Uwes Kolumne: Kreative Krähen
Die Krähe war besonders kreativ, denn sie kräht besonders tief. Okay, das wollte ich auch mal. Also nicht krähen, sondern kreativ sein. Mein Vater, ein leidenschaftlicher Modellbauer, wollte schon früh mein kreatives und handwerkliches Können fördern. Erst mit Bauklötzen, dann mit Lego. Das Blöde war nur, ich habe nie eine Anleitung mitgeliefert bekommen.
Und so baute ich wild drauflos. Meine Eltern waren begeistert. Aus dieser Zeit stammt der Satz meines Vaters: „Was stimmt bloß mit den Jungen nicht?“
Später in der Schule konnte ich endlich richtig kreativ sein. Musik, Kunst und Handwerken. Da begriff ich schnell, dass ich der Größte bin. Im Vergleich zu meinen Mitschülern war ich nämlich einen guten Kopf größer. Nur kreativ sein, ein Künstler, das war mir nicht in die Wiege gelegt. Beim Singen verließen alle Schüler das Gebäude, weil sie dachten, es wäre ein Feueralarm. Ehrlich – ich kann keinen Ton halten und darf zu Hause nicht mal unter der Dusche singen. Ich konnte mal „Get Back“ auf der Gitarre spielen, aber das war es dann auch schon. Dabei wäre ich doch der geborene Rockstar gewesen.
Kunst war nicht schlecht, fand ich. Meistens veranstaltete ich eine riesige Sauerei und meine Bilder brachten mir mehrere Besuche beim Schulpsychologen ein. Von ihm stammt ein ähnlicher Satz wie von meinem Vater: “Irgendwas stimmt mit dem Jungen nicht.“
Na gut, probieren wir es mit Basteln oder Handwerken. Da hieß es Krankenhaus anstatt Bauhaus, so oft habe ich mir die Finger angesägt, durchgebohrt oder halb abgeschnitten. Meine selbst gebastelten Geschenke fanden in der Verwandtschaft großen Anklang und bekamen einen sicheren Ehrenplatz in einer großen schwarzen Tonne. Später musste ich bei einem Schulobjekt auch noch nähen und häkeln. Immerhin – einige meiner Kleidungstücke wurden später von der Punkszene wiederentdeckt.
Ja, so ist das – ich bin unmusikalisch und ein Grobmotoriker. Andere bauten Airfix oder Revell Modelle, also Schiffe und Flugzeuge usw. Schweigen wir mal lieber über meine Versuche, sonst muss ich wieder meine Therapiestunden erhöhen. Aber irgendwie war ich doch kreativ. Zum Beispiel im Erfinden von Ausreden. Warum ich z.B. in einem Schuljahr 34-mal meine Hausaufgaben vergessen habe. Von der Sintflut bis zum Eingreifen der GSG 9, weil der Nachbarsjunge meinen eingebildeten Hamster entführt hatte; alles war dabei und als der Rektor zu meiner Mutter im Gespräch sagte “Irgendwas stimmt mit Ihrem Jungen nicht“, da fühlte ich mich wieder auf dem richtigen Weg.
Meine Fantasie war grenzenlos. Das wirkte sich positiv auf meine ersten Aufsätze aus, die man getrost als Science Fiction vermarkten konnte. Für diese frühen Erstwerke bekam ich mehrmals eine EINS. Wow, super! So motiviert versuchte ich natürlich meine Erstlingswerke zu toppen und hatte die glorreiche Idee, meinen Aufsatz über die Klassenfahrt ins Chiemgau mit Begriffen aus der Comicszene zu würzen. Beispiel: „…als wir oben auf der Kampenwand ankamen, waren wir völlig außer Atem (hechel hechel)“. Oder: „… fiel beim Anlegen ins Wasser (platsch prust).“ Dieses großartige Werk wurde vor der ganzen Klasse verlesen und brachte mir eine Menge Lacher ein – und eine glatte 5. Habe ich bis heute nicht verstanden.
Inzwischen schreibe ich ja hin und wieder etwas. Nur meine angefangen Bücher werden einfach nicht fertig. Ich habe nicht viel Geduld. Immerhin in einer Hinsicht bin ich doch recht erfolgreich. Ich habe die digitale Fotografie entdeckt und was man mit einer Bildbearbeitung so alles machen kann. Immerhin gefallen meine Bilder so einigen Menschen.
Aber Falkensee ist ja auch das Zentrum der Kreativen. Die haben sich nun zusammengetan und sogar ein kostenloses Heft heraus gebracht: „Made in Falkensee“. Ja, auch ich bin dabei und auch Du kannst kreativ werden oder sein: Traut euch, mach mit! Hier der Link: http://made-in-fs.de/
(Text: Uwe Abel, Foto oben: Maike Abel)
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