Gewonnen! Sven Richter ist der neue Bürgermeister von Dallgow-Döberitz!
Sven Richter (48) stammt aus Niedersachsen. Seit 2004 lebt er mit seiner Familie in Dallgow-Döberitz. Bislang hat er bei der Berliner Polizei gearbeitet. Für die CDU saß er in der Gemeindevertretung von Dallgow-Döberitz und im Kreistag. Nachdem Bürgermeister Jürgen Hemberger vorzeitig in den Ruhestand gegangen ist, hat er sich als Kandidat für die Nachfolge aufstellen lassen – und die Wahl gewonnen.
Im Januar wird Sven Richter seine Arbeit als neuer Bürgermeister von Dallgow-Döberitz aufnehmen.
Wenn Sie zurückschauen auf die letzten Jahre: Was ist gut gelaufen in Dallgow-Döberitz?
Sven Richter: “Dallgow-Döberitz hat sich in den letzten Jahren super entwickelt, auch was die Schulen und den Sport anbelangt. Wir haben einen schönen modernen Ort am Rande der Metropole geschaffen. Das Dallgower Wir-Gefühl entsteht langsam, auch wenn es da noch Ausbaubedarf gibt.”
Und was ist schlecht gelaufen?
Sven Richter: “Wirtschaftlich stagniert es in Dallgow-Döberitz. Ich sehe zurzeit keine Möglichkeiten, sich in diesem Bereich in der Gemeinde weiterzuentwickeln. Während des Wahlkampfs hatte ich viele Gespräche, in denen mich Bürger gefragt haben, wo sie denn in Dallgow noch ein Lager oder ein kleines Geschäft anmieten könnten.”
Sehen Sie denn in Dallgow-Döberitz die Chance auf ein eigenes Gewerbegebiet?
Sven Richter: “So ein Gewerbegebiet möchte ich sehr gern entwickeln. Ich habe auch schon ein Areal an der B5 im Auge. Unabhängig von der Lage ist ein solches Gewerbegebiet elementar, um die Gemeinde voranzubringen. Ein Gewerbegebiet sorgt für Gewerbesteuern – und die kann eine Gemeinde gut verwenden, um die Infrastruktur des Ortes zu verbessern. Das sieht man ja sehr gut an Brieselang und Wustermark. Ich denke, Logistiker gibt es schon genügend bei uns. Aber IT-Unternehmen, die Wissenschaft oder Handwerker könnten sich bei uns ansiedeln. Ins Blaue planen möchte ich allerdings nicht. Die Größe eines solchen Gewerbegebiets ist vom Bedarf abhängig, den man vorher ermitteln müsste.”
Dallgow-Döberitz hat 10.000 Einwohner. Wieviel Zuzug verkraftet die Gemeinde noch?
Sven Richter: “Nicht mehr viel. Die maximale Zahl 12.000 ist ja in einem Beschluss zum Verkehrsentwicklungsplan festgeschrieben worden. Ich glaube, das ist schon zu viel. Wenn alle freien Bauareale vollgelaufen sind und jede Verdichtung ausgenutzt wird, dann werden wir bei etwa 11.400 Bewohnern landen. Das ist dann auch genug. Der allgemeine Tenor im Ort ist: Die Grenze ist erreicht, es reicht. Mit der Wilmsstraße haben wir ja auch nur eine einzige Tangente zwischen Falkensee und der B5. Und die ist im normalen Alltag schon jetzt immer gerappelt voll.”
Dallgow-Döberitz gilt als Porsche-Gemeinde mit dem höchsten durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen im Havelland.
Sven Richter: “Ich habe auch gehört, dass in Dallgow-Döberitz die höchsten Grundstückspreise erzielt werden. Unsere Anwohner sind sicherlich finanziell sehr gut aufgestellt. Das sorgt natürlich auch für eine gewisse Erwartungshaltung. Vor allem die Bildung liegt den Bürgern unserer Gemeinde sehr am Herzen. Wir haben deswegen bereits die Grundschule ordentlich ausgebaut. An einer bestmöglichen Internet-Versorgung unserer Schulen müssen wir jetzt arbeiten.”
Wie ist es aktuell um den Haushalt der Gemeinde Dallgow-Döberitz bestellt?
Sven Richter: “Wir haben ein strukturelles Defizit im Verwaltungsbereich. Insgesamt fehlen uns vier Millionen Euro im Haushalt. Wir haben in den letzten Jahren viel Geld verbaut und es stehen ja auch noch weitere Investitionen an, ich denke da an den Bauhof. Wir haben zum Glück ein gut gefülltes Sparbuch, das ist ein echtes Privileg. Aber eine dauerhafte Lösung ist das nicht. Wir müssen definitiv sparen. Zumal Corona im Haushalt noch gar nicht richtig eingeschlagen hat. Die Ausfälle, die mit der Pandemie einhergehen, die kommen erst noch auf uns zu. Das bereitet mir große Sorge, da gibt es einiges zu stemmen. Ich hoffe da sehr auf Unterstützung vom Land.”
Wie ist es um das Thema Sicherheit bestellt?
Sven Richter: “Als Polizist ist mir das Thema Sicherheit natürlich sehr wichtig. Aber wir sind hier in Dallgow-Döberitz sehr gut aufgestellt. Wir haben keine Probleme mit exzessiv feiernden Jugendlichen, wie das etwa in Falkensee am See oder auf dem Campusgelände der Fall ist. Die Einbrüche in die Häuser sind ein Thema. Aber sie treten phasenweise auf, hier muss die Prävention greifen. Viele Einbrüche scheitern bereits, weil die Hausbesitzer ihr Eigentum besser sichern. Sorge machen mir die Senioren, die am Telefon etwa mit dem Enkeltrick um ihr Geld gebracht werden. Hier würde ich gern für die älteren Herrschaften einmal selbst eine Präventionsveranstaltung durchführen. Ansonsten kann man sich in Dallgow schon sehr sicher fühlen.”
Der Autoverkehr ist in Dallgow-Döberitz stets ein Thema, der vielen Anwohnern Sorge bereitet.
Sven Richter: “Das stimmt, wir haben viel zu viel Verkehr auf der Wilmsstraße. Ich kann klar sagen: Tempo 30 soll an dieser Stelle auch in Zukunft bleiben. Auf die gesamte Strecke verliert man hier als Autofahrer nicht einmal eine halbe Minute Zeit im Vergleich zu Tempo 50. Ich bin aber nicht dafür zu haben, in ganz Dallgow flächendeckend Tempo 30 einzuführen.
Ich würde sehr gern eine Umgehungsstraße bauen, die den Durchgangsverkehr von der Wilmsstraße nimmt. Nennen wir diese Straße die Westtangente. Sie soll von der B5 zwischen Elstal und dem Müllberg nach Falkensee führen. Diese Westtangente auszubauen, das würde aber ein hartes Stück Arbeit bedeuten. Da wäre ja nicht nur Dallgow-Döberitz betroffen, sondern auch noch andere Ortschaften. Ziel wäre es aber, dafür zu sorgen, dass die Wilmsstraße unattraktiv wird als Durchgangsstraße.”
Gibt es persönliche Ziele im Umgang mit den Bürgern in Dallgow-Döberitz?
Sven Richter: “Ich möchte auf jeden Fall die Kommunikation mit den Bürgern verändern. Ich möchte mehr Informationen in die Haushalte bringen – digital, im Print oder auch persönlich. Wichtig sind mir dabei auch die Gewerbetreibenden. Im Wahlkampf habe ich gemerkt, dass sie sich nicht wirklich wahrgenommen fühlen. Hier steht viel Netzwerkarbeit an – darauf freue ich mich sehr.
Ich setze mich auch für ein Dorfgemeinschaftshaus ein. Hier können die Menschen zusammenrücken und ein Wir-Gefühl entwickeln. Hier könnten die Senioren einen Tanztee veranstalten. Die Kitas hätten noch einen Veranstaltungsraum. Und auch die Sportvereine könnten hier Kurse anbieten. Das umzusetzen, wär ja auch gar nicht so teuer. Das Gebäude dafür steht nämlich schon. Das wäre der Kubus der Schule direkt am Kreisverkehr. Da die Schule als landesweit größte Schule sowieso geteilt werden muss, würde der Kubus damit frei werden – für ein Dorfgemeinschaftshaus.
Toll fände ich auch einen Markt auf dem großen Bahnhofvorplatz. Am liebsten am Samstag, damit sich hier viele Menschen treffen und austauschen können. Es gab bereits Anläufe, so einen Markt ins Leben zu rufen, bislang ist das aber nicht gelungen. Ich stelle mir das mit Live-Musik und einem Glas Prosecco vor.”
Bürgermeister sind Sie nun für acht Jahre. Können Sie danach Ihren alten Job bei der Berliner Polizei wieder aufnehmen?
Sven Richter: “Das dachte ich. Aber ich habe gelernt: Ich darf nicht zwei Dienstherren dienen. Ich werde deswegen zum 31. Dezember aus dem Berliner Staatsdienst entlassen und verliere dort meinen Beamtenstatus.” (Text / Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 177 (12/2020).
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