Amerikanische Kiefernwanze ängstigt Havelländer!
Oh mein Gott! Es ist eine Invasion! Und man fragt sich sofort: WAS ist das? Und: Ist es gefährlich? Kaum dass die Temperaturen am Ende des Winters wieder klettern, erwachen einige Gäste im Haus, die man nie eingeladen hat. Munter krabbeln sie plötzlich an den Wänden empor – und ängstigen die Bewohner der befallenen Häuser. Was da so vorwitzig die langen Fühler ausstreckt, ist in der Regel die Amerikanische Kiefernwanze. Das ist eine invasive Art, die hier in Deutschland eigentlich gar nichts verloren hat.
Der Klimawandel sorgt mit seinen milden Wintermonaten und dem heißen Sommer zunehmend dafür, dass Tier- und Pflanzenarten zu uns finden, denen die klimatischen Umstände in den letzten Jahrzehnten nur wenig Freude gemacht hatten.
Neben dem Ammen-Dornfinger, dem asiatischen Harlekin-Marienkäfer, der Nosferatu-Spinne, der Europäischen Gottesanbeterin und der Asiatischen Tigermücke gibt es viele weitere kleine Tiere, die eigentlich aus wärmeren Ländern oder Kontinenten stammen, sich aber auch bei uns inzwischen recht heimisch fühlen.
Eine dieser gebietsfremden invasiven Arten ist die Amerikanische Kiefernwanze. Sie konnte in den letzten zwei, drei Jahren sehr oft im Havelland gesichtet werden, ist also bereits mit einer kleinen Invasivarmee im Berliner Umland angekommen.
Die Amerikanische Kiefern- oder Zapfenwanze (Leptoglossus occidentalis) stammt ursprünglich aus dem Westen Nordamerikas. Sie ist vorrangig westlich der Rocky Mountains anzutreffen. Diese Wanze nutzt ihren wanzentypischen Rüssel, um an Nadelgehölzen zu saugen – und zwar bevorzugt an den Samen der Pflanzen. Einen wirtschaftlichen Schaden richten sie dabei eher nicht an.
Interessant ist, dass diese Einwanderer-Wanze nicht mit einheimischen Wanzen verwechselt werden kann. Die US-Wanzenart wird bis zu 20 Millimeter lang. Sie ist charakteristisch braun gefärbt, die Augen und Teile des Kopfes erscheinen rot. An den Hinterbeinen gibt es einen auffällig verbreiterten Teil. Die Fühler sind recht lang und sehr beweglich. Fliegt das Tier, wird der Blick auf den Hinterleib frei. Dieser ist deutlich orange oder gelb gefärbt und weist fünf schwarze Querbänder auf.
Die Frage ist nun natürlich: Was machen diese Kiefernwanzen in den Häusern der Menschen?
Dazu muss man etwas mehr über den Lebenszyklus der Tiere wissen. Im Frühjahr saugen sie an den jungen Blüten und später an den Samen der Nadelbäume. Dabei lieben sie Kiefern, gehen aber auch an Douglasien, Fichten und andere Arten verschiedener Nadelgehölzer. Ende Mai, Anfang Juni werden bis zu 80 Eier gelegt – direkt an die Nadeln der Bäume. Die Larven durchlaufen fünf Stadien, bis im August eine neue “erwachsene” Kiefernwanze entsteht. Diese überwintert – zum Beispiel unter Rissen in der Baumrinde. Die Tiere finden aber auch menschliche Behausungen im Winter ziemlich Klasse. So gelangen sie in unsere Häuser. Die Männchen sondern dabei ein “Aggregationspheromon” ab, das weitere Tiere anlockt. So kommt es, dass manchmal sehr viele Tiere auf einmal ins eigene Haus gelangen. Es wurde bereits von Ansammlungen mit mehreren tausend Tieren berichtet.
Viele Havelländer entdecken die frisch aufgewachten Wanzen zurzeit in ihren Wohnungen und fragen ängstlich: Tun die etwas, sind die gefährlich? Nein, sie sind völlig harmlos. Bei ihrer Berührung sondern sie höchstens ein Sekret ab, dass an den Geruch einer Banane erinnert. Das war auch schon alles. Die Wanze beißt nicht und sticht auch nicht mit ihrem Rüssel zu. Man kann sie auf die Hand nehmen und in den Garten bringen. (Text/Foto: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 204 (3/2023).
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