Eröffnungsfeier im Elstaler Eisenbahn-Café “Zwischenhalt”: Der Zug, der bleibt!
Der Zug, der mitten in Elstal auf einem grünen Grundstück steht, hat im Grunde genommen sechs Jahre Verspätung. So lange hält eine Handvoll Elstaler bereits unermüdlich an der Idee fest, ein komplett ehrenamtlich betriebenes Eisenbahn-Café ins Leben zu rufen. 2017 nahm die Vision Gestalt an, nun konnte im Jahre 2023 endlich die Fertigstellung gefeiert werden: Das Café “Zwischenhalt” hat geöffnet!
Zunächst gab es im Sommer 2017 in Elstal das kleine Projekt “Viere Beine für Elstal”. Ein Tisch wurde mitten auf der grünen Wiese aufgestellt, damit sich die Wustermarker Bürger auf die Stühle setzen und miteinander ins Gespräch kommen können.
Die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Elstal (EFG), die hinter dieser kommunikativen Idee stand, dachte aber schon bald eine Nummer größer. Ein ehrenamtlich geführtes Café sollte ins Leben gerufen werden, um den Treffpunktgedanken etwas höher aufzuhängen. Als Ort für das Café hatte man sich Elstal ausgesucht, hier stellte die Immanuel Albertinen Diakonie ein Grundstück zur Verfügung. Und was könnte besser in die alte Eisenbahnersiedlung passen als – ein Eisenbahnwaggon!
Zusammen mit weiteren Ehrenamtlichen aus Elstal, die nicht zwingend der Kirchengemeinde angehören mussten, wurde das Projekt mit großem Einsatz vorangetrieben. So konnte tatsächlich ein originaler Bahnwaggon nicht nur aufgetrieben, sondern mit dem Kran auch auf dem Grundstück abgestellt werden. Hier wurde er über viele Monate hinweg aufwändig saniert und sogar mit einer erhöhten Außenterrasse versehen. Am 18. März konnte endlich Eröffnung gefeiert werden: Bei strahlendem Sonnenschein fanden sich an die 250 Leute vor Ort ein, um bei Kaffee und Kuchen mit dabei zu sein, wenn es im neuen “Café Zwischenhalt” endlich heißt: “Wir haben geöffnet.”
Für Wustermarks Bürgermeister Holger Schreiber ist das “Café Zwischenhalt” eine echte Erfolgsgeschichte: “Vor fünf Jahren gab es 10.000 Euro Zuschuss aus dem Bürgerhaushalt der Gemeinde. Wenn man sich ansieht, was daraus geworden ist, kann man nur staunen. Ihr gebt den Menschen in Elstal das Gefühl: Ihr seid nicht alleine.”
Sabine und Joachim Gnep hielten die Eröffnungsrede: “Wir wollten unserem Ort als kleine Baptistengemeinde ein nichtkommerzielles Café schenken. Wo man einfach mal hingehen kann. Wo all das geschehen kann, was normalerweise an einem Küchentisch geschieht – gemeinsam essen, reden, schweigen, lachen, spielen, Kaffee trinken.”
Dabei wurde der Name des Cafés auch immer wieder neu interpretiert: “Das Café ist ein Zwischenhalt zwischen Arbeit und Freizeit, Einkauf und Familie. Ein Zwischenhalt, der vielleicht auch manchen Halt gibt, die sonst kaum Begegnungen erleben. Wo sich vielleicht auch Interessengruppen verabreden. Oder wo kleine Ausstellungen und Konzerte stattfinden.”
Da dieses gesamte nichtkommerzielle Projekt niemals hätte funktionieren können, hätte es nicht viele helfende Hände, Sponsoren und Förderer gegeben, präsentierten Sabine und Joachim Gnep am Ende ihrer Rede eine Goldene Tafel – “mit den Namen von allen Personen, die uns so sehr geholfen haben.”
Aber wie geht es nun weiter? Wie kann man sich den Alltag im “Zwischenhalt” vorstellen? Joachim Gnep: “Wir sind alle total gespannt, wie das jetzt alles funktioniert. Wir werden noch viel lernen und regeln müssen, aber wir werden Freude dabei haben.”
Das “Zwischenhalt” in der Rosa-Luxemburg-Straße 35 in Elstal wird nun – und jetzt wird es kompliziert – immer am zweiten Montag im Monat (14-17 Uhr), an jedem ersten und dritten Diestag (14-17 Uhr), an jedem Mittwoch (10-12:30 Uhr und 15:30-18 Uhr), an jedem Freitag (15:30-19 Uhr) und jeden ersten Samstag im Monat (14-17 Uhr) geöffnet haben. An Feiertagen hat das Café (www.baptisten-elstal.de/zwischenhalt) generell geschlossen. Reservierungen sind nicht möglich.
Laura Köpke vom Orgateam: “Zur Eröffnung hatten wir gut 25 Sitzplätze im Waggon selbst. Fünf große Tische haben wir auf der oberen Terrasse aufgestellt und fünf Tische unten im Garten. Selbstgemachten Kuchen und Getränke gibt es ab sofort bei uns gegen eine Spende. Und wenn einmal jemand kein Geld mit dabei hat, ist das auch in Ordnung – Speisen und Getränke sind bei uns ja von Hause aus kostenlos.”
Toll: Bei der Eröffnung kamen bereits gelabelte Becher mit dem “Zwischenhalt”-Logo zum Einsatz. Sie lassen sich leicht abwaschen und wiederverwenden.
Bürgermeister Holger Schreiber: “Wir sind in den letzten Jahren stark gewachsen in Elstal. Wir brauchen Treffpunkte wie diese, um die Menschen zusammenzubringen. Die Akteure, die hier beteiligt waren, sind übrigens genau die, die auch sonst immer ehrenamtlich in der Gemeinde unterwegs sind und sich stets positiv einbringen, sobald etwas zu tun ist.”
Der Landtagsabgeordnete Johannes Funke war bei der Eröffnung auch mit dabei. Er sagte beeindruckt: “Hier ist ein Ort entstanden, der die Menschen in Elstal – alte und neue Bewohner – miteinander verbindet. Das tut dem Ort total gut. Da Elstal nicht zur Leader-Förderkulisse mit dazugehört, müssen die Elstaler Projekte wie dieses komplett aus eigener Kraft stemmen. Davor muss man den Hut ziehen.”
Stephan Neumann, Vorsitzender des Inklusionsbeirats in Wustermark: “Wie sollen eigentlich Menschen mit einem Rollator oder gar einem Rollstuhl auf die erhöhte Terrasse und in den Waggon gelangen? Das haben wir uns gefragt. Die Lösung war eine Plattform, die von einem Dritten von Hand nach oben gekurbelt werden muss. Der Landkreis wollte das erst nicht erlauben, er pochte auf eine eigenständige Lösung, die keinen Dritten involviert. Die Lösung mit der Kurbel darf nun aber übergangsweise für drei, vier Jahre genutzt werden. Darüber sind wir sehr froh.”
Holger Schreiber: “Gleich gegenüber vom Eisenbahn-Café wird noch sehr viel passieren. 200 Wohnungen und ein riesiges Einkaufszentrum sind auf der anderen Straßenseite geplant – und auch ein Kreisverkehr soll in den nächsten zwei Jahren gebaut werden.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 205 (4/2023).
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