nach den Aussagen der Nauener Heimatfreunde soll das Brunnenwasser vor Ort damals so schlecht gewesen sein, dass man selbst den Kindern lieber Bier zu trinken gegeben hatte. Unvorstellbar ist es heute, dass in Nauen gleich mehrere Brauereien aktiv waren. Die Brauerei Kerkow gilt als die älteste. Sie produzierte obergärige Biere, Malzvollbier, Weiß-Schankbier, Selter und Limonaden.
Damals sorgte die übermächtig gewordene Bierkonkurrenz aus Berlin leider dafür, dass die Nauener Brauerei schließen musste. Das Gebäude stand zuletzt 25 Jahre langvollständig leer – und war somit dem ungebremsten Verfall preisgegeben, wie das für so viele Häuser aus der Altstadt der Fall war. Viele können sich bestimmt noch an Zeiten erinnern, in denen bereits junge Birken aus den eingesunkenen Dächern einzelner Häuser wuchsen.
1992 hatten die Nauener Stadtväter eine Erhaltungssatzung erlassen, um dem weiteren Verfall den Kampf anzusagen und die Altstadtsanierung in Gang zu bringen. Dank der Initiative privater Investoren und einer Förderung aus dem Bund-Länder-Programm “Städtebaulicher Denkmalschutz” konnte der Verfall ab der Jahrtausendwende tatsächlich aufgehalten und umgekehrt werden. Nach und nach wurden die einzelnen Häuser saniert und wieder bewohnbar gemacht. Das förmliche Sanierungsverfahren wurde im Dezember 2021 durch die Aufhebung der Sanierungssatzung abgeschlossen. Zuletzt wurden elf Millionen Euro Fördermittel genutzt, um alle Straßen der Nauener Altstadt wieder in Schuss zu bringen.
Bürgermeister Manuel Meger: “Mit dem Abschluss der Altstadtsanierung hat sich unsere Altstadt nunmehr zum ‘Schmuckstück des Havellandes’ gemausert. Längst ist die Altstadt eines der beliebtesten Wohnquartiere Nauens mit jährlich steigenden Einwohnerzahlen geworden.”
Leider war ausgerechnet die Alte Nauener Brauerei bislang durch alle Sanierungspläne gefallen. Niemand wollte sich so recht an die verfallenen Gebäude herantrauen.
Das änderte sich im Jahr 2019. Die Wittfoth Bau GmbH aus Potsdam erwarb das 3.000 Quadratmeter große Grundstück und entwickelte zusammen mit dem Architekten Uwe Licht erste Pläne zur Sanierung der Gebäudestruktur. 2022 wurde mit dem Umbau begonnen. Dafür konnte eine Förderung von rund 320.000 Euro aus dem Programm “Städtebaulicher Denkmalschutz” in Anspruch genommen werden.
Die Sanierung der Gebäude schließt neben dem dreistöckigen Brauereigebäude in Klinker- und Fachwerkbauweise auch das direkt an der Jüdenstraße befindliche Wohnhaus mit ein, bei dem es sich um ein für die Nauener Altstadt typisches zweigeschossiges Fachwerkhaus handelt. Den Investoren ging es aber nicht nur um die Instandsetzung der historischen Bausubstanz. So sind auch drei Neubauten auf dem Grundstück entstanden.
Auf diese Weise hat der Projektentwickler Frank Wittfoth 37 neue Wohnungen mit zwei bis vier Zimmern und Wohnflächen von 41 bis 114 Quadratmetern geschaffen. Eine besondere Herausforderung bei der Projektentwicklung war die Bereitstellung der nötigen Autostellplätze für die zukünftigen Bewohner des Quartiers mit dem Namen “Kerkows Braugärten”. Da ebenerdig die nötigen Stellflächen fehlen, wurde kurzerhand eine Tiefgarage mit 33 Parkplätzen gebaut. Das war aber alles andere als einfach, da die gesamte Altstadt von Nauen als Bodendenkmal gilt. Also musste der Boden ganz besonders vorsichtig abgetragen werden. Frank Wittfoth: “Wir haben mit Pinsel und Schippchen gearbeitet. Dabei haben wir 7.000 Kubikmeter Erde bewegt. Das war eine logistische und finanzielle Herausforderung. Allein die archäologischen Kosten erhöhen die Miete vor Ort um einen Euro pro Quadratmeter. Das würde ich so nicht noch einmal machen. Die Auflagen sind einfach zu hoch.”
Aber alle Mühen haben sich am Ende doch gelohnt – wohl zu Weihnachten können bereits die ersten Mieter einziehen.
Seit dem Jahr 2001 ist die Stadt Nauen Mitglied in der “Arbeitsgemeinschaft Städte mit historischen Stadtkernen des Landes Brandenburg” (www.ag-historische-stadtkerne.de) geworden. Die AG gründete sich im Jahr 1992 mit dem Ziel, die historischen Stadtkerne in Brandenburg vor dem Verfall zu retten. 31 Städte gehören inzwischen als Mitglieder zur Arbeitsgemeinschaft.
Diese vergibt regelmäßig die Auszeichnung “Denkmal des Monats” für besonders gelungene Sanierungsarbeiten innerhalb der Altstädte. Birgit Würdemann von der AG zeichnete die Alte Brauerei mit dem 289. Preis für das “Denkmal des Monats” aus. Mit überreicht wurden bei der Zeremonie eine Urkunde und eine Plakette, die nun an das Gebäude angebracht werden kann.
Mit vor Ort war auch Andreas Kerkow, ein direkter Nachfahre des letzten Bierbrauers Max Kerkow. Er übergab eine der letzten noch erhaltenen Flaschen mit Kerkow-Prägung für das Historische Archiv der Stadt Nauen. Die Nauener Heimatfreunde nahmen diesen stadtgeschichtlichen Schatz gern entgegen. (Text/Fotos: CS, Visualisierung: Kühn Weigel Architekten PartG mbB)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 212 (11/2023).
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