Familienhalt: Juli 2012
Liebe Frau van den Boogaard, unser 15-jähriger Sohn kapselt sich seit geraumer Zeit immer mehr ab. Er redet kaum noch mit uns, auf Nachfragen reagiert er meist pampig und auch sonst gibt es kaum mehr eine spürbare Verbindung zwischen uns. Abgesehen von seinem typisch pubertären Abkapselungsverhalten finden wir sein Verhalten allgemein ziemlich merkwürdig. Stundenlang sitzt er vor dem Computer.
Und wenn er mal raus geht, dann eher am Abend und dann auch gleich für mehrere Stunden. Wenn er dann heim kommt, verzieht er sich sofort in sein Zimmer und schließt ab. Ansprechbar ist er gar nicht.
Wenn ich mir nur vorstelle, dass diese Atmosphäre uns noch die nächsten drei Jahre erhalten bleibt, dann fange ich geistig an, meine Koffer zu packen. Das hält ja niemand aus. Ich bin mir einfach unsicher, was ich am besten machen soll: ansprechen oder einfach in Ruhe lassen. Danke vorab für eine Rückmeldung, Ihre Natascha K.
Liebe Natascha K.,
vielen Dank für Ihr Schreiben.
Wie wir alle wissen, trifft jeden Jugendlichen früher oder später die pubertäre Phase. Und so individuell wie jeder einzelne von uns ist, so unterschiedlich verläuft auch diese hochsensible Phase. Ich denke, dass es hilfreich ist, den Kindern entsprechend feinfühlig zu begegnen. Mal ist ein Gespräch hilfreich, mal eben Ruhe und so die Möglichkeit für die Pubertierenden, sich zurückzuziehen. Was von beidem gerade passt, sollten Sie von der Situation abhängig machen. Eine generelle Regel erscheint mir da wenig hilfreich.
In der Zeit der Pubertät definieren sich die Jugendlichen – zum Teil – neu und „versuchen“, SICH und ihre Rolle und Position in der Gesellschaft zu finden. Das ist nicht immer einfach. Jedoch brauchen sie meines Erachtens unbedingt den Rückhalt und das Verständnis der Eltern – denn neben jeder Selbstfindung und Abkopplung bleiben sie zum Glück unser Leben lang unsere Kinder und brauchen den Halt und das Vertrauen der Eltern.
Auch ein klar definierter Rahmen ist auch in diesem Alter sinnvoll. Sprechen Sie mit Ihrem Sohn über diesen Rahmen. Aus Ihrem Schreiben entnehme ich da folgende Themen: Ausgehzeiten (wann sollte er nach Hause kommen), Computerkonsum (zeitlicher Rahmen und Inhalte) sowie Familienzeit. Jugendliche haben meist kein gesteigertes Interesse mehr an langen Frühstücksarien, jedoch sind sie oft noch begeisterungsfähig für andere tolle gemeinsame Aktionen. Involvieren Sie auch hin und wieder Freunde Ihres Sohnes – so lernen Sie diese besser kennen und zeigen gleichzeitig Ihrem Sohn, dass Sie sein eigenes Umfeld respektieren.
In diesem Alter können Jugendliche zum Teil auch schon Kontakt mit Drogen und erste Alkoholerfahrungen gemacht haben. Ob dies bei dem eigenen Kind der Fall ist, kann man selbstverständlich auf die Entfernung nicht beurteilen. Ich empfehle gerade hierzu auch das offene Gespräch und begleite Sie ggfls. auch gerne bei solchen Gesprächen.
Natürlich nimmt auch gerade in diesem Alter das Top-Thema Liebe und Sexualität zum Teil viel Raum ein. Vor allem Jungen besprechen Ihre Wünsche und auch Probleme in diesem Bereich lieber mit Freunden als mit uns Eltern. Zu diesem Thema sollten meines Erachtens unsere Kinder daher unsere Gesprächsbereitschaft und mögliche Unterstützung (Aufklärung) deutlich wahrnehmen können.
Sollten Sie noch Rückfrage haben oder einen persönlichen Termin wünschen, können Sie mich auch jederzeit gern anrufen: 033203-389731. Herzlichste Grüße – Deborah van den Boogaard (www.familienhalt.de)
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