Eigener Kinosessel: 189 Kinostühle aus dem Ala Falkensee fanden einen neuen Besitzer!
Die Cineplex Gruppe Berlin nimmt ordentlich Geld in die Hand und renoviert das Ala-Kino in Falkensee. Was tut man aber mit den 189 alten Kinositzen, die nun plötzlich nicht mehr gebraucht werden? Sie wurden kurzerhand für den guten Zweck gespendet. Die Nachfrage war enorm: Am 5. März gaben sich die Interessenten tatsächlich die Klinke in die Hand, um noch einen der gemütlichen Kinosessel abzustauben.
Das Ala Falkensee ist eins von mehreren Kinos, die von der Cineplex Gruppe Berlin (www.cineplex.de/falkensee) geführt werden. Fünf große Kinos gibt es in Berlin und Dresden, drei kleinere im Umland kommen noch hinzu. Das Ala Falkensee in der Potsdamer Straße gehört zu den kleineren Kinos – es hat ja auch nur einen einzigen Saal. Dafür ist es aber auch das einzige Kino im östlichen Havelland; das nächste ist erst wieder in Rathenow zu finden. Insbesondere für Familien mit Kindern ist das Ala Falkensee ein gern genutztes Lichtspielhaus, um mit dem Nachwuchs die neuesten Streifen aus Hollywood oder Deutschland sehen zu können.
Wirklich überraschend und auch ein wenig beängstigend war die Meldung, dass es am 5. März zu einer ganz besonderen Charity-Aktion vor Ort kommen würde: Das Ala Falkensee wollte sich von all seinen 189 Kinosesseln trennen. Wer wollte, konnte sich einen Stuhl (oder gleich mehrere von ihnen) gegen eine Mindestspende von zehn Euro im Kino abholen. Von 16 Uhr an waren die Akkuschrauber im Dauereinsatz, um die ausgedienten Sitzmöbel vom Fußboden loszuschrauben.
Die unausgesprochene Angst der Falkenseer war aber: Macht das Ala zu? Wird das Kino geschlossen?
Markus Kühlmorgen von der verantwortlichen To the movies Filmverleih-und Filmtheaterbetriebs GmbH aus Kleinmachnow winkte vor Ort ganz entspannt ab: “Wir ersetzen die Sessel im Ala Falkensee nur gegen bequeme Lederkinosessel. Diese Renovierung ist für den Zeitraum vom 6. bis zum 16. März geplant. Das Kino wird nur in dieser Zeit geschlossen sein. Wir investieren an die 60.000 Euro in die neuen Ledersessel und zahlen noch einmal 85.000 Euro in eine Sanierung des Fußbodens. Das ist für uns ein klares Bekenntnis zum Standort Falkensee. Und nicht nur das: Wir stehen bereits in Verhandlungen, um uns vor Ort sogar noch zu erweitern. Angedacht ist ein Anbau, sodass wir dann endlich einen zweiten Kinosaal realisieren könnten.”
Das hört sich doch schon einmal sehr gut an. Aber würden sich Menschen finden, die Interesse an einem der altgedienten blauen Ala-Sessel haben?
Die Überraschung: Das Interesse war riesengroß. Rund um das Ala herum bildete sich schnell eine lange Schlange an Menschen, die wie die Ameisen emsig blaue Stühle zu ihren Autos trugen.
Zu den frischgebackenen Besitzern von zwei neuen Stühlen zählten so auch Marcella und Quirin Schuldt aus Falkensee. Marcella Schuldt: “Wir werden in Quirins Jugendzimmer so etwas wie eine Couch bauen und uns da etwas Schönes basteln.”
Auch Stefanie und Henry Walzer aus Seeburg dachten vorrangig an einen gut gepolsterten Coup fürs Jugendzimmer. Steffi Walzer: “Wir wissen noch nicht, wo und wie, aber wir werden die Stühle in Henrys Zimmer verbauen. So haben wir immer ein Stück von unserem geliebten Ala bei uns zuhause. Wir haben uns auch extra Stühle mit den Sitznummern 9 und 10 gesichert, weil der 9.10. der Geburtstag von Henry ist. Allerdings mussten wir ganz schön schleppen. Die Sessel sind schwerer, als wir dachten.”
Eine ganz andere Idee hatte Patrick Hückstädt aus Spandau: “Wir haben uns zwei Sitze mitgenommen. Wir möchten uns Zuhause ein eigenes kleines Heimkino bauen.”
Vor Ort hatte die Ala-Crew auf jeden Fall alle Hände voll damit zu tun, die Sessel-Wünsche der Kinofreunde zu erfüllen. Zum Glück waren gleich mehrere Kollegen vor Ort, die die Sessel im Akkordtempo abschraubten.
Markus Kühlmorgen: “Wir hatten nur wenige Reservierungen im Vorfeld, wir wussten also nicht mit Sicherheit, was da auf uns zukommt. Frühere Aktionen in anderen Kinos von uns haben uns aber auf eine starke Nachfrage vorbereitet. Für viele Menschen ist es eben doch etwas Besonderes, einen Kinosessel für zu Hause zu haben. Um 18 Uhr war der Ala-Saal bereits so gut wie leergeräumt – es war wie ein großer Rausch.”
Die gespendeten Einnahmen wurden in einer grünen Brotbüchse gesammelt und am Ende an Detlef Tauscher vom „Förderkreis für Kinder, Kunst und Kultur in Falkensee e.V.“ (kurz KiKuK, www.kinderkuk-falkensee.de) übergeben.
Detlef Tauscher freute sich sichtlich über die unerwartete Spende von 1605 Euro: “Das Kino ist auf uns zugekommen, das ist natürlich toll. Das Geld kommt nun in unseren Topf, aus dem wir unsere verschiedenen Projekte vor allem für Kinder finanzieren. Auch in diesem Jahr werden wir mit den Kindern wieder Obst in Gärten und auf Streuobstwiesen sammeln, um es zu Saft und Marmelade zu verarbeiten. Das fertige Produkt wird dann am Ende u.a. an die Tafel gespendet. Die Kinder begleiten das Obst von der Ernte bis zum fertigen Produkt und lernen so einen respektvollen Umgang mit den Ressourcen der Natur.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 205 (4/2023).
Seitenabrufe seit 5.03.2023:
Kennen Sie schon unsere Gratis-App?
Apple – https://unserhavelland.de/appapple
Android – https://unserhavelland.de/appandroid
Anzeige