3. Lachnacht auf der Freilichtbühne Spandau: Vier Top-Comedians an einem Abend!
Wenn man direkt vor der Spandauer Zitadelle nach rechts abbiegt und ein paar Schritte durch die Grünanlage unternimmt, landet man in der Freilichtbühne. Sie wird vom Kulturhaus Spandau bespielt, das hier in den warmen Monaten für ein sehr abwechslungsreiches Programm sorgt. Nach einem Jahr Pause kehrte am 8. September die Lachnacht in die Freilichtbühne zurück. Zum kleinen Preis wurde man gleich von vier Lachexperten zum hemmungslosen Grinsen verführt.
Warum sollte man denn weit nach Berlin bis ins Zentrum fahren, wenn man handverlesene Comedians und Stand-up-Humoristen auch direkt vor Ort in Spandau erleben kann? Da parkt man sein Auto gleich vor der Zitadelle, hat für kleines Geld ordentlich Spaß und ist nach zwei Stunden entfesselter Comedy ganz schnell wieder Zuhause.
Nachdem die zweite Lachnacht im September 2021 zu Gast in der Freilichtbühne an der Zitadelle (www.kulturhaus-spandau.de) war, kam es am 8. September endlich zur dritten Auflage des kultigen Comedy-Programms. Zum Preis von nur 20 Euro bekam man gleich vier Comedians präsentiert.
Als Moderator führte Ole Lehmann (www.olelehmann.de) durch das Programm. Ole Lehmann hat eigentlich eine Musical-Ausbildung absolviert, lernte beim Musical “Grease” Thomas Hermanns kennen – und landete so im Quatsch Comedy Club. Kein Wunder also, dass Ole Lehmann selbst so einiges zur Belustigung der Gäste beitragen konnte.
Die Freilichtbühne fasst bis zu 600 Zuschauer. Am 8. September waren die Plätze vielleicht zu zwei Dritteln besetzt. Was schade ist, denn was die Comedians auf der Bühne ablieferten, war wirklich ein Feuerwerk der Schoten, Pointen und bösen Sprüche. Wenn man als humorbewandeter Gast nur 20 Minuten auf der Bühne hat, bevor der nächste Vollprofi einem das Mikrofon aus der Hand pflückt, dann gibt man sich nicht mit der zweiten Garde der Witze zufrieden, sondern präsentiert den Zuhörern die allerbesten Kalauer aus dem eigenen Programm.
Der erste Gast auf der Spandauer Bühne war Roger Stein (www.roger-stein.de). Der geborene Schweizer, der in Wien studiert hat und inzwischen in Kreuzberg wohnt, präsentierte sich als Musiker, der sich selbst am Klavier begleitete und Lieder schmetterte, die ihren tiefsinnig bösen Humor erst mit der zweiten oder dritten Zeile offenbarten. Nachdem Roger Stein mehrfach von Freunden gebeten wurde, doch auf deren Hochzeit zu singen, hat er einen ganz besonderen Wedding-Song geschrieben. Wir zitieren: “Nun, liebes Brautpaar und freudige Schar – wir kommen zusammen vor diesem Altar. – Damit man zwei Menschen im Ja-Wort vereint – allerdings wär es besser, wenn einer verneint. – Überlegt euch doch einmal, bevor ihr euch traut – ob der heutige Tag nicht euer Leben versaut. – Klar, es gibt Braten und nachher noch Dessert – so einen Aufwand für das bisschen Verkehr.”
In weiteren Liedern ging es um das Thema Klassentreffen oder was passiert, wenn man seine erste Liebe wiedertrifft: “Dein Esprit und deine Lebenslust und dein Humor waren Klasse – doch da wo Geist und Körper waren – ist heute nur noch Masse.”
Nach ihm tänzelte die noch sehr junge Jacqueline Feldmann (www.jacky-feldmann.de) auf die Bühne. Die Sauerländerin, die nach der Schule fast Hammerwerferin geworden wäre und dann beim Finanzamt landete, wusste noch genau, wie es in ihrer Schulzeit ablief. Sie erinnerte sich an die eine Mädchengang, die die ganze Schule im Griff hatte, und die immer von einer besonders fiesen Schlampe angeführt wurde: “In der waren schon mehr Männer als im Trojanischen Pferd. Und Five Guys ist für die auch keine Imbisskette.”
Auch über die Letzte Generation machte sich die Comedienne ihre Gedanken: “Wenn die die letzte Generation sind, dann ist es doch eigentlich auch egal. Dann könnten sie doch auch ins KitKat gehen und sich nachts an die Decke kleben lassen – und nicht unbedingt mit Klebe.”
Der Star des Abends war aber ohne Frage Stefan Danziger (www.stefan-danziger.de). Seitdem der dürre Wahl-Berliner mit Schiebermütze und Schnurrbart vor einigen Jahren auf den Bühnen Deutschlands auftauchte, nimmt er das Publikum mit Berliner Kodderschnauze mit auf eine schräge Reise voller wahrer Beobachtungen. In seinem ersten Programm ging es noch um seine Erlebnisse als Berliner Reiseführer und Tourguide rund ums Brandenburger Tor und den Reichstag. Nachdem er aber Vater geworden ist, hat er den eigenen Nachwuchs zum Thema gemacht: “Ich habe nun ein anderes Verhältnis zu Kondomen. Ich bin früher in den Laden gegangen und habe die gefühlsechten gekauft, also die ganz dünnen. Das ist nun nicht mehr der Fall. Jetzt will ich die dicken haben, die sicheren. Die müssen safe sein. Naturkautschuk. Ungegerbtes Leder.”
Aber es war ja schon zu spät: Der Nachwuchs war unterwegs. Was schließlich auch zur Geburt führte: “Dann hat dir irgendein Idiot eingeredet, du sollst mit in den Kreißsaal mit rein. Niemand braucht dich da. Da gehste halt in dieses Schlachthaus rein, gleich ans Kopfende, weil du die Lasagne da unten nicht sehen willst, und willst dann irgendwie helfen.” Was natürlich auch nur schiefgehen kann.
Den ganzen Abend ging es durchaus zotig zu – was das Publikum gut verkraftet hat. Am Ende ging dann aber Benni Stark (www.bennistark.de) aus Lübeck gleich von der ersten Minute an auf Konfrontationskurs: “Wer von euch hat eigentlich einen echten Traumjob? Ah, mein Fehler. Ich hab glatt vergessen, dass wir in Spandau sind. Noch mal neu: Wer von euch hat überhaupt einen Job?”
Das Team der Freilichtbühne versorgte die Gäste den Abend über mit heißen Grillwürstchen, vor Ort gemixten Cocktails und kalten Getränken. Hoffentlich müssen wir bis zur vierten Lachnacht nicht wieder zwei Jahre warten. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 211 (10/2023).
Seitenabrufe seit 23.09.2023:
Kennen Sie schon unsere Gratis-App?
Apple – https://unserhavelland.de/appapple
Android – https://unserhavelland.de/appandroid
Anzeige