Schloss Ribbeck: Der 1. Kulturpreis Havelland wurde vergeben!
Schlossherr Frank Wasser hieß am 12. Februar über einhundert Kulturfreunde aus der Region auf Schloss Ribbeck willkommen: „Heute wird zum ersten Mal der Kulturpreis des Havellandes vergeben. Diesen Preis möchten wir angemessen zelebrieren.“ Frank Wasser und sein Team sorgten für einen würdigen Rahmen des Abend.
Sie waren aber nur Gastgeber. Im Zentrum der Abend-Gala im feiner Garderobe stand die Kulturstiftung Havelland (www.kulturstiftung-havelland.de). Der 1. Vorsitzende der Stiftung, Landrat Roger Lewandowski, begrüßte die Gäste zusammen mit seinem 2. Vorsitzenden Matthias Kremer, seines Zeichens Marktdirektor der Mittelbrandenburgischen Sparkasse.
Der Anlass des Abends: Der 1. Kulturpreis Havelland wurde verliehen – noch im Nachhinein für das bereits abgehakte Jahr 2018. Roger Lewandowski: „Die Preisvergabe sollte eigentlich schon im letzten Jahr stattfinden. Durch die 25-Jahre-Feier des Landkreises sind aber einige Abläufe durcheinander gekommen und wir haben den Termin lieber ins neue Jahr geschoben. Wir wollen sehen, dass wir den Kulturpreis für 2019 noch am Ende dieses Jahres vergeben, sodass es zwei Preisvergaben in einem Jahr gibt.“
Wer kommt eigentlich für den neuen Kulturpreis in Frage? Nominiert wurden ausschließlich Kulturprojekte, die ein „besonderes und außerordentliches kulturelles Engagement sowie innovative Ideen in Verbindung mit überregionaler Bedeutung und lokaler Identitätsstiftung“ unter einen Hut bekommen. 24 Nominierungen gingen bei der Stiftung ein. Die Jury, bestehend aus der Ribbecker Architektin Sonja Hermann, der Sängerin Nina Omilian, der Kunstpädagogin Annette Göschel und der Kunsthistorikerin Petra Lange, konnte sich am Ende aber nicht auf einen Preisträger einigen.
Und so wurde der Preis, der mit 3.000 Euro dotiert ist, gleich bei seiner Premiere geteilt und zwei Mal vergeben. Durch den Abend führte übrigens Bruno Kämmerling als Geschäftsführer der Stiftung.
Gabriele Konsor und Birte Hoffmann aus dem Ort Strodehne sicherten sich den 1. Kulturpreis als selbsternannte „Kulturversorgerinnen“. Sie hatten mit zwei sehr ausgefallenen Kunstaktionen für Furore gesorgt. Im Rahmen ihrer „Kittelschürzenaktion“ hatten sie die Gardinen ihrer alten LPG-Küche in modische Kittelschürzen verwandelt. Über 34 Frauen aus dem Ort nutzten schließlich die Schürzen mit ihren auffällig-scheußlichen DDR-Mustern. Im Buga-Jahr starteten sie außerdem das Projekt „Landmade. Kulturversorgungsraum“ und eroberten einen Teil des öffentlichen Straßenlandes mit einem gelben Holzpodest, das einfach frech einen Teil der Straße kaperte. Die Folge waren spontane Treffen, Diskussionen und sogar Streitigkeiten unter den Anwohnern. Unter dem Strich war das eine subsersive Provokation mit einfachen Mitteln, die kunstvoll aufzeigte, wie leicht sich das öffentliche Leben auf den Kopf stellen lässt.
Wie geht es da wohl in naher Zukunft weiter mit solch kreativen Köpfen? Birte Hoffmann: „Wir sind ganz aufgeregt, wir fahren nämlich nach Schottland. Hier werden wir zusammen mit den Schotten das Projekt ‚Kittelschürze trifft Schottenrock‘ umsetzen.“
Die zweiten Preisträger gehören dem anderen Geschlecht an und sind im Berlin-nahen Bereich des Havellands deutlich bekannter. Es sind die Sugar Beats, die in Grünefeld ihre Heimat haben – und die als „Brandenburgs beste Boyband“ angekündigt wurden. Die Sugar Beats gründeten sich bereits im Sommer 1963, um in der Beat-feindlichen DDR amerikanische Musik zu machen. Hatty, Sonny, Dieter, Swatzy und Fritze hatten mit ihrer fröhlichen Beat-Musik schnell jede Menge Ärger am Hals. Das kann man übrigens sehr schön im Roman „Ketzers Jugend“ von Dieter Eue nachlesen, der die Erlebnisse der Band aufgreift. Immerhin: Als einzige Amateurband der DDR wurde den Sugar Beats im „Haus der Deutschen Geschichte“ in Bonn eine eigene Ausstellung gewidmet. Nun, 60 Jahre später, sind die Sugar Beats noch immer im Geschäft. Auch wenn sich die Ur-Besetzung aufgrund eines Bandmitglied-Abschieds (Tinnitus!) ein klein wenig verändert hat, haben die junggebliebenen Senioren auch weiterhin den Beat im Blut – und werden gern zu den verschiedensten Events eingeladen. Ende 2018 heizten sie so etwa dem Landrat anlässlich der 25-Jahres-Feier vom Landkreis Havelland in Rathenow ein.
Für Begeisterung bei den Gästen sorgte immer wieder die Exil-Amerikanerin Gayle Tufts, die seit 27 Jahren in Berlin lebt, und die beim Kulturpreis das künstlerische Rahmenprogramm beisteuerte. In bestem „denglish“ spürte sie den Unterschieden in der amerikanischen und deutschen Lebensweise nach und gab sich so als Standup Comedian. Mehr Talent hatte sie aber als stimmgewaltige Sängerin, die von Marian Lux am Klavier begleitet wurde. Über ihn sagte Gayle Tufts: „Wer kann eine amerikanische Künstlerin in ihren Wechseljahren denn besser verstehen als ein junger Schwuler aus dem Osten?“ Keine Frage: So macht Kultur Spaß. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 156 (3/2019).
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