Kino-Filmkritik: Book Club – Ein neues Kapitel
Immer wieder heißt es doch: Hast du als Frau erst einmal ein bestimmtes Alter in Hollywood erreicht, ist es vorbei mit den guten Filmrollen. Drehbuchautor und Regisseur Bill Holderman wollte das nicht auf sich sitzen lassen. 2018 brachte er die romantische Komödie “Book Club – Das Beste kommt noch” ins Kino. Im Best-Ager-Film gehören die vier Freundinnen Diane (Diane Keaton), Vivian (Jane Fonda), Sharon (Candice Bergen) und Carol (Mary Steenburgen) im besten Ruhestandsalter schon lange einem kleinen Buchclub an.
Die gemeinsame Lektüre von “50 Shades of Grey” animiert sie dazu, sich auch im gesetzten Alter noch einmal mit der Liebe auseinanderzusetzen. Als männliche Co-Stars durften sich Craig T. Nelson, Don Johnson und Andy Garcia mit den liebeshungrigen Damen beschäftigen.
Nun kommt die Fortsetzung ins Kino: “Book Club – ein neues Kapitel” steht an. Die vier Freundinnen stellen fest, dass sie es in all den Jahren nicht geschafft haben, einen geplanten Italien-Mädelstrip Wirklichkeit werden zu lassen. Und was kann ein besserer Anlass für einen solchen Trip sein als eine bevorstehende Hochzeit? Denn Vivian soll zum Traualtar geführt werden. Und wer würde nicht “Ja” sagen, wenn Don Johnson derjenige ist, der den Ring in die Luft hält?
Der Trip der lustigen Mädels nach Italien hat alles, was ein toller Feel-Good-Kinofilm haben muss: Vier tolle Frauen-Charaktere, eine sonnige italienische Kulisse mit Abstechern nach Rom, Venedig und in die Toskana – und viel Wein, Amore und italienische Charmeure.
Nur: Leider macht der Film so gar nichts aus der Steilvorlage. Es gibt zwar ein paar deftige verbale Entgleisungen, die sich aber meist auf nur latent versaute Wortspiele beschränken. Was den in Würde gealterten Damen aber ansonsten auf ihrem Italien-Trip passiert, lässt den Puls der Zuschauer leider kein einziges Mal in die Höhe schnellen. Es gibt kein wirkliches Drama, keine Intrigen, keinen Herzschmerz, sondern nur kleinste Aufreger, die kaum für einen Eintrag ins Tagebuch geeignet sind.
Und kaum ist eine der vermeintlichen “Aufregungen” überstanden, da liegen sich alle Freundinnen auch schon wieder in den Armen und gestehen sich mit Tränen in den Augen, wie schön das Leben doch ist.
Das eigentlich schon lange ausgelutschte Thema “Amerikanische Touristen stranden im alten Europa und erleben einen Road Trip, wie man ihn noch nie zuvor gesehen hat” wird hier nur mit allergeringstem Drehbuch-Einsatz neu aufgewärmt. Eigentlich wäre der Film besser als reiner Werbefilm für Italien geeignet – würde man ihn auf fünf Minuten zusammenkürzen.
Das ist sehr schade, denn gerade die vier tollen Schauspielerinnen Diane Keaton, Jane Fonda, Candice Bergen und Mary Steenburgen haben es verdient, auf der Leinwand noch einmal so richtig gefordert zu werden. Sie haben alle das Talent, das ganz große Drama zu zeigen, um dann nach 90 Minuten das überraschende Happy End einzuläuten.
Ein geklauter Koffer, eine Reifenpanne und ein tolles Kleid machen aber nun einmal leider keinen abendfüllenden Film. Und so prickelt im zweiten Teil von “Book Club” eben nur der fortwährend ausgeschenkte Prosecco, während die Handlung selbst einen eher schalen Eindruck hinterlässt. (CS / Bilder: Universal Pictures International Germany)
Fazit: 2,5 von 5 Sternen (FSK: 0)
Spieldauer: 107 Minuten
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=20u6ialXpzM
Dieser Artikel stammt aus „Zehlendorf Aktuell“ Ausgabe 110 (5/2023).
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