Ein Bau-Spaziergang durch Finkenkrug: Was ist mit EDEKA und Penny?

Im beschaulichen Finkenkrug werden Veränderungen seit jeher misstrauisch beäugt: Am liebsten soll alles so bleiben, wie es ist. Doch gerade im Bereich der Nahversorger muss der Bestand langsam modernisiert werden, wie der 1. Beigeordnete von Falkensee und Baudezernent Thomas Zylla am 13. April auf einem „kommunalpolitischen Spaziergang“ erklärte.
Die CDU Falkensee und ihre Bewerber für einen Posten in der Stadtverordnetenversammlung hatten zu dem Treffen geladen, zu dem leider – wie so oft bei solchen Angeboten – nur eine kleine Handvoll Bürger aus der Nachbarschaft hinzustieß.
Thomas Zylla: „Nach über zwanzig Jahren gibt es bei den Nahversorgern den Bedarf, vor Ort etwas zu verändern. In der Regel reicht die vorhandene Fläche nicht mehr aus, um mit der modernen Art der Versorgung mithalten zu können. Sowohl EDEKA als auch Penny wollen bereits seit Jahren ihre Standorte in Finkenkrug weiterentwickeln. Ich finde es gut, wenn die angehenden Stadtverordneten sich schon jetzt darüber informieren, was sie später einmal im kommunalen Alltag erwartet.“
So nahmen am Spaziergang übrigens nicht nur Sven Steller von der CDU, sondern auch Heiko Kohl von den Grünen teil.
Das Treffen nahm seinen Anfang im Finkenkruger Wachtelfeld. Hier soll der bestehende EDEKA-Markt stark erweitert werden. Thomas Zylla: „Seit Anfang der 90er Jahre gibt es für das Wachtelfeld einen B-Plan. Seitdem ist hier nichts mehr verändert worden. EDEKA möchte den Markt vor Ort vergrößern und moderner gestalten, damit er weiterhin zur Marke passt. Der aktuelle Betreiber des Markts hat das Recht dazu, dass der Betrieb während der Baumaßnahmen weitergeht und er am Ende nahtlos umziehen kann. Das kann nur so funktionieren: Es wird ein neuer EDEKA-Markt im Wachtelfeld gebaut – dort, wo jetzt das kleine Gebäude mit dem ehemaligen Steakhaus steht. Nach der Fertigstellung des Baus würde EDEKA in das neue Gebäude umziehen und mit diesem Schritt die Einzelhandelsfläche von 2.000 auf 5.000 Quadratmeter vergrößern. Das alte Gebäude könnte anschließend neu genutzt werden – etwa für einen Drogeriemarkt. Der Neubau ist einstöckig geplant. Also ohne Wohnungen über dem Markt – dafür fehlen die Stellplätze für Autos.“
Das Problem vor Ort: Um Platz für das neue Gebäude zu schaffen, müsste auch ein guter Teil des kleinen Wäldchens im Wachtelfeld verschwinden, weil es eine „Flächenkonkurrenz“ gibt. Es müsste also ein Verfahren zur Waldumnutzung angestrebt werden. Außerdem müsste der B-Plan angefasst und geändert werden.
Thomas Zylla: „Wir von der Stadt Falkensee warten derzeit noch auf mehrere Zuarbeiten des Investors. Wir brauchen einen Vermessungsplan für den Standort aller jetzt vorhandenen Bäume. Eine einzelne Eiche ist bereits im B-Plan festgesetzt worden. Auch der Verkehrsfluss muss untersucht werden. Wir wünschen uns auch eine Erschließung des Geländes von der Meisenstraße aus für Fahrradfahrer und Fußgänger.“
Fakt ist: Im Jahr 2018 hat der Investor die ihm fehlenden Grundstücke im Wachtelfeld hinzugekauft. Thomas Zylla: „Das Investionsvolumen steht noch nicht fest, die letzten Pläne sind aus den Jahren 2015 und 2017. Bis hier vor Ort sichtbar etwas passiert, das kann noch dauern. Allein, bis alle Gutachten erstellt sind und der neue B-Plan beschlossen ist, wird es etwa ein dreiviertel Jahr dauern. Das Tempo gibt hier der Investor vor, nicht die SVV.“
Sven Steller: „Wir müssen alles dafür tun, damit die Post, die Ärzte, die Sparkasse und andere Dienstleister am Ort bleiben, damit die Quartiersversorgung erhalten bleibt. Momentan fehlt im Wachtelfeld die Aufenthaltsqualität. Das Areal ist eher unansehnlich, da geht man als Finkenkruger schnell einkaufen und ist dann sofort wieder weg.“
Das sieht Heiko Kohl anders: „Das Angebot, das wir am Standort haben, reicht doch völlig aus. Warum kann man das denn nicht so lassen, warum muss es immer größer werden? Für alle Nachbarn, denen das Angebot nicht ausreicht, finden sich doch viele weitere Märkte in der Nachbarschaft. Es lohnt sich nicht, für ein paar Quadratmeter mehr wieder weitere Flächen zu versiegeln und weitere Grünflächen aus dem Stadtbild verschwinden zu lassen.“
Penny zieht um am Bahnhof
Zu einer ganz ähnlichen Situation kommt es direkt am Bahnhof Finkenkrug.
Der Penny-Markt „möchte aus den 90er Jahren abgeholt werden“ (Zylla). Der alte Markt steht ganz versteckt in dritter Reihe am Bahnhof und ist von der verkehrsführenden Straße nicht zu sehen. Er soll nun umziehen und dabei auch gleich flächenmäßig vergrößert werden – von 830 auf 1.300 Quadratmeter. Ziel ist es, einen modernen Penny direkt an der Rudolf-Breitscheid-Straße gegenüber vom Capitol entstehen zu lassen – zwischen dem aktuellen Parkplatz und dem Volksbank-Gebäude. Eine kleine Backstube soll in einem separaten Gebäude entstehen. Das Areal hat der Investor bereits der Volksbank abgekauft.
Thomas Zylla: „Wir würden als Stadt natürlich gern den Parkplatz direkt vor dem alten Penny übernehmen, sodass die Pendler ihn nutzen können. Der bisherige Parkplatz mit seinen 24 Stellflächen gegenüber vom Capitol würde auf die andere Seite des Schlaggrabens verlagert werden müssen, da hat die Stadt noch kommunale Flächen. Tatsache ist, dass dem neuen Penny einige Bäume weichen müssten. Auch hier ist allerdings nicht mit einer schnellen Umsetzung zu rechnen: Die Penny-Pläne gibt es bereits seit sechs Jahren.“
Juliane Kühnemund von der Falkenseer Baumschutzgruppe begleitete den Spaziergang: „Es ist schade, dass immer mehr vom grünen Charakter der Gartenstadt verschwindet.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 158 (5/2019).
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