Mehr Bewegung in der Schule: Britta Ernst zu Besuch in der Falkenseer Geschwister-Scholl-Grundschule!
Während der Corona-Pandemie haben sich die Kinder und Jugendlichen viel zu wenig bewegt. Die Defizite aus dem Lockdown sollen nun zumindest ein Stück weit ausgeglichen werden. Auch aus diesem Grund haben Bund und Land das Programm “Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche” angeschoben. Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst gab nun den Startschuss für die zweite Etappe des Subprogramms “Kinder in Bewegung” in der Falkenseer Geschwister-Scholl-Grundschule.
Die Fakten sprechen eine klare Sprache. Vor allem im zweiten großen Corona-Lockdown haben sich Kinder und Jugendliche nur noch 62,2 Minuten pro Tag sportlich bewegt – halb so lange wie vorher. Zugleich hat sich die tägliche Bildschirmzeit mit nahezu 230 Minuten fast verdoppelt.
Wissenschaftler des Karlsruher Institut für Technologie (KIT) benennen klar die Corona-Eindämmungsmaßnahmen als Grund für dieses Bewegungsdilemma, wurde doch dem Schul- und Vereinssport ziemlich abrupt der Stecker gezogen.
Das Aktionsprogramm “Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche” von Bund und Land kann in Brandenburg auf 68,7 Millionen Euro zurückgreifen, die innerhalb von zwei Jahren für Maßnahmen eingesetzt werden sollen, die Schüler beim beim Abbau der Lernrückstände sowie bei der Stärkung der sozialen Kompetenzen unterstützen. Geld aus diesem Pool wird auch für das Subprogramm “Aufholen nach Corona – Kinder in Bewegung” eingesetzt, das in den Schuljahren 21/22 und 22/23 greift. Für das neue Schuljahr stehen hier noch einmal 100.000 Euro bereit.
Kristina Scheibe ist die Rektorin der Falkenseer Geschwister-Scholl-Grundschule. Sie erklärte: “Wir haben uns bereits mit großer Begeisterung im Schuljahr 21/22 an diesem Programm beteiligt – und sind auch 22/23 wieder mit dabei.”
Britta Ernst, Bildungs- und Sportministerin in Brandenburg, nutzte am 24. August die Gelegenheit, die Falkenseer Schule zu besuchen, um sich hier die Umsetzung des Programms zeigen zu lassen und um den Startschuss für ganz Brandenburg für das neue Schuljahr zu geben.
Kristina Scheibe: “‘Kinder in Bewegung’ ist ein außerschulisches Angebot, bei dem ein Sportlehrer aus der Schule und ein Trainer aus einem lokalen Verein ein Tandem bilden und wöchentlich eine gemeinsame Sportstunde anbieten.”
Der Märkische Turnerbund (MTB) möchte das Programm in die Schulen tragen. Katrin Fuhrmeister-Jabbour, Geschäftsführerin vom MTB: “Das Programm ist klassenübergreifend vor allem für Kinder da, die sich im normalen Sportunterricht nicht richtig entfalten können und Bewegungsdefizite haben. Das Aktionsprogramm haben wir allen Grundschulen vorgestellt – und das sind immerhin 684. Leider machen erst 40 Grundschulen mit. Das ist ausbaufähig. Wir würden uns deswegen sehr über eine Verlängerung des Programms über das aktuelle Schuljahr hinaus freuen. In Falkensee sind drei Schulen mit dabei, in Dallgow-Döberitz kommt jetzt eine weitere neu dazu.”
Die Geschwister-Scholl-Grundschule arbeitet mit dem TSV Falkensee als Tandempartner zusammen. Ute Elfering vom TSV: “Wir hatten eh sehr guten Kontakt zur Schule, da ging die Tandembildung ganz schnell. Die Eltern brauchen nur ein Formular ausfüllen, die Kinder werden über WeBBschule angemeldet und wir vom TSV bekommen nur die Anzahl der Kinder gemeldet, aber keine persönliche Daten.”
Tim Steiner absolviert gerade sein soziales Jahr beim TSV, er ist ausgebildeter Sport-Trainer. Zusammen mit Nadine Köppe als Sportlehrerin der Grundschule betreut er die Kinder des Programms. Er sagte: “Vor allem die Teamspiele mögen die Kinder sehr. Sie lieben auch die Hindernisparcoure, wenn wir sie aufbauen. Für mich persönlich ist die Absprache mit Frau Köppe sehr inspirierend, ich lerne sehr viel von der Lehrerin, etwa, wie man am besten mit den Kindern umgeht.”
Vor der Ministerin Britta Ernst, Birgit Faber als Präsidentin des MTB und Rektorin Kristina Scheibe zeigten stellvertretend Kinder der Klasse 3b, wie eine solche “Bewegungszeit” aussehen könnte. Neben viel Bewegung wurden dabei auch Denk- und Geschicklichkeitsspiele vorgestellt, die nur im Team funktionieren – um so die sozialen Stärken der Kinder zu stärken.
Kristina Scheibe: “Wir bringen Kinder in einer geschützten Umgebung zusammen, damit sie die Freude an der Bewegung wiederentdecken können. Dabei schaffen wir einen Schutzraum, in dem es keinen Platz für Leistungsdruck und Bewertung gibt, das ist der Schlüssel zum Erfolg.”
Ute Elfering: “Tatsächlich haben einzelne Schüler so viel Spaß an der Bewegung, dass sie nach einer Mitgliedschaft im TSV gefragt haben.”
Bildungs- und Sportministerin Britta Ernst erinnerte sich an schwere Zeiten: “Corona hat uns mit einer Situation konfrontiert, die wir so nicht kannten. Am schlimmsten war, dass wir die Spielplätze absperren mussten, weil wir nicht wussten, wie sich das Virus überträgt. Wir haben feststellen müssen, dass sich die Kinder in dieser Zeit nicht halb so viel bewegt haben wie vorher – weil es verboten war.”
Und sie freute sich über das Interesse der Kinder an den Tandem-Vereinen: “Die Schule alleine kann nicht all das wieder gutmachen, was während der Corona-Pandemie an Defiziten aufgelaufen ist.”
Birgit Faber vom Märkischen Turnerbund mahnte: “Ich wünsche mir, dass im Grundgesetz steht, dass jeder Schüler das Recht darauf hat, eine Rolle vorwärts und rückwärts zu lernen. Und einen Radschlag, einen Kopfstand und einen Handstand.”
Für Ministerin Ernst war es erst einmal wichtig, das Programm “Kinder in Bewegung” verlängert zu bekommen: “Ich ringe darum.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 199 (10/2022).
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