Fähre Burchardi: Mit der Fähre geht es alle 10 Minuten von Spandau nach Tegel!
Wer von Spandau nach Tegel fahren möchte, kann mit dem Auto den Weg über die Bernauer Straße wählen – und 28 Kilometer Umweg in Kauf nehmen. Viel schlauer wäre es aber, lieber den direkten Weg zu wählen. Das Problem – hier bahnt sich die Havel ihren Weg. Und auch, wenn das gegenüberliegende Ufer keine hundert Meter weit entfernt ist: Trockenen Fußes kommt hier niemand rüber. (ANZEIGE)
Astrid Burchardi (53), die mit ihrer Familie in Falkensee wohnt, lädt deswegen alle Pendler und Ausflugsgäste gern auf ihre Fähre ein. Die “Hol über III” fährt alle zehn Minuten und nimmt Autos, Fußgänger, Motorradfahrer und Radfahrer mit nach “drüben”. Die Preise für die schnelle und unkomplizierte Beförderung fallen moderat aus. 1,80 Euro zahlt man für ein Auto, 60 Cent, wenn man zu Fuß unterwegs ist. Abkassiert wird direkt auf der Fähre. Wer häufiger unterwegs ist, kann sogar eine PKW-Zehnerkarte kaufen. Bis März fährt die Fähre von Montag bis Freitag von 6 bis 19 und am Wochenende von 8 bis 19 Uhr.
Die Fährenchefin sagt: “Unsere Fähre gibt es seit 1961. Sie gehört uns, das Fährrecht haben wir vom Land Berlin gepachtet. Die Fähre Burchardi ist dabei etwas ganz Besonderes: Es ist meines Wissens die letzte privat geführte Fähre in ganz Berlin. Alle anderen Fähren werden von der BVG betrieben. Unser familiengeführtes Fährunternehmen gibt es bereits in der dritten Generation.” Viele Berliner haben gar nicht auf dem Schirm, wie viele Wasserwege sich durch die Hauptstadt schlängeln. Wer oft mit dem Dampfer durch die Stadt gondelt, merkt erst dann, dass sie ein kleines Venedig ist. Astrid Burchardi: “Weitere Fähren gibt es etwa am Wannsee und auf dem Weg zur Internatsinsel Scharfenberg. Die bekannteste Fähre führt sicherlich zur Pfaueninsel.”
Zehn Autos passen auf die “Hol über III” – und eine Menge Fußvolk. Astrid Burchardi: “Beim ersten Corona-Lockdown hatten wir auf einmal nur noch Fahrräder auf der Fähre und kein einziges Auto. Die Radfahrer haben uns gerettet. Jetzt im Winter ist es zu kalt für Ausflüge, da merken wir den zweiten Lockdown deutlich. Unter der Woche haben wir zwar noch den Berufsverkehr, aber am Wochenende fehlen uns die Fahrgäste.”
Auch viele Havelländer, die in Berlin zu tun haben, nutzen die Fähre gern, um nach Tegel oder Reinickendorf zu gelangen: “Sie sparen viel Zeit, weil sie auf den anderen Wegen leicht im Stau landen oder an einer Baustelle kleben bleiben. Als in Hennigsdorf die Brücke gemacht und in der Bernauer Straße gebaut wurde, haben wir das sofort an den steigenden Nutzerzahlen gesehen.”
Die “Hol über III” ist keine Zugfähre, die sich an einem Seil über die Havel zieht, sie muss mit einem guten Auge und einem normalen Bootsmotor über das Wasser manövriert werden. Astrid Burchardi: “Das Manöver haben wir gut im Griff, da passiert nichts. Die Motoren haben wir im letzten Jahr gegen emissionsärmere ausgetauscht, um etwas für die Umwelt zu tun. Das war ein Riesenakt. Erst passte die Welle nicht, dann war die Schleuse dicht und wir kamen nicht nach Hause. Das alles hat ein halbes Jahr gedauert. Zum Glück haben wir eine zweite Fähre, die ‘Hol über II’. Sie wird sonst genutzt, um Baumaterial und sperrige Güter auf die bewohnten Tegeler Inseln Valentinswerder und Maienwerder zu fahren. Hier kümmern wir uns auch um das Abholen der Mülltonnen, da kommt die BSR aus eigener Kraft nicht hin.”
Wirklich etwas Abenteuerliches passiert auf der Fähre eher seltener. Astrid Burchardi: “Nur einmal zu Vatertag, da haben einige Betrunkene richtig Radau geschlagen auf der Fähre. Da sind wir solange im Kreis gefahren, bis die Polizei da war. Jetzt fährt zu Vatertag immer die Security mit.” (Text/Fotos: CS)
Info: Fähre Burchardi, Aalemannufer 14, 13595 Berlin, Tel.: 030-3356835, www.faehre-berlin.de
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 178 (1/2021).
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