Falkensee: 25 Jahre Lise Meitner Gymnasium

Das Lise-Meitner-Gymnasium ist das dienstältste Gymnasium in Falkensee – in diesem Juli hat es bereits das 25-jährige Jubiläum feiern dürfen. Nachdem Heinz Bonorden-Lindner die Schule 22 Jahre lang geführt hat, leitet nun seit 2013 René Durdel (48) die Geschicke des “LMGs”.
Der Falkenseer ist mit der Schule im besonderen Maß verwurzelt. Er hat hier bereits 1993 sein Referendariat absolviert und wirkt seit 1995 als Lehrkraft in der Schule. René Durdel ist genauso lange verheiratet, wie es die Schule gibt, eigene Kinder gibt es keine. Seine Leidenschaften sind die Literatur, der Film und das Theater. FALKENSEE.aktuell bat ihn passend zum Jubiläum zum Interview.
Sie waren lange Lehrer am Lise-Meitner-Gymnasium, nun sind Sie der Schulleiter. Das LMG feierte dieser Tage 25-jähriges Jubiläum. Was ist Ihrer Meinung nach das Besondere am LMG? Was zeichnet die Schule über die Jahre immer wieder aus?
Neben einer guten Unterrichtsqualität und seit Jahren überzeugenden Ergebnissen in den Abiturprüfungen zeichnet uns aus, dass wir die Interessen unserer Schülerinnen und Schüler ernst nehmen und vielfältig fördern. Wir sind keine Schule, die sich auf einen speziellen Bereich konzentriert, denn wir sind davon überzeugt, dass eine fachübergreifende Förderung von Begabungen, Fähigkeiten und Interessen gut tut und angemessen ist. Unsere Schülerinnen und Schüler haben im Unterricht und über den Unterricht hinaus die Chance, sich breit auszuprobieren und ihre Persönlichkeit zu entwickeln.
Das LMG ist eine Schule, die auf Teilhabe setzt. Die sehr ausgeprägte Gremienarbeit und der aktive Förderverein sind dafür Beispiele. Wir wissen aber auch, dass Engagement kein Selbstläufer ist. Wer sich engagiert, will den Erfolg seines Handelns sehen. Der Raum dafür ist da. Erst vor kurzem ist es uns gelungen, eine Großkonferenz nach der Open Space Methode unter dem Motto „Wer sind wir? Ideen verwirklichen“ zu veranstalten. 300 Schüler, Lehrkräfte und Eltern haben auf Augenhöhe über zukünftige Aufgaben und Herausforderungen für unsere Schule diskutiert und Vereinbarungen getroffen, zum Beispiel soll die Übernahme von sozialer Verantwortung bei uns eine noch stärkere Rolle spielen.
Am LMG waren die Schüler schon immer sehr leicht zu begeistern für Nebenaktivitäten wie Schulradio, Schülerzeitung, Technik-Crew oder Wettbewerbe wie Odyssey of the Mind. Funktionieren diese Nebenaktivitäten auch bei einem auf zwei Jahre verkürzten Abitur noch oder schaffen das die Schüler aufgrund des hohen Stresses nicht mehr?
Es gibt bei uns sehr viele Schülerinnen und Schüler, die sich trotz der sechsjährigen Gymnasialzeit außerunterrichtlich engagieren und tolle Projekte umsetzen. Das stärkt die Qualität unserer Schule sehr. Aber es ist auch richtig, dass ein Unterrichtstag bei uns in den höheren Jahrgangstufen in der Regel bis 15.20 Uhr andauert. Hausaufgaben und verschiedene Projektarbeiten müssen zu Hause dann noch erledigt werden. Das ist schon ein Arbeitspensum, dem sich unsere Schülerinnen und Schüler hier stellen müssen. Wir versuchen dennoch zu unterstützen, dass die Jugendlichen alles unter einen Hut bekommen.
Sie unterrichten natürlich auch als Schulleiter, so z.B. neben Deutsch auch das Fach Darstellendes Spiel. Was begeistert Sie an diesem Fach und wie suchen Sie die Stücke aus?
Darstellendes Spiel ist ein Fach, das Schülerinnen und Schüler dazu einlädt und herausfordert, Perspektiven zu wechseln, ihre Sinne zu entwickeln, zwischen Realem und Erdachtem zu wandern. Und das Fach kann nur von der Gruppe her gedacht und realisiert werden. Dynamiken in Gruppen werden in diesem Fach intensiver erfahr- und erlebbar als in anderen Schulfächern. Deshalb ist es für mich vor der Stückauswahl auch entscheidend, zunächst einmal die Schülergruppe kennenzulernen, um eine Idee zu bekommen, welcher Text passen könnte. Dabei ist das Repertoire breit gefächert: klassische und zeitgenössische Stücke, Komödien und Tragödien, Sprechtheater und Choreografien. In den letzten Jahren haben wir mehr Wert auf Stücke gelegt, die sich gesellschaftlich einmischen und zum Nachdenken anregen, wie z.B. unsere Aufführung „Katzelmacher“ von R.W. Fassbinder vor einigen Tagen über das Thema Zuwanderung.
Jede Generation ist anders. Was zeichnet die aktuelle Schülergeneration aus? Es scheint ja zurzeit weder einen Kleidungsstil (Popper, Punks) noch eine politische Grundhaltung zu geben?
Wenn man genau hinschaut, kann man durchaus verschiedene Stile und Engagements beobachten, aber sie sind nicht so deutlich wie früher. Wir haben politisch sehr interessierte Jugendliche, ökologisch und sozial engagierte.
Viel Energie benötigt aber die junge Generation, um immer „on“ zu sein: Bundesweit nutzen laut der aktuellen Sinus-Studie nur drei Prozent der Jugendlichen das Internet gar nicht. Die, die es nutzen, haben nicht mehr das Gefühl, „ins Internet zu gehen“, weil eingeschaltete Geräte mit permanentem Kontakt zu Freunden und dem Zugang zu Informationen in Echtzeit Normalität sind. Dieser Kontakt in das eigene soziale und das weltweite Netzwerk wird als Sicherheit erlebt und erfordert Konzentration – oft bis in die Nacht hinein. Während man früher die Revolte gegen Eltern oder Schule suchte, grenzt sich heute ein Jugendlicher ab, indem er zeitweise aus der virtuellen Welt aussteigt. Diese Art von „Widerstand“ erkennt man äußerlich nicht so wie Popper oder Punks.
25 Jahre LMG. Was springt Ihnen aus der Vergangenheit der Schule am meisten ins Auge?
Vergangenheit fängt sich gut in Architektur. Unsere Schule hat sich im letzten Jahrzehnt dank der Investitionen der Stadt Falkensee baulich sehr verjüngt: auf dem Schulhof, in unserem Empfangsbereich, den wir multifunktional nutzen können.
Was ich sehr mag, ist durch die Schule zu gehen, und Teile aus all ihren Lebensaltern zu finden. Zu dem ältesten, was an unserer Schule zu betrachten ist, gehört das Wandbild „Lise Meitner“, das der Künstler Jörg Menge gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern geschaffen hat. Wir freuen uns sehr, dass uns Jörg Menge zu unserem 25-jährigen Schuljubiläum wiederum einen ästhetischen Impuls schenken wird.
Welche Aufgaben stehen im LMG in den kommenden 25 Jahren an?
Wir haben 2012 ein anspruchsvolles Schulprogramm verabschiedet, das wichtige Zielstellungen verfolgt, z.B., dass bei der Unterrichtsgestaltung noch stärker als bisher die ganz eigenen Lernvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler berücksichtigt werden. An dieserart pädagogischer Qualität wird weiter zu arbeiten sein, um den Jugendlichen zu ermöglichen, auch weiterhin ihr ganzes Potenzial auszuschöpfen. Gleichzeitig wird es auch darum gehen, die Übernahme von Verantwortung für die Ausgestaltung unserer Gesellschaft zu befördern und mit Vielfalt umzugehen. Denn das ist meiner Meinung nach ein Garant für ein modernes demokratisches Gemeinwesen. (Text: CS / Fotos: Anni Ebeling + CS)
Info: Lise-Meitner-Gymnasium, Ruppiner Str. 19, 14612 Falkensee, Tel.: 03322- 243737, www.lise-meitner-gymnasium.de
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