Falkensee feiert 100-jähriges Bestehen: 800 Besucher in der Stadthalle erlebten große Jubel-Gala!
Falkensee wurde am 1. April 1923 gegründet. Da war es natürlich klar, dass auch die große Jubiläumsgala passend zu “100 Jahre Falkensee” an diesem Datum stattfinden musste. Bürgermeister Heiko Müller lud deswegen 800 Gäste am 1. April 2023 in die neue Stadthalle ein – und präsentierte seinen Falkenseern eine abendfüllende Show mit vielen Akteuren und spannenden Rückblicken in die bewegte Vergangenheit des Orts.
Wie veranstaltet man eine große Gala zum Thema “100 Jahre Falkensee” mitten am kalten 1. April (und damit ohne Outdoor-Alternative)? Und zwar ohne den einen oder anderen Falkenseer vor den Kopf zu stoßen, weil er am Ort des Geschehens nicht mit dabei sein kann.
Bürgermeister Heiko Müller und sein Team haben sich dazu entschieden, die Gala in der neuen Stadthalle stattfinden zu lassen. 400 um die Stadt verdiente Gäste wurden direkt eingeladen, wie das etwa auch beim Neujahrsempfang des Bürgermeisters der Fall ist. 400 weitere Karten wurden nach dem Zufallsprinzip über das Bürgeramt an Interessierte verschenkt, die sich am Ausgabetag in die Schlange gestellt hatten. Zusätzlich gab es einen Live-Stream im Internet, sodass es möglich war, den Abend auch vom heimischen Sofa aus mitzuerleben.
Eine sehr gelungene Idee war es, für die Präsentation der Show viele verschiedene Akteure mit ins Boot zu holen. So traten nacheinander der Kammerchor Falkensee, das Tanzensemble Regenbogen, das Gospelquintett “The Singers”, Sebastian Maihs vom Kleinen Theater Falkensee, Michael O’Connor Kelly, die Cheerleader-Truppe vom TSV Falkensee, die Band “Second Nature”, die Tanzgruppe “B-Steps” vom Vicco-von-Bülow-Gymnasium und das Show-Team vom TSV auf. Hier konnte Falkensee einmal zeigen, wie bunt, kreativ und vielseitig die Stadt doch ist: Das kam bei den Zuschauern ganz besonders gut an.
Durch den bunten Abend führte sehr souverän und ein klein bisschen aufgeregt der in Falkensee wohnende Olympiakanute Ronald Rauhe, der die Ehre hatte, ein neues Maskottchen für die Stadt vorzustellen – einen noch namenlosen Plüschfalken, der im Foyer der Stadthalle verkauft wurde und gleich neue Besitzer gefunden hatte.
Die bunte und manchmal auch tiefschwarze Geschichte Falkensees wurde gleich von mehreren Vortragenden sehr einfühlsam und oft genug mit sehr klaren Worten visualisiert. Der Stadtdezernent Harald Sempf, die Pfarrerin Gisela Dittmer, die Bürgeramtsleiterin Luise Janssen, Bürgermeister Heiko Müller und am Ende auch noch Kreishandwerksmeister Michael Ziesecke legten sich die Jahrzehnte in fünf Brocken zurecht, um so getrennt voneinander den Blick zurück zu wagen.
Dr. Harald Sempf begann mit dem klassischen Reim über den Ursprung der Stadt Falkensee in zwei benachbarten Dorfern: “Seegefeld und Falkenhagen – werden getrennt durch einen Graben.”
Sehr eindrucksvoll beschrieb Pfarrerin Dittmer die Nazizeit: “Was nun in Deutschland geschah, hatte eine Vorgeschichte – auch in Falkensee.” Sie berichtete von schweren Misshandlungen Andersdenkender im Rathaus, von Straßenumbenennungen und von Ehrenbürgerschaften, die von Falkensee an Hitler und Goebbels ausgesprochen wurden. Sie erzählte von Gertrud Kolmar, deren Falkenseer Haus in der Feuerbachstraße zwangsversteigert wurde und die aus Berlin heraus 43 nach Ausschwitz deportiert und dort sogleich ermordet wurde: “Die Juden in Falkensee, man kennt sie – und man findet sie.”
Falkensee hatte in der braungefärbten Geschichte durchaus Schuld auf sich geladen. Gisela Dittmer: “Nach dem Kriegsende wissen die Bewohner Falkensees nicht, ob sie sich freuen oder fürchten sollen.”
Gänsehaut gab es auch beim Vortrag von Heiko Müller über die Zeit der Wiedervereinigung. Am 9. November war plötzlich die Ausreise aus dem Osten in den Westen wieder möglich: “Da ist passiert, was sich keiner vorstellen konnte: Die Mauer ist friedlich gefallen. Für Falkensee brachen allerdings die vier längsten Tage an. Ein Stück Mauer musste an der Spandauer Straße eingerissen werden, dann musste die Straße dort neu gebaut werden. Wir standen auf dem noch heißen Asphalt und haben auf der anderen Seite die Spandauer gesehen. Da sind wir dann rübergelaufen und sind uns um den Hals gefallen.”
Das war ein echter Abend mit Coolness-Faktor: Bürgermeister Heiko Müller griff noch einmal zur Gitarre und spielte mit seiner Band “Second Nature” die beiden Stücke “Here comes the sun” und “If I had a hammer.”
Nach zweieinhalb Stunden ohne Pannen (und das trotz nicht stattgefundener Generalprobe) ging der abwechslungsreiche Abend planmäßig zu Ende. Keine Frage: Passend zum 100-Jahre-Jubiläum hat die Stadt Falkensee eine perfekte Veranstaltung auf die Beine gestellt. (Text/Fotos: CS)
Das Goldene Buch der Stadt
Wir tragen uns ein
Seit 2008 hat Falkensee ein eigenes “Goldenes Buch”. Hier tragen sich bekannte Falkenseer mit ihrer Unterschrift ein, die sich um die Stadt verdient gemacht haben. Unter anderem verewigen sich hier die Personen, die den jährlichen Bürgerpreis erhalten haben.
Am 1. April 2023 haben sich – vor der großen 100-Jahr-Gala in der Stadthalle – vier weitere Bürger der Stadt in das “Goldene Buch” eingetragen. Neben Ursula Nonnemacher (Gesundheitsministerin Brandenburg), Désirée Nick (Bühnenstar & Autorin) und Jürgen Bigalke (Bürgermeister in Falkensee 1990 bis 2007) war dies der 101-jährige Karl-Heinz Sasse, der als einziger noch lebender Mensch die gesamte Stadtgeschichte von Beginn an miterlebt hat.
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 206 (5/2023).
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