Havelländer Weg: Große Demo in Falkensee für und wider den Ausbau!

Der Havelländer Weg ist eine der schlimmsten Rumpelstraßen, die durch Falkensee führen. Nun gibt es Pläne der Stadt, die Straße zu ertüchtigen und sie dabei auch asphaltiert durch den Wald zu leiten, um sie besser an die L20 nach Schönwalde-Glien anzugliedern. So würde aus der beschaulichen Buckelpiste eine der neuen Hauptverkehrsadern in der Stadt werden – mit bis zu 8.000 vorhergesagten Autos am Tag. Viele Bürger sind strikt dagegen, andere ebenso emotional dafür. Am 2. März kam es zur großen Demo vor Ort.
Der auffälligste Demonstrant am 2. März war zugleich auch der kleinste: Dackel Wilma tippelte gegen 15:30 Uhr auf vier Pfoten zum Versammlungsort an der Waldgrenze des Havelländer Wegs. Der Hund trug ein beschriftetes Schild, auf dem klar zu lesen stand: “Kein Asphalt!”
Der geplante Ausbau des Havelländer Wegs sorgt zurzeit für ordentlich Reibung in der Falkenseer Bürgerschaft. Die einen finden die Pläne ganz toll, die anderen finden sie zum Erschaudern fürchterlich. Inzwischen gibt es emotionale Online-Petitionen für und gegen den Ausbau – und eine gemeinsame Lösung für alle ist nicht in Sicht.
Die Bürgerinitiative Schönes Falkensee e.V. (BISF) ist ganz klar gegen den Ausbau – und lud am 2. März zur großen Demo ein. Angesagt hatte sich auch der blaue Bus vom rbb: “Brandenburg Aktuell” wollte Stimmen der Bürger mit der Kamera einfangen, um über den Zwist zu berichten.
An die 130 Personen beider Stimmungslager fanden sich bei klirrender Kälte am Treffpunkt ein, um durchaus gesittet Argumente auszutauschen – obwohl das eine oder andere “Buh” doch nicht zu vermeiden war.
Die Gegner der Ausbauarbeiten fürchten eine Beschädigung des Waldes, bangen um das Leben vieler Bäume, sehen ein exponentielles Ansteigen des Autoverkehrs und damit eine umfassende Belästigung der Ruhe gewöhnten Anwohner.
Winnie Viol, Besitzerin von Dackel Wilma, fand klare Worte gegen einen Ausbau des Havelländer Wegs: “Mir geht es vor allem um die Natur. Der Wald um den direkt angrenzenden Scheinwerferberg herum ist ein wunderbares Naherholungsgebiet. Viele Kinder spielen hier im Freien und viele Falkenseer sind mit ihren Hunden unterwegs. Die Ruhe in diesem Gebiet wäre mit einer vielbefahrenen Straße dahin. Und wir würden mit dem Ausbau der Straße durch den Wald auch noch die letzten Wildtiere vertreiben.”
Auch Juliane Kühnemund, Stadtverordnete der Grünen in Falkensee, ist gegen den Ausbau: “Wer eine Straße sät, erntet Verkehr. Wir brauchen nicht noch mehr Verkehr in ruhigen Wohngebieten.”
Claudia Schönfelder bläst ins gleiche Horn: “Wir brauchen nicht mehr Verkehr, sondern eine Alternative zum Auto. Das Geld, das der Ausbau des Havelländer Wegs kosten würde, können wir doch an anderer Stelle in die Infrastruktur stecken. Dort, wo echte relevante Verkehrsprobleme anstehen. Man muss den Verkehr rausleiten aus Falkensee und ihn nicht umverteilen. Ich frage mich: Welche Identität hat die Stadt Falkensee wohl noch in zehn Jahren?”
Rainer Jeschke machte es ebenfalls deutlich: “Der Verkehr muss raus aus der Stadt, nur so geht vernünftige Verkehrspolitik. Eine Umgehungsstraße muss her.”
Für die SPD war auch der Stadtverordnete Peter Kissing vor Ort. Er fasste das Dilemma gut zusammen: “Es ist klar, dass die aktuellen Planungen polarisieren. Wer hier wohnt, möchte den Ausbau nicht. Wer weiter entfernt wohnt, sagt, das hätte doch alles schon lange fertig sein können.”
Klar positionierte sich Bodo Oehme, Bürgermeister von Schönwalde-Glien, für den Ausbau: “Ich bin dafür – und das nicht erst seit zwei Tagen. Wir bekommen immer mehr Einwohner in unseren Ortschaften – und können uns den Verkehr nicht einfach wegdenken. Wir brauchen intelligente Lösungen. Eine ist es, bereits vorhandene Straßen so zu ertüchtigen, dass sie mehr Verkehr aufnehmen können. Viele Schüler fahren aus Schönwalde-Glien nach Falkensee zur Schule. Ich bin ja schon froh, dass wir endlich die Querungshilfe an der L20 haben. Ein Ausbau des Havelländer Wegs würde aber auch auf dem weiteren Weg der Schüler für mehr Sicherheit sorgen.”
Für den Ausbau positionierte sich auch Angelika Matuschek: “Die Rathauskreuzung in Falkensee ist immer voll, da ist ständig Stau. Oft stehen wir bis zum China-Restaurant. Wir nutzen gern den Weg über Schönwalde-Glien nach Berlin. Ein Ausbau des Havelländer Wegs wäre eine echte Erleichterung für uns. Gern auch als 30er Zone und mit Blitzer.”
Als direkt betroffene Anwohnerin war Brigitte Jokisch für den Ausbau: “Ich wohne seit 28 Jahren hier im Havelländer Weg. Die ganze Straße ist in einem katastrophalen Zustand. Versuchen Sie einmal, mit dem Rollator oder dem Kinderwagen voran zu kommen. Ein ordentlicher Rad- und Fußweg muss her, ansonsten ist das hier kreuzgefährlich. Ich glaube nicht daran, dass hier einmal 8.000 Autos am Tag durch den Havelländer Weg rollen werden, wie das immer gesagt wird. Wir warten hier schon sehr lange auf eine ordentliche Straße. Bei schlechtem Wetter brauchen wir Gummistiefel, um zur Bushaltestelle zu gelangen.”
Falkensees Bürgermeister Heiko Müller wurde ebenfalls angehört. Er verwies darauf, dass die vor Jahren einmal geplante Nordumfahrung aufgrund des heftigen Bürgerwiderspruchs nicht realisiert wurde und nun bereits seit Jahren tief unten im Aktenschrank des Landes schlummert: “Die Wahrscheinlichkeit, dass die Nordumfahrung noch einmal auf der geplanten Strecke kommt, ist sehr gering.”
Zum Ausbau des Havelländer Wegs gäbe es auch keine Alternative: “Über den Ausbau des Havelländer Wegs diskutieren wir bereits seit über 20 Jahren. Dass die, die an der Straße wohnen, Bedenken haben, ist verständlich. Als Bürgermeister muss ich die Situation aber gesamtheitlich sehen.”
Der Bürgermeister argumentierte, dass nach Norden nur eine einzige Straße aus Falkensee herausführt und dass es deswegen immer wieder zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen am Nadelör Rathauskreuzung kommen würde. Diese Kreuzung könne weitere Verkehre nun nicht mehr aufnehmen. Ein ausgebauter Havelländer Weg würde hingegen wie eine innerstädtische Umgehungsstraße wirken und den Verkehr aus Finkenkrug und Falkenhain nach Schönwalde-Glien und Hennigsdorf an der Rathauskreuzung vorbei leiten. Und: “Der Zustand, wie er jetzt ist, ist nicht weiter hinnehmbar.”
Die Demo zeigte jedenfalls: Das letzte Wort ist am Havelländer Weg noch nicht gesprochen. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 205 (4/2023).
Unser Artikel “Präsentation der Ausbauvarianten: Wird der Havelländer Weg in Falkensee zur Durchgangsstraße?” kann hier gelesen werden.
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