Havelland Kliniken: Onkologische Tagestherapie in Nauen wird 10 Jahre alt!

Jeder dritte Deutsche bekommt in seinem Leben eine Krebsdiagnose. Krebs wird aber nicht nur mit dem Skalpell behandelt. Im Kontext einer Krebserkrankung kommt es in der Regel auch immer zu einer medikamentösen Behandlung, die durchaus ambulant erfolgen kann. Diese findet in den Havelland Kliniken in der onkologischen Tagestherapie am Standort Nauen statt. Die Station feierte am 4. Januar 2024 ihren 10-jährigen Geburtstag – und zog in größere Räume im Erdgeschoss um.
Eine Krebsdiagnose trifft die Patienten in der Regel völlig unvorbereitet. Dank der deutlich verbesserten medizinischen Behandlung stellt Krebs aber längst kein pauschales Todesurteil per se mehr dar.
In vielen Fällen erfolgt nach der Diagnose ein chirurgischer Eingriff zur Entfernung des bösartigen Gewebes, der an eine Chemotherapie gekoppelt ist. Diese kann bereits vor einer Operation erfolgen, um einen Tumor schrumpfen zu lassen. Zusätzlich wird sie auch nach dem Eingriff angesetzt, um letzte Tumorzellen im Körper zu zerstören.
Dr. med. Karin Hegenbarth ist die internistische Hämato-Onkologin vor Ort, sie arbeitet seit 2019 im Krankenhaus und folgte auf Mechthild Schmidt, die vorher die Station leitete. Sie erklärt: “In unserer onkologischen Tagestherapie führen wir eine klassische Chemotherapie, eine Antikörpertherapie, eine Immuntherapie oder eine medikamentöse Behandlung mit Tabletten durch. Diese Einrichtung gibt es nun bereits seit zehn Jahren, am 4. Januar feierte sie Jubiläum. Am 11. Dezember 2023 ist die onkologische Tagestherapie umgezogen – in das Erdgeschoss und in deutlich größere Räume. So traurig es auch ist – diese Einrichtung wird von unseren Patienten sehr stark nachgefragt. Angesichts des großen Fachkräftemangels sind wir auch sehr stolz darauf, ein solches Angebot aufrechterhalten zu können. Dass sich ein Krankenhaus eine solche ambulante und nicht stationäre Einheit leistet, ist eine Seltenheit.”
Frank Volkmer ist der Geschäftsführende Direktor vor Ort: “Wir sind sehr froh, dass wir der onkologischen Tagestherapie nun neue Räumlichkeiten zur Verfügung stellen konnten. Im Erdgeschoss ist das ein ganz anderes Setting als bislang oben auf der Station.”
In der onkologischen Tagestherapie werden Patienten mit verschiedensten Krebserkrankungen behandelt, die häufigsten sind Lungen-, Darm- und Brustkrebs. Etwa 160 Patienten nutzen im Quartal die Möglichkeit, sich vor Ort onkologisch behandeln zu lassen.
In den großzügig bemessenen Räumlichkeiten gibt es 15 Sitzplätze und einen Liegeplatz für das Anlegen der Infusionen mit der verschriebenen Chemotherapie. Mitunter dauert es Stunden, bis die verschiedenen Medikamente in einer vorgegebenen Abfolge über einen im Brustbereich implantierten Port ihren Weg in den Körper der Patienten gefunden haben. Eine tolle Idee: Wer über Mittag bleibt und Hunger bekommt, wird sogar direkt vor Ort mit verköstigt – und bekommt ein Essen aus der Krankenhausküche.
Die neue Station bietet auch separate Räumlichkeiten, in denen sich die Patienten mit den Ärzten beraten können oder in denen die Krankenschwestern Blut abnehmen oder eine neue Portnadel setzen.
Dr. Karin Hegenbarth: “Wir arbeiten vor Ort mit einer Sondergenehmigung der kassenärztlichen Vereinigung, damit wir im Krankenhaus auch ambulante Leistungen für unsere Patienten anbieten dürfen. Wir arbeiten sehr eng mit den verschiedenen Abteilungen im Krankenhaus zusammen und leiten unsere Patienten etwa auch weiter an die Strahlentherapie.”
Wichtig ist der Medizinerin, dass es in der Onkologie große Fortschritte gibt. Heute würde jeder Patient eine exakt auf ihn abgestimmte Therapie erhalten: “Es ist von großem Vorteil, dass wir eine eigene Apotheke bei uns im Krankenhaus haben. Hier können die Zytostatika individuell für jeden Patienten hergestellt werden. Sollte es unerwartete Nebenwirkungen geben, kann man sofort Rücksprache mit dem Apotheker halten, um vielleicht die Rezeptur zu ändern.”
Tobias Störmer ist der betreuende Apotheker und zugleich onkologischer Pharmazeut: “Auch bei einer Chemotherapie ist es nicht mehr zwingend so, dass den Patienten die Haare ausfallen. Es gibt völlig neue Substanzen und ganz neue Protokolle. Und es gibt neue Therapien wie etwa extrem zielgerichtete Zytostatika, die zu diesem Zweck an Antikörper gekoppelt werden, die nur die Krebszelle angreifen.”
Dr. Karin Hegenbarth: “Wir bemerken einen deutlichen Anstieg bei den Überlebensraten. Das liegt an neuen Op-Techniken, einer besser werdenden Bestrahlungstechnik und auch an neuen medikamentösen Tumortherapien. Auch die Grundkonstitution gerade der älteren Patienten ist deutlich besser geworden.”
Zum Team gehört auch die Psychoonkologin Dr. Nicole Wiggert: “Viele Patienten werden von ihrer Krebsdiagnose völlig unvorbereitet aus dem Alltag gerissen, weil der Krebs doch meist bei ganz normalen Routineuntersuchungen entdeckt wird. Etwa ein Drittel der Krebspatienten kann im Verlauf der Krebstherapie eine psychische Erkrankung entwickeln. Ängste und Depressionen werden dann mit der Zeit chronisch. Hier versuche ich, rechtzeitig zu helfen. Gemeinsam mit den Patienten finde ich heraus: Welche Belastungsfaktoren gibt es? Und wie geht man damit um?”
Fünf Krankenschwestern kümmern sich auf der Station um die Patienten, darunter zwei fachonkologische Schwestern. Eine von ihnen ist Ines Gerson: “Wir haben hier ein sehr harmonisches Team. Und auch wenn wir viel Empathie für unsere Patienten haben, muss es bei uns doch nicht traurig zugehen. Wir müssen einen Weg finden, auch mit dem möglichen Tod umzugehen. Wir können auf jeden Fall sagen, dass unsere Patienten die dankbarsten sind, die es überhaupt gibt.”
Zum Arbeitsumfeld der Krankenschwestern gehört auch viel Telefondienst. Ines Gerson: “Wenn Zuhause etwas passiert, rufen uns die Patienten an. Etwa, wenn es unerwartete Nebenwirkungen wie Übelkeit gibt.”
Eine Patientin, die regelmäßig die onkologische Tagesklinik aufsucht, ist Dagmar Möller aus Friesack. Sie erzählt: “Ich bin total begeistert vom Angebot des Krankenhauses. Ich habe ganz klassisch beim Abtasten einen Knoten an der Brust gespürt. Neun Tage hat es bis zur Diagnostik Brustkrebs gedauert, nur zehn Tage später stand die Therapie. Bei mir wird der Tumor erst mit einer Chemotherapie behandelt, anschließend steht die Operation an, dann folgt eine Bestrahlung, und zum Abschluss gehe ich in die Reha-Maßnahme.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 215 (2/2024).
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