EDEKA im Wachtelfeld: Alexander Vujanov experimentiert mit der Stillen Stunde!

Alexander Vujanov, Marktleiter vom EDEKA im Falkenseer Wachtelfeld, wagt im Februar ein besonders ungewöhnliches Experiment. Immer morgens von sieben bis neun Uhr werden die Geräusche im ganzen Markt auf ein Minimum reduziert. Kunden mit Autismus, Angststörungen, Migräne oder einer Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen freuen sich sehr über dieses mitfühlende Entgegenkommen. Bei Erfolg soll die “Stille Stunde” dauerhaft fortgesetzt werden.
Für manche Menschen ist der tägliche Einkauf der pure Stress – und absolut keine schöne Erfahrung. Jedes unnötige Geräusch sorgt für eine akustische Explosion in ihrem Kopf. Kunden, die aus den verschiedensten Gründen übersensibel auf Geräusche reagieren, sind froh, wenn sie das Geschäft wieder verlassen können.
Alexander Vujanov (39) hat den EDEKA-Markt im Falkenseer Wachtelfeld im letzten Jahr übernommen. Seitdem überrascht er immer wieder mit ausgefallenen Ideen – wie etwa einem Harry-Potter-Geburtstag auf dem Parkplatz oder einem bald stattfindenden Künstlermarkt.
Der lebensfrohe Chef, der auch schon einmal im Schottenrock anzutreffen ist, sagt: “Ich habe immer wieder einmal mitbekommen, dass einzelne Märkte in Deutschland Rücksicht auf Menschen nehmen, die Geräusche schlecht ertragen können. Das ist doch eine gute Idee, etwas umsichtiger mit seinen Mitmenschen umzugehen. Viele haben einen Tunnelblick. Ich wünsche mir, dass wir wieder offener sind und schauen, wie es dem anderen geht und ob wir uns nicht irgendwie gegenseitig unterstützen können.”
Die “Stille Stunde” wurde im Wachtelfeld am 1. Februar eingeführt. An jedem Tag von sieben bis neun Uhr gibt es keine Musik mehr im Markt, auch die Durchsagen werden eingestellt. Hinzu kommt, dass die Kassen und die Telefone der Mitarbeiter heruntergedimmt werden, sodass sie nicht mehr so laut sind. Auch die Kollegen und die Kunden sollen dazu angeregt werden, mitzumachen – und einfach etwas leiser zu sein.
Die Kunden begleiten das Experiment mit großem Interesse. Alexander Vujanov: “Wir hatten sehr viele positive Kommentare im Internet. Kunden haben uns erzählt, dass sie nur wegen der ‘Stillen Stunde’ aus Berlin zu uns nach Falkensee zum Einkaufen gefahren sind.”
Natürlich ist es nicht möglich, für völlige Stille zu sorgen. Plötzlich fallen andere Geräusche auf, die vorher in der allgemeinen Lärmkulisse untergegangen sind. Alexander Vujanov: “Da knallt man mit seinem Einkaufswagen aus Versehen gegen ein Regal, die Kühlanlage ist laut, jemand reißt einen Karton auf. Man wird plötzlich ganz sensibel auf Geräusche und lauscht mit einem ganz neuen Ohr in den Markt hinein.”
Noch steht nicht fest, wohin das Experiment führt. Alexander Vujanov: “Wir warten den Februar ab und werten die Testphase dann aus. Ich kann mir vorstellen, dass wir ab dem März den Mittwoch verwenden, um morgens und am Nachmittag zwei stille Stunden fest zu etablieren. Viele Kunden hatten es sich gewünscht, auch am Nachmittag von der stillen Geräuschkulisse zu profitieren. Durch das geringere Kundenaufkommen bietet sich der Mittwoch für die ‘Stille Stunde’ an.”
Kunden haben gefragt, was denn mit Kindern während der “Stillen Stunde” sei. Alexander Vujanov: “Es gibt Geräusche, die können wir im Alltag gar nicht vermeiden. Wir möchten sie ja nur ein wenig reduzieren. Deswegen sind uns Kinder immer willkommen. Aber wer Rücksicht nehmen möchte, bringt sein kleines Kind vielleicht erst in die Kita – und geht danach einkaufen.” (Text/Foto: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 216 (3/2024).
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