Wiedereröffnung der Tafel in Elstal: 85.000 Euro sind in die Renovierung geflossen!
Alles neu macht der März. Die Räumlichkeiten der Tafel in Elstal waren schon lange in keinem guten Zustand mehr. Nun hat die Gemeinde Wustermark 85.000 Euro in die Hand genommen, um die Kleiderkammer und Essensausgabe umfassend zu renovieren. Vom Fußboden über die Fenster, von der Elektrik bis hin zur Wandbemalung: Alles wurde neu gemacht. Der Abschluss der Arbeiten wurde am 21. März mit Bürgermeister Holger Schreiber und vielen Gästen gefeiert. Sobald die Außenanlagen fertiggestellt sind, soll auch noch ein großes Sommerfest folgen.
Viele Menschen haben im Monat nicht genug Geld zur Verfügung, um sich mit dem Allernötigsten zu versorgen. Sie sind in der Folge auf die Tafeln angewiesen. Sie sammeln Spenden in Form von Kleidung, Lebensmitteln und Alltagsgegenständen – und geben sie dann für ganz kleines Geld an die Bedürftigen ab.
Die Nauener Tafel (www.nauener-tafel.de) gibt es bereits seit 1999. Der gemeinnützige Verein sammelt vor allem überschüssige Lebensmittel aus Supermärkten oder aus dem Großhandel ein, um sie gleich an mehreren Standorten an Menschen in Not weiterzureichen. So unterhält die Nauener Tafel u.a. Ausgabestellen in Nauen, Brieselang, Friesack, Ketzin, Pessin und eben auch in Elstal.
Holger Schreiber, Bürgermeister von Wustermark, erinnert sich: “Die Tafel war zunächst in der alten Sparkasse untergebracht, dann ist sie an den aktuellen Standort im Ernst-Walter-Weg 6 umgezogen. Hier war früher einmal eine Bibliothek untergebracht. Lange musste sich die Tafel diesen Standort mit dem Jugendclub teilen. Das war eine schwierige Zeit, es war für beide Seiten nicht immer leicht. Die Jugendlichen haben nun im vergangenen Jahr im Olympischen Dorf einen neuen Club bekommen. Die Leiterin der Elstaler Tafel Frau Schröter hat uns dann gesagt: Hier müsste man einmal etwas tun. Und die Tafeln sind sonst nie die Orte, die etwas für sich einfordern, obwohl hier ein bemerkenswertes ehrenamtliches Werk getan wird. Nun haben wir aber zurzeit leider eine sehr schwierige und angespannte Haushaltslage.”
Trotzdem wollte die Gemeinde unbedingt helfen. Und dies ist einmal mehr mit dieser ganz besonderen Wustermarker Pfiffigkeit in die Tat umgesetzt worden.
40.000 Euro kamen direkt von der Gemeinde. Bürgermeister Holger Schreiber nutzte darüber hinaus einmal mehr seine guten Kontakte, um Firmen aus Wustermark um eine Geld- oder Sachspende zu bitten: “Es ist ein tolles Signal, dass die Wirtschaft die Kommune vor Ort immer wieder so sehr unterstützt.”
Unternehmen wie die Spedition Diebel, das Designer Outlet Berlin, die Havelländische Eisenbahn AG HVLE, die Baumschule Fichtelmann, der Küchentreff Leue und die GWV Ketzin gaben gern, was möglich war. So kamen noch einmal 45.000 Euro in Sach- und Geldspenden zusammen. Mayk und Tanja Leue vom Küchentreff spendeten etwa eine Ausstellungsküche und passten sie an die beengten Räumlichkeiten in der Tafel an.
Sebastian Kelm, in Wustermark eigentlich für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, erinnert sich: “Wir haben auf Betterplace.org sogar ein Crowdfunding eingerichtet, um auch noch Geld für einen Container und ein Vordach zu sammeln. Hier kamen 2.250 Euro zusammen. Von diesem Geld haben wir das Vordach bestellt.”
Holger Schreiber: “Und weil es am Ende noch immer nicht gereicht hat, haben sich die Mitarbeiter der Verwaltung im Gebäude der Tafel getroffen, um in ihrer Freizeit selbst die neuen Möbel zusammenzuschrauben. Ich hoffe, wir haben dabei nicht mehr Schaden als Nutzen angerichtet. Das war eine tolle Mannschaftsleistung.”
Während der Renovierungsarbeiten musste die Tafel, die am aktuellen Standort mietfrei in einem Gebäude der Gemeinde untergekommen ist, ein paar Hundert Meter weiter in die Bürgerbegegnungsstätte am Karl-Liebknecht-Platz ziehen. Vor Ort wurden derweil der Fußboden erneuert, die Sanitäranlagen ausgetauscht, die Elektrik modernisiert, die neue Küche eingebaut, umfassende Malerarbeiten durchgeführt, die Außenfenster und die Haustür ausgewechselt und verschiedene Durchbrüche erweitert. Bodenschwellen wurden herausgerissen, um die Tafel “barrierearm” zu machen, sodass sie auch von Kunden mit Rollator betreten werden kann.
Am 21. März konnte die rundumerneuerte Tafel nun um neun Uhr früh neu eröffnet werden. Bürgermeister Holger Schreiber durchschnitt feierlich das rote Band und sagte: “Frau Jutta Schröter und ihr Team leisten hier einen Riesendienst für viele Menschen.”
Die Ausgabe der Elstaler Tafel ist nun wieder Montag und Donnerstag von 14 bis 16 Uhr geöffnet.
Bei der Wiedereröffnung war auch Katrin Gille, die Vorsitzende der Nauener Tafel, mit vor Ort: “Wer bei der Tafel vorstellig wird, muss seine Bedürftigkeit nachweisen. In der Tat sind immer mehr Menschen von der Altersarmut betroffen. In Nauen haben sich allein sechs Senioren in nur einer Woche bei uns vorgestellt. Seit Anfang des Jahres bekommen wir nicht mehr so viele Spenden wie noch im letzten Jahr. Auch die Supermärkte müssen zunehmend rechnen und kalkulieren.”
Jutta Schröter erklärte als Leiterin der Tafel in Elstal: “Zu uns kommen etwa 30 bis 40 Menschen in der Woche, darunter inzwischen auch viele Ukrainer.”
Eine Überraschung hält die Gemeinde noch in petto. Sebastian Kelm: “Graffiti-Sprayer haben uns versprochen, dass sie das gesamte Gebäude kostenfrei verschönern und einen riesigen bunten Einkaufswagen auf die Außenwände sprühen, wenn wir die Sprühdosen bezahlen. Dann kann man die Elstaler Tafel auch von außen auf einen Blick erkennen.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 217 (4/2024).
Seitenabrufe seit 21.03.2024:
Kennen Sie schon unsere Gratis-App?
Apple – https://unserhavelland.de/appapple
Android – https://unserhavelland.de/appandroid
Anzeige