Wieder Neuwahlen: Der Vorstand im SV Falkensee-Finkenkrug e.V. wechselt erneut!
Was an internen Streitigkeiten und Querelen hinter den Kulissen in einem Sportverein passiert, bekommen Außenstehende normalerweise gar nicht mit. Wie heißt es doch so schön: “Wichtig ist auf’m Platz!” Die Ereignisse, die in den letzten Wochen den Falkenseer SVFF durchgeschüttelt haben, beschäftigen allerdings die ganze Stadt.
Der SV Falkensee-Finkenkrug e.V. (www.svff.de) hat an die tausend Mitglieder, einen tollen Sportplatz an der Leistikowstraße und neben Fußballmannschaften in der Brandenburgliga auch viele andere tolle Abteilungen wie Badminton, Volleyball oder Wandern.
Der 1. Vorsitzende des Vereins war lange Jahre lang Sven Steller, der dem Verein auch ein Gesicht gab. Ihm zur Seite stand als 2. Vorsitzende Barbara Richstein.
Und dann passierte das: Auf der offiziellen Mitgliederversammlung am 12. August in der Falkenseer Stadthalle wurden laut Sven Steller die üblichen “30 Mitglieder” erwartet, die sonst zu dieser Art Sitzung kommen. Die Wiederwahl des Vorstandes galt als sicher. Sven Steller erinnert sich: “Die Situation war grotesk. Völlig unvorbereitet ging zehn Minuten nach Beginn der Versammlung die Tür auf und es kamen etwa 30 neue Personen rein, u.a. Spieler der A-Jugend und der Zweiten Mannschaft. Bis zum Zeitpunkt der Wahlen war alles ruhig, dann gab es auf einmal völlig aus dem Nichts heraus Gegenkandidaten.”
Mit den Stimmen der neu hinzugekommenen Fußballer wurde der bisherige Vorstand abgewählt. Stattdessen übernahmen Sebastian Schreiter (1. Vorsitzender), Marius Miethig (2. Vorsitzender) und Michael Neise (3. Vorsitzender) die Macht im Verein.
Michael Wache, Trainer der C2-Junioren, schrieb anschließend sehr emotional in einem offenen Brief davon, dass die neu hinzugekommenen Fußballer alle gleich abgestimmt hätten. Er spricht von “einer feindlichen Übernahme” und sagt: “Was am 12. August passiert ist, war eine Bankrotterklärung des Vereins in der Öffentlichkeit.”
Sven Steller: “Es gibt in einem Verein mit tausend Mitgliedern naturgemäß immer mal die ein oder andere Kritik an Entscheidungen. Aber zum Wohle des gesamten Vereins muss natürlich immer der gesamte Verein betrachtet werden. Da ist es nicht immer möglich, dass alle hundertprozentig zufrieden sind. Es muss eine Kompromissbereitschaft gezeigt werden. Aber ich glaube, wir haben einen vernünftigen Weg gehabt und versucht, alle irgendwie mitzunehmen.”
Der neue Vorstand, der so überraschend aus dem Nichts kam, hatte es in der Folge sehr schwer. Denn obwohl es durchaus unter der Vereinsoberfläche gegärt hatte und nicht alle zufrieden waren, fanden viele Sportler diesen Griff nach der Macht aus dem Nichts heraus und ohne eine vorherige Absichtserklärung und Diskussion nicht in Ordnung. Fußball-Abteilungsleiter Enrico Caterba warf hin. Die Wandern-Abteilung trat aus dem Verein aus. Auch der gerade erst angeheuerte Trainer der ersten Männermannschaft David Karaschewitz legte seinen Posten nieder.
Es kam zu erbitterten Diskussionen innerhalb des Vereins, zu einem Shitstorm in den sozialen Netzwerken und zu einem andauernden Getuschel in ganz Falkensee. Am 19. Oktober wurde, dem Antrag eines Ehrenmitglieds folgend, eine außerordentliche Mitgliederversammlung des Vereins einberufen. Über 150 Personen erschienen in der Stadthalle. Sie wussten bereits: Der neue Vorstand wirft hin – und tritt nicht noch einmal neu an.
Sebastian Schreiter: “Hinter uns liegen 9,5 schwierige Wochen, damit haben wir nicht gerechnet. Die Wahl wurde von manchen Mitgliedern sehr kritisch gesehen.”
Marius Miethig: “Ob es moralisch korrekt war, dass wir das nicht vorher angekündigt haben, muss jeder selbst entscheiden. Mir war schnell klar, dass es ein Fehler war. Leider konnten wir in den letzten Wochen auch nicht wirklich arbeiten, weil täglich neue Baustellen aufgemacht wurden. Uns wurde das Leben von verschiedenen Personen sehr schwer gemacht. Wir waren immer in der Position, uns zu rechtfertigen. Die Verärgerung im Verein war zu groß, und die Bereitschaft zu wenig vorhanden, mit uns zu arbeiten. Es geht uns ja nicht um uns, sondern um den Verein.” Aus diesem Grund trat der Vorstand nicht noch einmal neu an.
Marius Miethig: “Wenn sich die Leute wieder mehr engagieren werden, wenn wir nicht mehr im Vorstand sind, dann gehen wir eben.”
Am 19. Oktober wurden nun Gerhard Thürling (1. Vorsitzender), Elisabeth Wedemeyer (2. Vorsitzender) und Günther Raunest (3. Vorsitzender) zum neuen Vorstand gewählt. Als Kassenwart blieb dem Verein durch alle Neuwahlen hinweg Michael Thieme erhalten.
Sven Steller trat nur als 3. Beisitzer an: “Ich trete dieses Mal nicht als 1. Vorsitzender an, um ganz bewusst etwas zur Beruhigung der angespannten Situation beizutragen.”
Ob der Verein nun zur Ruhe kommt, bleibt abzuwarten. Der Image-Schaden für den SVFF e.V. ist jedenfalls groß. Und so manche Tür ist endgültig zugefallen. So will auch “Laufmaus” Elke Weisener nicht in den Verein zurückkehren: “Ich habe da kein gutes Gefühl mehr. Mir fehlt auch das Vertrauen. Was da gelaufen ist, verurteile ich zutiefst.”
Und Sven Steller erbittet sich noch immer eine klärende Aussprache: “Ich muss wirklich sagen, ich weiß immer noch nicht, welche konkreten Kritikpunkte es an unserer Arbeit wirklich gab. Vielleicht erfahre ich das irgendwann einmal, wenn jemand mit mir spricht. Das hat nämlich bislang noch niemand von den Personen, die den ‘Umsturz’ verantwortet haben, getan.” (Text/Foto: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 188 (11/2021) und wurde für das Internet noch um einzelne Passagen gelängt.
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