Haus am Anger in Falkensee: Steffi Witt ist die Nachfolgerin von Ingo Wellmann!
Ingo Wellmann, der das “Creative Zentrum – Haus am Anger” in Falkensee vor 31 Jahren zusammen mit Jörg Menge gegründet hat, ist Ende des Jahres in den Ruhestand gegangen. Die neue Leiterin der Einrichtung, die seit Mai 2015 anerkannte Kunstschule im Land Brandenburg ist, heißt Steffi Witt. Sie ist im Ort bereits bestens bekannt, weil sie hier erfolgreich das Künstlernetzwerk “Made in Falkensee” gegründet hat. Ein behutsamer Generationswechsel steht nun an.
Das “Haus am Anger” heißt vormittags ganze Schulklassen willkommen, die sich vor Ort kreativ austoben dürfen. Ganz egal, ob es um die Beschäftigung mit Ton, Holz oder mit Stoffen geht, ob Gesang oder Schauspiel zu üben sind oder ob wissenschaftliche Untersuchungen anstehen: Im “Creativen Zentrum” lassen sich Erfahrungen machen, die in der Schule so nicht möglich sind.
Der Nachmittag steht Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen offen. Kinder zahlen nur fünf Euro im Monat und können so viele Kurse besuchen, wie sie mögen. Erwachsene zahlen zehn Euro. Klasse: Alle in den Kursen verbrauchten Materialien sind in diesen Gebühren bereits enthalten.
Im Theater, in der offenen Werkstatt, bei der Ölmalerei, in der Glaskunst, in der Nähwerkstatt oder im Foto- und Videokurs können sich die Besucher umfassend kreativ austoben; ein Wochenplan liegt im “Haus am Anger” zum Mitnehmen aus oder kann auf der Homepage www.crea-verein.de eingesehen werden.
Nun geht im “Haus am Anger” eine Zeit zu Ende und eine neue beginnt. Ingo Wellmann nimmt nach 31 Jahren seinen Hut und geht in den wohlverdienten Ruhestand. Das gilt auch für seine Frau Anne, die vor Ort die naturwissenschaftlichen Angebote geleitet hat. Einzelne Projekte werden die beiden noch weiterführen. Dazu zählt etwa das Projekt “Klasse Kunst”, das zusammen mit der Geschwister-Scholl-Grundschule begonnen wurde.
Die neue Leiterin vom “Haus am Anger” ist keine Unbekannte. Es ist Steffi Witt (42), die über sich selbst erzählt: “Ich kenne Falkensee seit meiner Kindheit. Meine Eltern sind hier aufgewachsen, meine Großeltern wohnen hier auch. Ich selbst lebe seit 2006 wieder in Falkensee.”
Steffi Witt hat Kommunikationsdesign studiert und acht Jahre lang in verschiedenen Werbeagenturen gearbeitet. Später hat sie sich als Grafik-Designerin selbstständig gemacht und den Versandhandel “Oscars Bügelbilder” gegründet, der bügelfähige Motive zur Verschönerung der langsam zerrupften Lieblingskleidung der Kinder in die Post gibt. Vier Kolleginnen haben zuletzt für den Online-Shop gearbeitet, der nun – rechtzeitig vor dem Wechsel in die neue Position – eingestellt und abgewickelt wurde.
In Falkensee wurde Steffi Witt aber eher durch ihre ehrenamtlichen Aktivitäten bekannt. So hat sie das weit über das Havelland hinaus bekannte Künstler-Netzwerk “Made in Falkensee” (www.made-in-falkensee.de) gegründet, dessen Mitglieder sich und ihr Wirken alle zwei Jahre in einer dicken Broschüre vorstellen. Außerdem wirkt sie seit 2017 im Vorstand des Fördervereins der Falkenseer Stadtbibliothek mit und hat hier vor allem die Veranstaltungen für Kinder organisiert: “Ich habe gespürt, dass dies das ist, was mein Herz wärmt.”
Während der Orientierungsphase, die sich jetzt im “Haus am Anger” anschließt, ruhen alle anderen Aktivitäten erst einmal. Das ist ganz wichtig, denn es geht nun vor allem darum, sich einen Überblick zu verschaffen: “Wir schätzen ja sehr, was in den letzten 31 Jahren im ‘Haus am Anger’ entstanden ist. Aus diesem Grund möchten wir vieles bewahren und es nur einem Generationswechsel unterziehen. Wir werden jeden Stein behutsam aufheben, drunterschauen und überlegen, wie es weitergeht. Wir geben uns ein halbes Jahr Zeit, um das ‘Haus am Anger’ kennenzulernen. Aber natürlich ist es schon jetzt eine Idee, die kreativen Kollegen aus dem Netzwerk ‘Made in Falkensee’ dafür zu begeistern, vielleicht den einen oder anderen Kurs anzubieten.”
Neu an Steffi Witts Seite ist Cora Mosel (28), die Umweltingenieurswesen und Technischen Umweltschutz studiert hat und sich vor allem um den kreativen Umweltbereich kümmern wird.
Sie erzählt: “Ich bin in Falkensee aufgewachsen und hier auch zur Schule gegangen. Ich kenne das ‘Haus am Anger’, seitdem ich fünf Jahre alt bin. Ich habe in der Zeit wohl selbst alle Kurse mitgemacht, die es gibt. Damals war ich noch so klein, dass ich zunächst gar nicht in die offenen Werkstätten durfte. Am ‘Haus am Anger’ schätze ich sehr, dass die Kinder hier völlig frei ihre Kreativität ausleben dürfen. In den Kursen bekommen sie den Raum, völlig offen zu experimentieren, das ist in der Schule so meist nicht möglich. Was das Haus mir als Kind gegeben hat, das möchte ich nun gern selbst weitergeben. Das Haus soll dabei offen sein für alle. Natürlich stehe ich auch dafür, aktuelle Umweltthemen zu hinterfragen und passend dazu eine entsprechende Projektwerkstatt einzurichten.”
Wichtig ist dem Team, zu dem auch noch die Diplom-Sängerin Elke Schiefelbein und die Diplom-Modedesignerin Simone Radtke, fünf Honorarkräfte und mehrere ehrenamtliche Helfer gehören, das Netzwerken. Cora Mosel, die inzwischen im Wedding lebt: “Wir sind nicht nur Inseln, wir bauen Brücken. Wir möchten Projekte gern noch enger miteinander verknüpfen, sodass sie vielleicht gleichzeitig in verschiedenen Bereichen und Themeninseln vom ‘Haus am Anger’ stattfinden können.”
Steffi Witt: “Es ist wirklich bemerkenswert, dass sich eine Stadt wie Falkensee die freiwilligen Ausgaben gönnt, gleich vier Kulturstätten in eigener Regie zu betreiben. Neben dem ‘Haus am Anger’ ist dies das ‘Museum und Galerie Falkensee’, die ‘Stadtbibliothek’ und das ‘Kulturhaus Johannes R. Becher’. Hier würden wir auch gern noch mehr Verbindungen schaffen, sodass sich bestimmte Themen durch alle vier Einrichtungen ziehen. So könnte ein lokaler Zeichner, der im Museum ausstellt, in der Stadtbibliothek eine Lesung abhalten und bei uns zu einem Zeichenkurs einladen.”
Steffi Witt kümmert sich zurzeit darum, alle wichtigen Angebote wie die Nähkurse, das Töpfern und die Suchtberatung für Schulklassen weiter am Laufen zu halten. Wünsche für die Zukunft gibt es aber doch schon einige: “Ich würde gern eine Druckwerkstatt mit Hoch- und Tiefdruck installieren. Und im Zeitalter des Sharings möchte ich mit dem benachbarten Jugendforum Möglichkeiten ausloten, wie die Jugendlichen zeitweise von uns nicht genutzte Räume für ihre Zwecke einsetzen können. Hier laufen bereits die ersten Gespräche und ich bin sehr guter Hoffnung auf eine Lösung.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 191 (2/2022).
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