Kino-Filmkritik: Tragedy of MacBeth
Ein bisschen Bildung kann nicht schaden. Und so sorgt der Streaming-Dienst Apple TV+ weiterhin für cineastische Beiträge, die immer ein wenig tiefer schürfen als die der Konkurrenz. Nach einer kurzen (und sicherlich für die Oscar-Verleihung wichtigen) Präsenz in den Kinos kommt “The Tragedy of Macbeth” bereits Mitte Januar in die Ausstrahlung auf Apple TV+.
Viele werden sich jetzt fragen: Macbeth? Den Namen habe ich doch schon einmal gehört. Richtig, es handelt sich dabei um eine der ganz großen Tragödien aus der Feder von William Shakespeare. Das sprachlich sperrige Werk soll 1606 entstanden sein. Es folgt der Geschichte des schottischen Adligen Macbeth, der als Herrführer siegreich ist und dem drei Hexen weissagen, dass er einmal der König von Schottland wird. Um der Weissagung zu folgen, wird Macbeth unter dem Druck seiner Frau zum Königsmörder. Mit immer neuen Schreckenstaten festigt er seine Macht, muss aber am Ende erkennen, dass er der Weissagung der Hexen nicht entkommen kann.
“Doch wer hätte gedacht, dass der alte Mann so viel Blut in sich hatte?”
Joel Coen, der sonst gern zusammen mit seinem Bruder Ethan so ikonische Werke wie “Fargo” oder ”No Country for Old Men” dreht, hat “The Tragedy of Macbeth” im Alleingang realisiert, sich für die Produktion aber mit seiner Ehefrau, der Oscar-prämierten Schauspielerin Frances McDormand, zusammengetan.
“Gib traurige Worte: Der Kummer, der nicht spricht, flüstert das überfüllte Herz und lässt es brechen.”
“The Tragedy of Macbeth” ist als Film ein gewagtes Experiment. Der anderthalbstündige Film ist komplett in schwarzweiß gedreht und im klassischen Fernsehformat 4:3 gehalten. Er setzt auf rudimentäre Kulissen, die aber nicht minder imposant und beeindruckend wirken.
Denzel Washington spielt den MacBeth, Frances McDormand seine Frau. Beide Schauspieler sind bestens ausgewählt, schaffen sie es doch, ihr Gesicht in feinsten Nuancen sprechen zu lassen. Sie versorgen Shakespeares sperrige Worte mit Leben und lassen das ganze Drama wirklich werden. Hier geht es mit einer fortwährend stärker ins Fleisch schneidenden Intensität um Mord, Wahnsinn, Ehrgeiz und zornige Arglist.
“Ich bin im Blut eingetreten so weit, dass die Rückkehr, sollte ich nicht mehr waten, so mühsam war wie das Übergehen.”
Die Besonderheit an “The Tragedy of Macbeth” ist, dass die Schauspieler die Sprache Shakespeares nicht in die Neuzeit adaptieren, sondern sie werksgetreu verwenden. Das sorgt selbst in der deutschen Übersetzung dafür, dass man an den Lippen der Schauspieler kleben muss, um das Nötigste zu verstehen. Dies ist kein Film, den man nebenbei beim Bügeln oder beim Spielen am Handy sehen darf. Er verlangt die gesamte Aufmerksamkeit.
“Was getan wird, kann nicht rückgängig gemacht werden.”
So ungewöhnlich “The Tragedy of Macbeth” auch ist: Kultur tut nicht weh. Man kann sich ihr gern einmal mit allen Sinnen hingeben. Wenigstens einen Abend lang. (CS / Bilder: Apple TV +)
Fazit: 4 von 5 Sterne (FSK o. Angabe)
Spieldauer: 104 Minuten
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=HGd3s9i0hHs
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 190 (1/2022).
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