Kino-Filmkritik: KANNAWONIWASEIN
Im Jahr 2018 legte Autor Martin Muser das erste von inzwischen drei Büchern über die beiden Kids Finn und Jola vor. Im Erstling „Kannawoniwasein! Manchmal muss man einfach verduften“, der bei Carlsen erschienen ist, wird genau die Geschichte erzählt, die nun auch bald im Kino gezeigt wird. Kinder ab zehn Jahren werden eine Menge Spaß mit den verrückten Abenteuern der beiden besten Freunde haben.
Regisseur Stefan Westerwelle lädt Familien ab dem 17. August zu einem coolen Roadmovie ein. Der schüchterne Finn ist ein typisches Scheidungskind. Als sein Papa (Eko Fresh) wieder einmal einen Ausflug canceln muss, weil er einen Catering-Auftrag annehmen muss, landet Finn (Miran Selcuk) allein im Zug, um zu seiner Mutter zu fahren – die ihn aber auch nicht über das Wochenende bei sich haben möchte. Tatsächlich kann der Tag sogar noch schlimmer werden: Ein schräger Typ klaut Finn seinen Rucksack – mit der Fahrkarte und seinem geliebten Fotoalbum. Prompt findet sich Finn als Schwarzfahrer im Gewahrsam der Polizei wieder – und lernt die durchgeknallte Jola (Lotte Engels) kennen. Auf der Flucht vor der Polizei möchte sie endlich einmal ans Meer, während Finn darauf brennt, seinen Rucksack zurückzubekommen. Na mal sehen, ob am Ende nicht beides möglich ist.
Der Kinofilm mit dem sperrigen Namen „KANNAWONIWASEIN!“ ist wirklich etwas fürs Herz. Hier geht es nicht um das ganz große Drama, um die Errettung der Welt oder um magische Zauberdimensionen. Es geht um zwei Kinder, die vernachlässigt sind, die sich ungeliebt fühlen, und deren stetig wachsende Freundschaft zueinander umso stärker ist. Es geht in dem Film um Mut, um Freundschaft, um Ziele, um Selbstbestimmung und einfach nur um den gelebten Augenblick.
Es ist schön, dass sich ein Regisseur einmal wieder an ein ganz bodenständiges Abenteuer herantraut, in dem es einfach nur darum geht, es gemeinsam ans Meer zu schaffen oder einen geklauten Rucksack zurückzuerhalten.
Die beiden Nachwuchstalente Miran Selcuk und Lotte Engels tragen den Film mit ihren unverbrauchten Gesichtern ohne Probleme. So bleibt den Erwachsenen im Film nur die Rolle der Stichwortgeber, die große Bühne gehört den beiden jungen Freunden. Nichtsdestotrotz hat man als Zuschauer viel Spaß dabei, Mirja Boes als fiese Zugschaffnerin, Gisa Flake und Heiko Pinkowski als behäbige Polizisten und Leslie Malton als Rockerbraut zu sehen.
Es wäre dem Film sehr zu wünschen, dass er in einer Zeit, in der sonst gefühlt 90 Prozent eines Films aus den CGI-Tiefen eines Computers bestehen, trotzdem sein Publikum findet. Er ist so viel näher dran an der Erlebniswelt junger Kinder als der gesamte neumodische Fantasy-Quatsch, bei dem es immer darum geht, dass ein „Auserwählter“ plötzlich ein ganzes Königreich retten muss.
Und sollte es Stefan Westerwelle gelingen, die Kosten der Produktion wieder einzuspielen und auch etwas Gewinn einzufahren, dann stehen ja noch die beiden Bücher „Kannawoniwasein! 2 – Manchmal fliegt einem alles um die Ohren“ um einen Besuch der beiden Freunde bei Jolas Verwandten in Polen und „Kannawoniwasein! 3 – Manchmal kriegt man einfach die Krise“ um einen Besuch Jolas bei Finns Mutter in Berlin auf dem Plan. (CS / Bilder: Weltkino)
Fazit: 4,5 von 5 Sternen (FSK: 0)
Spieldauer: 88 Minuten
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=TKva4RsmuR0
Dieser Artikel stammt aus „Zehlendorf Aktuell“ Ausgabe 111 (6/2023).
Seitenabrufe seit 19.07.2023:
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