Rekord: 107 Aussteller auf der Börse für Ausbildung und Studium 2023 im Erlebnispark Paaren!
Was tun nach der Schule? Der Landkreis Havelland möchte seine jungen Schulabgänger nur allzu gern in der Region halten. Die jährlich durchgeführte “Börse für Ausbildung und Studium” zeigt deswegen viele Möglichkeiten auf und bringt die Unternehmen, Betriebe und Universitäten mit den Schülern in Kontakt. Nach einer Corona-Pause konnte der Neustart der Messe am 23. März gleich mit einem echten Rekord aufwarten: Gleich 107 Aussteller präsentierten sich in der Brandenburg-Halle vom Erlebnispark Paaren dem jungen Publikum.
Die Messestände der Aussteller auf der vom Landkreis Havelland im Erlebnispark Paaren organisierten “Börse für Ausbildung und Studium 2023” waren in diesem Jahr ganz besonders aufwändig und professionell gestaltet. Vor Ort konnte sogar richtig schweres Gerät bestaunt werden. Havelbus hatte einen kompletten Bus am eigenen Stand geparkt, um Werbung für die angebotenen Ausbildungen etwa zum Kraftfahrer zu machen. Colossus Logistics brachte einen Schwertransporter mit. Und auch die Bundeswehr ließ die minderjährigen Besucher staunen – ein in Tarnfarben angemalter Kranwagen war in diesem Jahr mit dabei.
Landrat Roger Lewandowski ließ es sich nicht nehmen, die Börse persönlich zu eröffnen: “Wir haben alle Schüler der weiterführenden Schulen im Havelland eingeladen und dabei nicht nur die Schüler der Klassen 11 bis 13 angesprochen, sondern auch die der neunten und zehnten Klasse. Insgesamt sind 1.708 Schüler unserer Einladung gefolgt. Wir haben extra Busse organisiert, um die Jugendlichen an ihren Schulen abzuholen und anschließend wieder dorthin zurückzufahren. Dabei haben wir die Busse so gestaffelt fahren lassen, dass nicht alle Schüler auf einmal vor Ort sind.”
Der Landrat machte deutlich, dass es im Havelland noch immer viele Ausbildungsplätze gibt, die unbesetzt bleiben: “Die Auszubildenden suchen sich inzwischen ihre Arbeitsstelle aus, nicht die Arbeitgeber ihre Auszubildenden. Das hat sich komplett gedreht. Die Börse bietet für alle Beteiligten aber eine echte Win-Win-Situation. Die jungen Leute bekommen einen guten Überblick davon, was für Unternehmen es im Havelland gibt. Und die Unternehmen haben eine Chance, schon jetzt auf sich aufmerksam zu machen und das direkte Gespräch zu späteren Bewerbern zu suchen. Während der Corona-Zeit haben wir ja viel mit digitalen Formaten experimentiert. Es zeigt sich aber doch immer wieder, dass der echte persönliche Kontakt nicht zu ersetzen ist. Deswegen haben wir uns auch gleich wieder an die Planung einer neuen Börse gemacht, als das möglich wurde. Ich denke, wir bilden auf der Messe das ganze Spektrum ab, was an Ausbildung und Studium in unserer Region möglich ist.”
Ganz uneigennützig war der Landrat auch nicht auf der Messe. Roger Lewandowski: “Wir vom Landkreis suchen auch selbst Auszubildende – im Verwaltungsbereich, in der Vermessungstechnik und im Straßenwesen. Wie überall geht es nun auch für uns als Arbeitgeber darum, nicht primär auf die Noten zu schauen. Ich denke, davon haben wir uns bereits ein Stück weit entfernt. Viele Qualitäten offenbaren sich ja erst im Tun. Vorgeschaltete Praktika helfen übrigens sehr gut dabei, dass sich die zukünftigen Arbeitgeber und die potenziellen Azubis besser kennenlernen. Es findet zurzeit ein echter Kampf um die Köpfe statt.”
Holzbau Johannsen aus Grünefeld: Nachhaltiges Bauen ist im Kommen
Einer der vielen Aussteller vor Ort war Heinrich Johannsen von der Holzbau Johannsen GmbH (www.johannsen-holzbau.de) aus Grünefeld in Schönwalde-Glien. Der Zimmermann betreibt seine Firma bereits seit 1987. Zu sechst ist das Team unterwegs, um Dachstühle zu bauen, bestehendes Fachwerk zu sanieren oder um Carpots zu errichten.
Heinrich Johannsen: “Unser Geschäft läuft von Jahr zu Jahr besser, das Handwerk hat wieder goldenen Boden. Da Fachkräfte kaum noch zu finden sind, bilden wir schon immer unsere eigenen Mitarbeiter aus. Die Ausbildung zum Zimmerer (m,w,d) dauert drei Jahre. Wir haben eigentlich in jedem Jahr jemanden bei uns, der die Ausbildung neu beginnt. Zurzeit habe ich sogar eine Abiturientin bei mir in der Ausbildung. Das ist eine große Freude, denn wer gut rechnen kann, ist in diesem Beruf ganz klar im Vorteil. Leider brechen noch immer viele Heranwachsende ihre Ausbildung ab, weil etwas anderes plötzlich interessanter geworden ist.”
Überraschend ist für viele Jugendliche, dass auch das Handwerk im Wandel ist. Heinrich Johannsen: “Zurzeit befinden wir uns mitten in einer ökologischen Holzbauoffensive. Wir reden hier auf einmal von Holzfaserdämmstoffen, die ein nachhaltiges Bauen erlauben. Wir werden auch in die Photovoltaik mit einsteigen.”
Colossus Logistics und Gebrüder Willing: Berufskraftfahrer für Schwertransporte (m,w,d) und Land- und Baumaschinenmechatroniker (m,w,d) gesucht
Die Colossus Logistics GmbH & Co.KG mit Sitz direkt am Havelkanal in Wustermark (www.colossus-logistics.de) ist ein familiengeführtes Unternehmen, das sich auf die Großraum- und Schwertransportlogistik konzentriert hat.
Laura Pietack: “Wir suchen Berufskraftfahrer/innen für unsere großen 4×2 Sattelzugmaschinen. Unsere Auszubildenden fangen natürlich erst einmal auf kleineren LKWs an und steigen bei entsprechender Eignung nach und nach auf die größeren Fahrzeuge um.”
Colossus ist mit seinen Transportern im ganzen Land unterwegs, um Wagenkästen für Wagons, Container, schwere Baumaschinen, Tiny Houses, komplette Anlagen und Raummodule für den Modelbau von A nach B zu bringen.
Dabei arbeitet das Logistikunternehmen oft mit der Gebrüder Willing GmbH aus Zeestow (www.willing.de) zusammen. Georg Willing: “Wir verkaufen und vermieten schwere Baumaschinen wie etwa Kräne, Telekopstapler oder Seilbagger. Diese Maschinen werden von unseren speziell ausgebildeten Land- und Baumaschinenmechatronikern zum Zielort gefahren, dort aufgebaut und vor Ort oft genug auch bedient. Nicht selten betreuen unsere Land- und Baumaschinenmechatroniker auch den Fuhrpark der Kunden. Wir sind überall dort zugegen, wo die deutsche Infrastruktur ausgebaut und modernisiert wird. Da geht es um den Spezialtiefbau, den Autobahnbau, den Wasserbau, die Windenergie und die Bahn. Immer, wenn in Deutschland gesagt wird: ‘Da müssen wir dringend etwas machen’, sind wir mit an Bord. Wir wissen aber genau, dass es gar nicht so viele Land- und Baumaschinenmechatroniker in Deutschland gibt, um das gewünschte Tempo beim Ausbau der Infrastruktur halten zu können. Deswegen ist eine Ausbildung in diesem Bereich immer ein Garant nicht nur für ein äußerst abwechslungsreiches Arbeitsleben, sondern auch für eine gesicherte Berufszukunft.”
Die Gebrüder Willing GmbH ist zurzeit am Bau der neuen Energietrasse in Berlin, am Bau des neuen Wehrs in Quitzöbel und am Bau der neuen Eisenbahnbrücken in Buch beteiligt.
Georg Willing: “Auch beim Bau der neuen Elbquerung in Form der Stahlverbundbrücke in Wittenberge sind wir mit dabei.”
Lebenshilfe Havelland e.V.: Wir brauchen Heilerziehungspfleger/innen
Die Lebenshilfe Havelland (www.lebenshilfe-havelland.de) hat ihren Sitz in Falkensee. Der Verein kümmert sich vor allem um Menschen mit geistigen Behinderungen und ermöglicht ihnen eine selbstbestimmte Teilnahme am Leben.
An verschiedenen Standorten unterhält die Lebenshilfe Wohnstätten, bietet aber auch betreute Wohngruppen und ein Ambulant Betreutes Wohnen an. Darüber hinaus stehen auch ein Integrations-Kindergarten und ein integrativer Hort unter der Obhut der Lebenshilfe.
Tom Sukowski: “Wir suchen vor allem Azubis für den Beruf des Erziehers (m,w,d) und des Heilerziehungspflegers (m,w,d,). Vor allem im Bereich der Heilerziehungspfleger haben wir einen sehr großen Bedarf. Denn in unseren Wohnstätten leben Menschen mit geistigen Behinderungen, die auf Menschen zur Betreuung angewiesen sind. Ohne entsprechende Mitarbeiter können wir dieser wichtigen Aufgabe nicht nachkommen.”
Die Lebenshilfe bietet ihren Mitarbeitern eine sehr gute Bezahlung, 32 Tage Jahresurlaub, ein “hervorragendes und familiäres” Arbeitsklima sowie viele Möglichkeiten zur Fort- und Weiterbildung an.
Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.: Wir suchen junge Leute für den Freiwilligendienst!
Der Regionalverband Brandenburg-Nordwest der Johanniter präsentierte sich auf der Börse, um Erzieher für die eigenen Kitas zu suchen. Wichtig war Natascha Grünberg vor Ort aber auch, für die Freiwilligendienste bei den Johannitern zu werben: “Dabei geht es etwa um ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ), das man bis zum 27. Lebensjahr absolvieren darf. Alternativ gibt es noch den Bundesfreiwilligendienst (BFD), in dem sich Freiwillige aller Generationen engagieren können. In beiden Diensten wird ein Taschengeld bezahlt, die Fahrtkosten werden erstattet und die Beiträge zur Sozialversicherung übernommen.”
Die Johanniter-Unfall-Hilfe (www.johanniter.de/rv-brbnw) sucht FSJler und “Bufties” für den Fahrdienst, die Erste-Hilfe-Ausbildung, den Hausnotruf und für den Einsatz in den Kindertagesstätten.
Mit Eric Brendel (19) war auch gleich ein Freiwilliger mit am Stand vor Ort, der Fragen der Schüler beantworten konnte. Er erzählte: “Nach meinem Abitur habe ich mich bei der Kripo beworben. Bis es da losgeht, dauert es aber noch ein Jahr. So lange kann ich nicht tatenlos Zuhause rumsitzen, ich musste etwas tun. Der soziale Dienst gefällt mir. Mir ist die Bezahlung egal. Aber ich kann im Fahrdienst Menschen helfen und bekomme das Gefühl der Dankbarkeit vermittelt.”
Natascha Grünberg: “Eine solche Station macht sich natürlich auch im Lebenslauf sehr gut.”
Bäcker- und Konditoreninnung Havelland: Bäcker, Konditor & Fachverkäufer (m,w,d) gesucht!
Brot isst jeder gern. Wenn es aber darum geht, es selbst zu backen, da fällt es schon deutlich schwieriger, junge Leute für den Beruf zu begeistern.
Olaf Kreuschner betreibt seine Konditorei (www.konditorei-kreuschner.de) in Falkensee in der Hertzstraße – allerdings ohne Ladengeschäft: “Wir beliefern über 50 Seniorenheime täglich mit Kuchen und Torten. Unsere Kunden sitzen vor allem in Berlin, wir haben aber auch Seniorenheime in Potsdam, in Velten und in Falkensee auf unserer Kundenliste. Am liebsten essen unsere Senioren übrigens Pflaumen- und Streusselkuchen.”
Olaf Kreuschner ist der Obermeister in der Bäcker und Konditoreninnung. Er weiß genau, dass die regionalen Bäcker und Konditoreien einen großen Bedarf an entsprechendem Fachpersonal haben. Bäcker (m,w,d), Konditoren (m,w,d) und Fachverkäufer (m,w,d) für das Ladengeschäft werden also ganz dringend gesucht – und gern in Eigenregie ausgebildet.
Olaf Kreuschner: “Gerade bei der Ausbildung zum Bäcker wird klar: Wir müssen uns wandeln. Hier geht es auch darum, andere Arbeitszeiten anzubieten, damit man nicht immer nachts um eins mit dem Backbetrieb anfangen muss. In diesem Bereich tut sich aber etwas. So ist etwa auch ein Schichtbetrieb denkbar. Es gibt aber auch Bäcker, die mögen das klassische Arbeitszeitmodell, da sie dann immer den ganzen Tag frei für sich zur Verfügung haben.”
Ingo Möhring von “Meister Möhring” (www.meister-moehring.de) aus Rathenow: “Ich freue mich, dass sich hier auf der Börse doch viele junge Frauen für den Beruf der Konditorin interessieren. In diesem Beruf ist auch niemand arbeitslos, da findet man immer eine Arbeitsstelle.”
Volkshochschule Havelland: Ohne Schulabschluss
Die Volkshochschule Havelland (www.vhs-havelland.de) bietet zahlreiche Kurse zur persönlichen Weiterbildung an. Dr. Frank Dittmer, Leiter der VHS: “12 bis 13 Prozent der jungen Menschen in Brandenburg beenden die Schule leider ohne einne Abschluss. Hier besteht an der Volkshochschule immer die Möglichkeit, einen solchen Abschluss nachzuholen. Das gilt im zunehmenden Maß auch für Zugewanderte, die bereits einen Abschluss haben, der aber in Deutschland nicht anerkannt wird.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 205 (4/2023).
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