Alles für die Birne: Obstbaumschnitt im Birnengarten Ribbeck
Der „Birnengarten Ribbeck“ liegt nur ein paar Schritte vom berühmten Schloss Ribbeck entfernt. Gleich hinter dem „Ribbäcker“ ist er zu finden – und steht allen Besuchern offen. Ursprünglich gehörte das Areal als ausgelagerter Posten zur Brandenburger Landesgartenschau, die 2006 in Rathenow veranstaltet wurde. Als es nach der Gartenschau nicht mehr gebraucht wurde, haben sich Rafael und Sandra Kugel von „Havelwasser“ (www.havelwasser.com) als Pächter um das Gelände gekümmert …
… und daraus vor zweieinhalb Jahren den „Birnengarten Ribbeck“ (www.birnengarten-ribbeck.de) gemacht, wie man ihn heute kennt.
Hier wachsen nun 23 Birnenbäume mit 14 verschiedenen Sorten. Für jeden Baum gibt es einen offiziellen Paten, der auch auf einem aufgestellten Schild ausgewiesen wird. So hat sogar Landrat Roger Lewandowski „seinen“ Baum im Garten zu stehen.
Rafael Kugel: „Eigentlich sind es inzwischen 24 Birnenbäume bei uns im Garten. Ein Baum wurde uns untergejubelt, der hat sich reingeschummelt. Man hat nämlich hier in Ribbeck einen Pater-Brown-Film gedreht. Dabei kam ein Birnenbaum als Komparse zum Einsatz. Nach der letzten Klappe hat der ‚Filmstar‘ seinen Weg zu uns gefunden. Unsere Idee ist es, mit dem Birnengarten eine klassische Streuobstwiese zu erhalten. Hier kann man im Sommer picknicken und sich im Herbst Birnen für den Eigenbedarf pflücken.“
Nun ist es aber so: Obstbäume müssen auch gepflegt werden. Es lohnt sich, sie zu beschneiden, um ihren Wuchs zu lenken, auf dass es auch in den kommenden Jahren viel Ertrag in Form von frischem Obst gibt. Rafael Kugel: „Hier müssen wir tatsächlich noch vieles über die richtige Pflege der Bäume lernen. Und so war am 16. Februar der gelernte Landschaftsgärtner und Kräuterexperte Stefan Ludwig (www.stefanludwig.de) zu Gast bei uns.“
Er veranstaltete vor Ort für zehn Personen einen Kurs, wie Obstbäume richtig beschnitten werden. Diese speziellen Kurse sind ein Angebot von „Apfelschätze“ (www.apfelschaetze.de). „Apfelschätze“ ist ein ehrenamtlich betriebenes Projekt von „Stadt macht satt“ und regt Obstbaumbesitzer in Berlin und Brandenburg dazu an, ihr nicht selbst genutztes Obst an Menschen ohne Gärten, an Kitas oder an Schulen zu spenden. Anja Fiedler: „Städter und insbesondere Kinder verbringen so einen Tag in der Natur, essen sich durch die heimische Sortenvielfalt und erleben Selbstversorgung im kleinen Umfang. Denn ein Jahresvorrat an Äpfeln ist in wenigen Stunden gepflückt, verarbeitet und eingelagert und versüßt klimafreundlich und abwechslungsreich die Wintermonate.“
Seit 2011 wurden durch das Projekt bereits über 53 Tonnen Obst gerettet und knapp 700 Städter wieder mit der Natur vereint. Aus Dankbarkeit kümmert sich die Organisation dann auch gern um die Pflege der Spender-Bäume. Anja Fiedler: „370 Bäume können wir so bereits beschneiden. So geben wir den Obstspendern auch etwas zurück.“
Die Birnenbäume in Ribbeck waren alle in einem guten Zustand. Aber: Der Experte hatte trotzdem Vorschläge für Verbesserungen: „In den ersten fünf Jahren sollten die Stämme der neu gepflanzten Birnenbäume immer durch Baumpfähle gesichert werden. Bewegt sich der Baum ansonsten im Wind, könnten die feinen Haarwurzeln im Erdreich abreißen. In den ersten zwei, drei Jahren sollte man außerdem einen Gießring setzen, der etwa 70 Liter Wasser fasst. Baumscheiben 50 Zentimeter um den Baum herum sind sinnvoll, damit man mit einem Rasenmäher nicht die Rinde beschädigt. In die Baumscheibe könnte man Kapuzinerkresse gegen Blattläuse oder Kaiserkrone gegen Wühlmäuse pflanzen.“
Der Gärntermeister zeigte auch, wie man eine Baumkrone so ausdünnt, dass sich die Äste nicht gegenseitig behindern: „Man sagt immer, dass die Äste so luftig stehen sollten, dass man einen Hut hindurchwerfen könnte. Und direkt um den Stamm herum sollten die kleinen Äste entfernt werden, um einen Schornsteineffekt zu erzielen, der nach einem Regen den Stamm schnell trocknet. So wirkt man einem Pilzbefall entgegen.“
Vieles konnten die Kursteilnehmer lernen – über den ersten „Erziehungsschnitt“ nach dem Einpflanzen des Baums, über die Pflege der Leittriebe, über das korrekte Entfernen von Ästen direkt am Stamm und über eine „Verjüngung“ eines Früchte tragenden Triebes. Stefan Ludwig: „Am Anfang schneidet man einen Baum nicht für den Obstertrag, sondern für die spätere Tragfähigkeit der Leitäste. Die müssen einmal 20 Kilo Obst tragen können, ohne zu brechen. Man sagt: Einen Obstbaum pflanzt man nie für sich, sondern immer für die nächste Generation. Ich ermutige auch gern: Man kann nicht zu viel Äste wegschneiden. Im schlimmsten Fall hat man im nächsten Jahr nur weniger Obst. Man muss sich einfach einmal trauen.“
Das frisch erworbene Wissen nutzten die Kursteilnehmer gleich, um den 24 Birnenbäumen auf die Pelle zu rücken. Auch beim Falkenseer Imker Thomas Raabe, der im Frühjahr wieder seine Bienenvölker in den Birnengarten stellen wird, blitzte die Astschere an seinem eigenen Patenbaum: „Das macht ja richtig Spaß.“
Wie gut, dass nach Stunden der Arbeit bei sommerlichen 14 Grad der „Ribbäcker“ Björn Dreidax vorbeischaute und den fleißigen Gärtnern heiße Karotten-Ingwer-Suppe brachte. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 156 (3/2019).
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