Zeestower Gutshaus: Zinsexplosion und hohe Baukosten gefährden Bauprojekt der Brieselanger Firma RegWert GmbH!
Deutschland braucht neuen Wohnraum, das gilt auch für das Havelland. Das Problem ist, dass hohe Baukreditzinsen und explodierende Baukosten zurzeit dafür sorgen, dass zahllose Bauprojekte eingefroren oder vor dem ersten Spatenstich gleich wieder abgebrochen werden. Landrat Roger Lewandowski besuchte am 26. Oktober den Brieselanger Ortsteil Zeestow, um sich die Problematik am Beispiel vom Zeestower Gutshaus erklären zu lassen.
Das Zeestower Gutshaus war einmal, man sieht es noch deutlich, ein wunderschönes Gebäude, das mit seiner wuchtigen Architektur von alten Zeiten erzählt. Bis Anfang der 90er Jahre wurde das Gutshaus noch bewohnt. Seit dieser Zeit hat sich allerdings niemand mehr um das Grundstück gekümmert. Das Haus ist verfallen, der Putz blättert von den Mauern, junge Birken wachsen aus dem Dach.
Kevin Marcuse von der Brieselanger Firma RegWert GmbH (www.regwert.de) sagt: “RegWert ist ein familiengeführtes Unternehmen. Wir haben unseren Sitz direkt in Brieselang am Markt. Als Projektentwickler und Bauträger für Baugrundstücke und Wohnimmobilien sind wir vor allem in unserer Nachbarschaft im Havelland aktiv. Hier sehen wir uns als Projektentwickler mit Herz. Es geht uns immer auch um eine gesunde Weiterentwicklung der Region.”
Die RegWert hat das Potenzial vom Zeestower Gutshaus früh erkannt und das Haus samt Grundstück gekauft. Kevin Marcuse: “Die Gemeinde hat uns noch bei einem Grundstückstausch geholfen, weil einzelne Grundstücksteile nicht klar zuzuordnen waren. Wir haben uns in Zeestow mit dem Ortsbeirat zusammengesetzt und gemeinsam ein Konzept für ein Mehrgenerationenhaus erstellt. Wir haben geplant, elf Wohneinheiten und einen Gemeinschaftsraum unter einem Dach zu realisieren – mit 2- bis 3-Raum-Wohnungen, die 60 bis 100 Quadratmeter groß sind. Die Wohnungen hätten wir gern an Interessenten aus Zeestow und Brieselang vermietet. Etwa an junge Leute, die Zuhause ausziehen und bei uns ihre erste eigene Wohnung gefunden hätten. An Paare mit Kindern. Aber auch an Senioren, die sich im Alter verkleinern möchten, trotzdem aber in ihrer gewohnten Nachbarschaft bleiben wollen und denen auch die Barrierefreiheit der Wohnungen wichtig wäre.”
Das Konzept wurde 2020/21 vollendet. Eine Baugenehmigung wurde im Mai 2023 erteilt. Seitdem ist leider nichts passiert, mit den erforderlichen Sanierungsarbeiten wurde nicht begonnen.
Roger Lewandowski, Landrat vom Havelland, nimmt sich immer wieder gern die Zeit, um die einzelnen Orte im Havelland zu besuchen, um sich aktuelle Projekte anzuschauen, um interessante Firmen kennenzulernen, aber auch, um von aktuellen Problemen aus erster Hand zu hören.
So nahm er sich am 26. Oktober auch die Zeit, um sich persönlich das Zeestower Gutshaus anzuschauen und sich darüber zu informieren, warum die Baumaßnahmen stocken. Kevin Marcuse, dessen Firma zurzeit auch ein Wohnquartier in Ketzin entwickelt, einen Altbau in Nauen saniert hat und ein Wohn- und Geschäftshaus im Zentrum von Brieselang plant: “Tatsächlich hätten wir im Mai voller Tatendrang starten können. In der Zwischenzeit hat sich aber der Markt komplett gedreht. Wir sind plötzlich in einer ganz neuen Welt angekommen. So ist in der Zeit der Zins für Baukredite förmlich explodiert. Wann war der zuletzt so hoch? Gleichzeitig sind aber auch die Baukosten extrem gestiegen.”
Die Projektentwickler hatten mit 2,5 Millionen Euro für die Sanierung gerechnet, inzwischen sind die Kosten fast doppelt so hoch. Kevin Marcuse: “Das Zeestower Gutshaus ist ein gutes Beispiel für ein Projekt, das in der Vergangenheit angeschoben wurde, nun aber plötzlich Probleme bekommt. Wir hatten mit zehn Euro Miete pro Quadratmeter kalkuliert, jetzt müssten wir zwanzig verlangen. Das ist aber viel zu teuer, erst recht für die Menschen aus der Region.”
Was tun? Fördermöglichkeiten gibt es theoretisch. Aber welche Förderung passt zum Zeestower Projekt? Und wie tief sind die Töpfe? Kevin Marcuse: “Klar ist, wir können nicht aus Eigenmitteln finanzieren. Und die Banken schauen derzeit sehr genau, ob sich ein angedachtes Projekt am Ende auch gegenfinanzieren lässt. Wir sind beim Zeestower Gutspark auf Hilfe angewiesen. Es macht übrigens auch keinen Sinn, das Projekt ruhen zu lassen, weil irgendwann die Baugenehmigung erlischt.”
Landrat Roger Lewandowski: “Am Ende muss das Projekt wirtschaftlich sein. Das Bauen privater Wohnungen ist im Landkreis fast nicht mehr existent, auch gewerblich wird kaum noch etwas gemacht. Das liegt nicht am Wollen, das liegt am Können.” (Text/Fotos: CS / Illustrationen: Regwert)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 213 (12/2023).
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