Bergab in der Seifenkiste: 12. Seifenkistenrennen auf dem Bäckerberg in Schönwalde-Glien!
Ein Holzchassis zum Reinsetzen. Vier Räder unten dran. Ein Lenkrad und eine Bremse. Mehr braucht es nicht, um eine Seifenkiste ins Rennen zu schicken. Nach zwei Jahren Pause lud der “Seifenkistenverein Schönwalde-Glien” endlich wieder zum rein antrieblosen und deswegen wohl umweltschonendsten Rennen überhaupt ein. Beim 12. Seifenkistenrennen auf dem Bäckerberg gingen 29 Teams an den Start.
Tollkühne Jungs und Mädchen in ihren rollenden und fast fliegenden Kisten: Am 10. September standen wieder einmal Geschwindigkeit, Basteltalent und Wagemut ganz im Vordergrund: Der Verein “VROOM!! – Team Havelland e.V.” (www.vroom-online.net) hatte zum 12. Seifenkistenrennen eingeladen. 29 Seifenkistenteams steckten kleine Kinder in die selbst zusammengeschraubten oder vom Verein ausgeborgten Rennkisten, um in ihnen den Bäckerberg in Schönwalde-Glien herunterzubrettern.
Oliver Beuchel vom Orga-Team: “Mit unserer Rampe, unseren eigenen Karts, der ganzen Technik und auch den Absperrungen besitzt der Verein etwa 20 Tonnen Material, die wir nun zwei Jahre lang ungenutzt in einer großen Halle eingelagert hatten. Wir sind echt froh, dass wir nach zwei Jahren Corona-Pause endlich wieder zu einem Seifenkistenrennen ohne Auflagen einladen konnten. Wir haben uns über etwa 600 Besucher gefreut, die großen Spaß an unserem Event hatten. Der Aufbau war allerdings ganz schön kräftezehrend. Am Tag vor dem Event haben wir um 12 Uhr mit dm Abstecken der Strecke begonnen – um 18 Uhr waren wir fertig.”
Vereinschef Lars Spengeler: “31 Kartfahrer hatten sich im Vorfeld bei uns angemeldet, 29 sind tatsächlich gekommen. Nach der langen Corona-Pause sind das sehr gute Zahlen. Die Senior-Klasse haben wir ausfallen lassen, hier gab es nämlich leider keine Anmeldungen. Die Junior-, Speed- und Gaudi-Klassen haben wir erstmals nicht nacheinander fahren lassen, sondern bunt gemischt. Das war ein Wunsch der Fahrer, dem wir gern entsprochen haben. Anhand der Startnummern konnten wir die Zeiten ja trotzdem der richtigen Fahrklasse zuweisen.”
Es gab einen Probelauf, damit sich die Fahrer auf die Strecke einstellen konnten. Schließlich nahmen sie zunächst auf der 2,40 Meter hohen Rampe Fahrt auf, um dann nur der Schwerkraft folgend und ohne eigenen Antrieb die 290 Meter den Germanenweg hinunter bis ins Ziel zu rollen. Dabei wurden in der Vergangenheit Geschwindigkeiten bis zu 44 Stundenkilometer erreicht. In diesem Jahr rollten die meisten Seifenkisten mit etwa 35 Stundenkilometern den Bäckerberg hinunter.
Vom Start bis zum Ziel fällt das Gelände elf Meter weit ab. Das ist eine Seltenheit in Schönwalde-Glien, weswegen der Bäckerberg auch ganz traditionell als Strecke eingesetzt wird. Nur so können die Seifenkisten unterwegs genug Fahrt aufnehmen, um noch bewegt im Ziel anzukommen.
Zu den Fahrern zählte in diesem Jahr auch Augustin Gierke (7), dessen Team sich den Namen “No Fun No Run” gegeben hatte. Papa Steffen Gierke: “Wir haben uns recht spontan dazu entschieden, beim Seifenkistenrennen mitzumachen. Erst fünf Tage vorher haben wir uns angemeldet. In unserer Seifenkiste stecken etwa 40 Stunden Arbeit. Wir haben ein altes Ketcar geschlachtet, um es als Basis zu verwenden. Noch am Renntag selbst sind wir um sechs Uhr früh aufgestanden, um eine Bremse einzubauen. Das ist wichtig, weil die Rennleitung nur Seifenkisten für die Piste freigibt, die eine Lenkung und eine Bremse haben.”
Beim Rennen wurde nichts dem Zufall überlassen. So war die gesamte Strecke mit einem Absperrband gesichert. Nur zwischen den Rennetappen konnten die Zuschauer von der einen Seite der Straße auf die andere gelangen. Über aufgestellte Lautsprecher wurde das gesamte Areal mit Musik beschallt. Noch wichtiger: Während des gesamten Rennens sorgte ein Moderator über die Lautsprecher für alle nötigen Informationen: Er erzählte, wer da gerade für welches Team und in welcher Rennklasse in der rollenden Seifenkiste sitzt und mit welchem Tempo der Fahrer den Bäckerberg heruntersaust.
Oliver Beuchel: “Wir haben extra auch einen Profi mit ins Boot geholt, der ansonsten für den ADAC professionelle Zeitabnahmen durchführt. Er hat uns dabei geholfen, die Fahrzeiten der Seifenkisten auf eine Hundertstel Sekunde genau zu messen.”
Heiko Dohn aus Pausin gehörte zu den Zuschauern, die viel Spaß am Event hatten: “Die Leute haben sich nach der langen Pause extrem auf das Event gefreut. Ich finde toll, dass so viele Teams ihre eigenen Seifenkisten gebaut haben. Das Seifenkistenrennen ist ein tolles Beispiel dafür, wie die Kinder ohne Technik, Fernsehen und Computer Spaß haben können. Es ist doch ein irres Abenteuer, in so einer mechanischen Seifenkiste den Berg herunterzubrettern.”
Auf halber Strecke hatten Vereine und Gastronomen wieder eine Come-together-Area aufgebaut – mit Hüpfburg, Kuchenstand, Bierwagen und weiteren Überraschungen. Die Kinder konnten sich hier sogar ein Glitzertattoo machen lassen. Die Erwachsenen nutzten derweil die Gelegenheit, um bei einem frisch gezapften Bier die aktuelle Stadtpolitik durchzukauen.
Um elf Uhr ging es los mit den vier Wertungsrunden. Am Ende gewann Silas-Fritz Töppich aus Berlin die Junior-Klasse mit einer zusammengerechneten Zeit von 116,69 Sekunden für alle vier Runden. In der Speed-Klasse holte sich Josephine Günsel aus dem Team “Opa Jürgen” den Sieg mit 108,24 Sekunden. Und die Gaudi-Klasse gewann Sean Hoffmann vom Vroom-Team. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 199 (10/2022).
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