Verkehrswende: Janko Wokon ist neuer Geschäftsführer von Havelbus!
Mathias Köhler war viele Jahre lang der Chef aller Busfahrerinnen und Busfahrer im Havelland und hat die Geschicke des Unternehmens Havelbus (www.havelbus.de) von der Spitze aus gelenkt. Auf diese Weise hat er den ÖPNV im östlichen und im nördlichen Havelland mit geprägt. Nun ist er Ende Dezember an der Station “Ruhestand” ausgestiegen. Sein Nachfolger ist Janko Wokon. Er hat im neuen Jahr die Geschäftsführung des Busunternehmens übernommen. Er sieht sein Ziel u.a. im Umbau der Busflotte hin zu einem CO2-neutralen Betrieb.
Janko Wokon (51) ist der neue Geschäftsführer für die Landkreis-eigene Havelbus Verkehrsgesellschaft mbH mit ihren Standorten in Falkensee, Nauen und Rathenow. Für diesen Posten ist Janko Wokon extra ins Havelland gezogen (“Ich musste das nicht, ich wollte es.”).
Wo kommt der neue Chef her, was hat er vorher gemacht?
Janko Wokon gibt gern Auskunft: “Ich bin im Mansfelder Land in Sachsen-Anhalt aufgewachsen. Das liegt im Ost- oder im Südharz, ganz, wie man es nimmt. In der Branche bin ich seit dem Jahr 2000 tätig – und zwar an verschiedenen Orten in Deutschland. So bringe ich durchaus vielfältige Erfahrungen in meinen neuen Posten mit ein. Zuletzt habe ich für das Unternehmen DB Regio gearbeitet, also für die Deutsche Bahn. Was viele nicht wissen: Dazu gehört auch der Busverkehr. Insofern beschäftigt mich das Thema ‘Bus’ bereits sehr lange.”
Wie kam es nun aber zu einer Entscheidung für Havelbus und damit auch für das Havelland?
Janko Wokon: “Ich bin ja selbst in einer ländlichen Region mitten auf dem Dorf aufgewachsen. Insofern finde ich es sehr spannend, jetzt auch wieder in ländlichen Regionen tätig zu sein. Ich weiß schon sehr genau, wie die Busanbindung in diesem besonderen Umfeld funktionieren muss. Für mich ganz persönlich ist der Kontrast hier im Havelland auch ein großes und wichtiges Thema. Ich finde, das ländliche Umfeld bringt den Menschen unheimlich viel Lebensqualität. Wenn man früh morgens aus dem Fenster schaut und sieht die Kraniche oder Gänse vorbeifliegen, dann erdet einen das – und man fühlt sich als Mensch wohl und heimisch. Gleichzeitig haben wir hier im Havelland aber auch diese direkte Nähe zur pulsierenden Großstadt Berlin – mit all ihren Möglichkeiten, kulturell, wirtschaftlich und beruflich gesehen. Diese Dynamik ist zwar nicht einmalig in Deutschland, aber immer wieder sehr interessant und spannend. Auch in Verbindung zum ÖPNV. Es reizt mich ungemein, die nächsten Schritte aktiv zu begleiten und die Mobilitäts- und Verkehrswende selbst mit zu gestalten. Hier spielen natürlich auch neue alternative Antriebe eine große Rolle.”
Wie hat sich der neue Chef auf seine Tätigkeit vorbereiten können?
Janko Wokon: “Es gab eine Übergangszeit im Dezember 2023, da hat mich mein Vorgänger, Herr Köhler, in das Unternehmen eingeführt. Das war eine unheimlich intensive Zeit, die uns, glaube ich, beiden sehr gut getan hat. Die eigentlichen Geschäfte führe ich nun seit dem 1. Januar 2024 alleine.”
In den letzten Jahren ist es gelungen, im Havelland deutlich mehr Busse auf die Straße zu bringen, mehr Routen zu fahren und auch auf vielen Strecken den Takt zu erhöhen. Ein Problem ist aber nach wie vor der Fahrermangel.
Janko Wokon: “Wir haben zurzeit knapp über 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ein großer Vorteil ist, dass wir nun unsere eigene Fahrschule in Falkensee haben. Hier können wir unseren Nachwuchs rekrutieren, um etwas gegen den Fachkräftemangel zu unternehmen – und da sind wir richtig stolz drauf. Wir bilden vor Ort bereits eine Reihe von Quereinsteigern aus. Unsere eigene Fahrschule sorgt für mehr Flexibilität und auch für mehr Geschwindigkeit in der Ausbildung. Das autonome Fahren ohne Fahrerin oder Fahrer ist sicherlich ein Thema für die Zukunft. Gerade im ländlichen Bereich hat das Thema ÖPNV aber noch immer eine soziale Komponente. Da kennt man seine Busfahrerinnen und Busfahrer – und freut sich darauf, sie oder ihn zu sehen. Das sorgt auch für ein gewisses Heimatgefühl. Gerade deshalb wollen und können wir nicht auf unsere Busfahrerinnen und Busfahrer verzichten.”
Die Kunden nutzen inzwischen das preiswerte Deutschland-Ticket und bezahlen nicht mehr den einzelnen Busfahrschein, bei dem das Geld direkt in die Havelbus-Kasse wandert. Das senkt die Einnahmen im Unternehmen. Zugleich steigen aber die Ausgaben, weil nun nach gesetzlichen Regeln neue Busse angeschafft werden müssen, die zwingend regenerative Energien nutzen sollen. Diese Busse sind aber sehr teuer in der Anschaffung. Bringt das Havelbus in die finanzielle Schieflage?
Janko Wokon: “Die Finanzierung des ÖPNV ist allgemein in ganz Deutschland ein Riesenbranchenthema. Das betrifft nicht nur uns im Havelland. Ich denke hier an eine Decke, bei der zurzeit jeder gleichzeitig an einem Zipfel zieht. Irgendwie ist diese Decke im Moment viel zu klein, um alle Wünsche abzudecken.”
Auch zum Thema alternative Antriebe macht sich der neue Geschäftsführer so seine Gedanken.
Janko Wokon: “Wir haben bei Havelbus das Ziel, die gesamte Mobilität CO2-neutral zu gestalten. Das umzusetzen, wird mit Sicherheit aber noch eine ganze Weile dauern. Den ersten großen Schritt haben wir bereits in Falkensee unternommen. Der neue Standort in Falkensee wurde beim Bau elektrisch vorbereitet. Noch in diesem Jahr kommen in Falkensee die ersten zehn Elektrobusse auf die Strecke, die dann bereits im Stadtgebiet fahren werden. Das ist der Einstieg. Der urbane und dichter besiedelte Raum wird sukzessive vollelektrisch werden, weil die gefahrenen Strecken nicht so lang sind. Hier kann die Elektromobilität ihre Vorteile einbringen – etwa die Geräuschlosigkeit und den Verzicht auf CO2-Emissionen. Die Frage ist aber: Wie baut man das auch im ländlichen Bereich weiter aus? Das wird nicht von heute auf morgen gelingen. Das muss auch finanziert werden, das gehört zur Wahrheit mit dazu.”
Im Havelland ist der Wasserstoff ja ein ganz großes Thema. Wäre das nicht der Treibstoff der Zukunft für längere Busstrecken?
Janko Wokon: “Wir haben ja jetzt in Falkensee erst einmal die Elektrovariante gewählt. Darüber hinaus sind natürlich alle Varianten, die in Richtung Umweltverträglichkeit und CO2-Einsparung gehen, ein Thema. Welche Technologie sich am Ende durchsetzt, wird man sehen. Im städtisch geprägten Raum und auf kurzen Strecken setzen wir auf die elektrische Variante. Für längere Reichweiten ist das im Moment nicht geeignet. Hier könnte die Wasserstofftechnologie zum Tragen kommen. Wichtig ist nur, dass wir die Dieselbusse auf Dauer ablösen. Hier ist die Technologie auf einem guten Weg und oft schon weiter, als dies der Bürger im Allgemeinen wahrnimmt. Die Themen Antriebs-, Energie- und Mobilitätswende sind mir unheimlich wichtig. Das möchte ich voranbringen.”
Havelbus hat bereits vor 30 Jahren die Havelbus-Schule gegründet. Der Bus hält als “fahrende Schule” direkt vor den Grundschulen und das Personal erklärt den Erstklässlern, wie sie sich vor dem Bus und im Bus verhalten sollen. Wird es die Havelbus-Schule weiterhin geben?
Janko Wokon: “Ja, unbedingt. Die Havelbus-Schule kommt nicht nur bei allen Beteiligten sehr gut an, sie ist auch unheimlich wichtig für den Alltag. Unser aller Interesse ist es doch, dass die Kinder frühmorgens sicher zur Schule gelangen und nachmittags ebenso sicher wieder nach Hause fahren. Wie ist das Verhalten im Bus, an der Haltestelle und auf dem Schulweg – kurzum: Wie bewege ich mich im öffentlichen Raum? Das vermitteln unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unheimlich schön. Alle Beteiligten haben auch, soweit ich es jetzt auch schon miterlebt habe, sehr viel Spaß.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 215 (2/2024).
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