Endstation Müll im Wertstoffhof Schwanebeck: Zu Fuß auf der Deponie!
Am Standort Schwanebeck befindet sich einer von drei Wertstoffhöfen des Landkreises – die anderen beiden sind in Falkensee und Bölkershof zu finden. Hier vor Ort in Schwanebeck können die Nauener ihren Müll abgeben, der nicht in die normale Tonne passt. Am 5. Mai gab es vor Ort einen Tag der offenen Tür. Interessant war für die Besucher vor allem die Deponie.
Ein, zwei Mal im Jahr fährt wohl so gut wie jeder Bürger mit dem Auto zum Wertstoffhof, um Pappe, ausrangierte Technik, kaputte Kühlschränke oder anderen Müll abzugeben, der Zuhause nicht in die Tonne passt.
Auch der Wertstoffhof in Schwanebeck (Schwanebecker Weg 25) wird von der Abfallbehandlungsgesellschaft Havelland mbH (ABH, www.abfall-havelland.de) betrieben, die eine 100-prozentige Tochter vom Landkreis Havelland ist.
Gleich ganz vorne auf dem Gelände finden die Besucher die verschiedenen Container vor, in denen sich der mitgebrachte Müll entsorgen lässt. Die Container sind beschriftet, sodass es ein Leichtes ist, auch Druckerpatronen, Schadstoffe, Schrott oder Elektroaltgeräte gezielt zu entsorgen. Es gibt außerdem einen Kassen-Container und eine Fahrzeugwaage. Hier lässt sich das mitgebrachte Abfallgewicht ablesen, wonach sich die zu entrichtende Abfallgebühr berechnet. Aus privaten Haushalten werden Sperrmüll und Wertstoffe kostenfrei entgegengenommen.
Am 5. Mai hat der Wertstoffhof in Schwanebeck einen Tag der offenen Tür veranstaltet – für alle, die sich dafür interessieren, was mit dem eigenen Müll passiert. Um 11 und 13 Uhr gab es Führungen über das Gelände, die von Dipl.-Ing. Michael Schmidt (55), dem Geschäftsführer der ABH, angeleitet wurden.
Geschichte der Schwanebeck-Deponie: Und was sind eigentlich Bürgermeister-Deponien?
Bei den Führungen war vor allem die Geschichte der lokalen Mülldeponie von großem Interesse. Die Deponie wölbt sich wie ein großer Berg aus der flachen Ebene hervor – und man fragt sich, wie er wohl einmal entstanden sein mochte.
Die Fakten sind klar: In den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde vor Ort noch Ton und Lehm abgebaut. Anschließend hat man an dieser Stelle unkontrolliert Müll abgeladen und auf einer großen Fläche verteilt. Seit 1983 wird das Areal gezielt als Deponie genutzt.
Michael Schmidt: “Ein Problem ist, dass dieser Altkörper der Deponie nach unten hin nicht abgedichtet ist. Durchgeführte Sondierungen haben immerhin ergeben, dass der nördliche und östliche Teil der Deponie von mächtigen Geschiebemergelschichten unterlagert ist. Trotzdem war uns immer klar, dass wir an dieser Stelle etwas unternehmen müssen.”
Seit 1990 ist der Landkreis Nauen, später der Landkreis Havelland, der Eigentümer der Deponie. Seit diesem Zeitpunkt hat man große Mühen unternommen, um die alte Deponie mit ihren sechs Hektar Fläche zu sichern und Umweltschäden zu vermeiden. Grundwasserproben im Deponieumfeld haben zum Glück ergeben, dass es keine relevanten Sickerwasserbelastungen gibt. Um aber das entstehende Deponiegas abzuleiten, das größtenteils aus Methan besteht, wurden 15 Gasbrunnen, zwei Gassammelstationen und eine Gasverdichterstation errichtet. Noch bis ins Jahr 2005 wurde das hier entstehende Gas abgefackelt, nun wird es in der Abluftreinigungsanlage der mechanisch-biologischen Abfallbehandlung verwendet. Seit 2003 ist die ABH für die Bewirtschaftung der Deponie verantwortlich.
Michael Schmidt: “Seit dem Jahr 2000 wird der Altkörper der Deponie nicht mehr mit neuem Müll befüllt. Nach dem Abklingen der Hauptsetzungen haben wir die Deponie mit einer sogenannten Oberflächenabdichtung abgedeckt.”
Eine in den letzten beiden Jahren neu auf der Deponie aufgebrachte Rekultivierungschicht mit Gräsern bindet nun das Regenwasser. Sollte bei Starkregen doch noch mehr Wasser auf die Deponie kommen, als die Pflanzen aufnehmen können, hält eine Kunststoffdichtungsbahn in Kombination mit einer dicken Bentonitmatte aus Tonmehl unter der Pflanzenschicht das Wasser ab. So wird verhindert, dass Wasser durch die Deponie läuft und auf dem Weg ins Grundwasser vielleicht Schadstoffe auswäscht und mitnimmt.
Im Jahr 2000 hat man vor Ort einen neuen Deponieabschnitt mit vier Hektar Fläche geschaffen, der nach gesetzlichen Bestimmungen auch eine Basisabdichtung und eine Sickerwassererfassung erhalten hat. Seit Juni 2005 werden hier vorbehandelte Abfälle abgelagert. Bis ins Jahr 2037 soll hier noch Müll abgelagert werden, dann ist auch der zweite Deponieabschnitt “voll”.
Michael Schmidt: “Wer durch das Havelland reist, wird an vielen Stellen große Müllberge entdecken, das sind die sogenannten Bürgermeisterdeponien. In den 70er Jahren gab es eine große Benzin- und Dieselknappheit in der DDR. Die Müllfahrzeuge konnten nicht fahren und es gab die Ansage an die Ortschaften: Entsorgt euren Müll selbst vor Ort. Jedes Dorf hatte damals seinen versteckten Müllhaufen. Das war hier in Schwanebeck mit unserer Deponie nicht anders. Da liegen Dinge unter der Erde, da will man heute gar nicht wissen, was das alles ist.”
Solche Bürgermeisterdeponien entdeckt man heute etwa in Falkensee am Ortsausgang in Richtung Schönwalde-Glien und an der B5 kurz vor Elstal.
Schwanebeck: Da kommt noch mehr
Am Standort Schwanebeck hat die ABH in den kommenden Jahren noch viel vor.Noch im laufenden Jahr soll eine Sickerwasserreinigungsanlage entstehen. 2024 wird die Kompostierungsanlage erweitert. Der Wertstoffhof selbst soll 2025 erweitert und auch modernisiert werden. 2025 und 26 wird in Schwanebeck eine Bioabfallvergärungsanlage zur Behandlung von bis zu 50.000 Megagramm Bioabfällen pro Jahr aus der Region Westhavelland/Elbe entstehen. Ein Megagramm entspricht übrigens 1.000 Kilogramm. (Text/Fotos: CS)
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