Kino-Filmkritik: Knock at the Cabin

Der aus Indien stammende Regisseur M. Night Shyamalan versetzt seine Zuschauer seit zwei Jahrzehnten in Angst und Schrecken. Ganz egal, ob es um seinen ewigen Klassiker “The Sixth Sense” von 1999 oder um das extrem verstörende Drama mit zahlreichen verschiedenen Persönlichkeiten in einem Körper “Split” (2017) geht: Shyamalan versteht es wie kein Zweiter, ganz ans Ende seiner Filme einen Twist zu setzen, der das Gesehene von einer Sekunde zur anderen in einer komplett neuen Perspektive präsentiert.
Es kann gutgehen, wenn man diesen persönlichen Stil immer und immer wieder neu auf die große Leinwand bringt. Es kann aber auch fürchterlich in die Hose gehen. Ganz in diesem Sinne besteht die Filmografie von M. Night Shyamalan aus grandiosen Erfolgen und schrecklichen Kassenflops. Auch die Kritik schreibt den Regisseur abwechselnd in den Himmel und in die Hölle. Das hindert M. Night Shyamalan aber nicht daran, regelmäßig neue Filme vorzulegen. Der letzte war “Old” (2021).
Nun kam unlängst “Knock at the Kabin” ins Kino. Erstmals setzt der Kultregisseur nicht auf ein eigenes Drehbuch, sondern adaptiert den Roman “The Cabin at the End of the World” von Paul Tremblay. Damit ist natürlich klar, dass der Shyamalan-typische Twist am Ende entfällt. Dennoch erwartet man ihn als Zuschauer und Fan die ganze Zeit unbewusst – und ist enttäuscht, wenn er wirklich ausbleibt.
Aber worum geht es eigentlich? Das homosexuelle Paar Eric (Ben Aldrige) und Andrew (Jonathan Groff) hat sich für eine kurze Auszeit ein kleines Holzhaus mitten in der Natur abseits vom ganzen Trubel gemietet. Das Adoptivtöchterchen Wen (Kristen Cui) nutzt nur zu gerne die Gelegenheit, um in aller Ruhe Grashüpfer zu fangen.
Doch da brechen plötzlich vier Personen in die Idylle ein, die sich mehr als merkwürdig verhalten. Der muskelstrotzende Leonard (Dave Bautista) und seine drei Begleiter (Rupert Grint, Nikki Amuka-Bird und Abby Quinn) verlangen, dass die Familie einen aus der eigenen Reihe opfert und umbringt – ansonsten würde die Welt untergehen.
Handelt es sich bei Leonard & Co. nur um durchgeknallte Spinner aus einer Sekte oder einer neuen Schwurbler-Gruppe? Oder sagen die Visionen, die sie zur einsamen Hütte im Wald getrieben haben, die Wahrheit?
Das Problem bei “Knock at the Cabin” war für mich, dass mich der Film zu keiner Sekunde gepackt hat. Auch wenn passend zu jedem “Nein” der kleinen Familie immer neue dramatische Katastrophenbilder im Fernsehen in der Hütte zu sehen sind: Dem Film gelingt es nicht, die Bedrohung für das Fortbestehen der Erde greifbar zu machen. Insofern sorgt das melodramatische und tränenreiche Herumheulen vor allem der Figur Leonard einfach nur – befremdlich. Das hätte man besser machen können. Es gibt auch eine Szene im Film, in der einer der Daddys die gesamte Bedrohungslage hätte verändern können – und gar nichts tut. Spätestens ab hier macht der Zuschauer einen Haken an die Geschichte.
Etwas nervtötend ist auch die spezielle Kameraführung im Film. Sie setzt den Schärfefokus auf die handelnden Figuren – und lässt den Rest des Bildes im Meer der Unschärfe versinken. Vielleicht war es einfach keine gute Idee von M. Night Shyamalan, anstatt eigener Bücher die fremder Autoren zu verfilmen. (CS / Bilder: Universal)
Fazit: 2,5 von 5 Sternen (FSK: 16)
Spieldauer: 105 Minuten
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=fNpumI-LUXY
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 204 (3/2023).
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