Tausche Bücher – Eine rote Büchertausch-Telefonzelle steht nun bei Thonke in Falkensee!
Auf der Falkenseer Rathauskreuzung gleich neben Thonke steht seit dem 13. August eine knallrote Londoner Telefonzelle. Doch ein Telefon sucht man hier vergebens. Nach einem sehr zeitaufwändigen Umbau ist aus der britischen Telefonzelle nämlich eine Falkenseer Bücherbox geworden. Sie lädt nun alle leselustigen Bürger aus der Nachbarschaft dazu ein, sich im Tausch gegen eigene ausrangierte Bücher neuen Lesestoff aus der Zelle zu nehmen.
Die grundlegende Idee zu einer Büchertausch-Telefonzelle äußerte bereits vor einigen Jahren Dr. Frank Dittmer, der Leiter der Volkshochschule Havelland. Ihm schwebte vor, im Falkenseer Stadtbild eine typisch rote Londoner Telefonzelle aufzustellen, in der ausrangierte Bücher auf lesewillige Bürger warten sollten.
Den Staffelstab hat vor einigen Jahren Fabian Hausel übernommen, der damals noch gemeinsam mit der IG Zentrum versucht hat, die eigentlich sehr coole Vorstellung von einer solchen Büchertauschzelle wahr werden zu lassen: “Ich habe tatsächlich bei eBay Kleinanzeigen eine originale Londoner Telefonzelle gefunden, die ich von einem Berliner Laden in Friedrichshain übernehmen konnte. Der Preis war bezahlbar, ich musste nur ganz schnell eine Spedition damit beauftragen, die in Einzelteile zerlegte Telefonzelle nach Falkensee zu transportieren.”
Bestimmt fünf Jahre lang lag die Telefonzelle im Garten der Familie Hausel und von Fircks direkt am Falkenseer Anger. Denn das Problem war es nun, einen geeigneten Ort im Falkenseer Stadtbild zu finden, der die Telefonzelle hätte aufnehmen können. Auf öffentlichem Grund gestaltete sich das schwierig.
Fabian Hausel: “Dann rief mich Dr. Dittmer an und erzählte mir, dass die Thonke Bäckerei direkt an der Rathauskreuzung gern dazu bereit war, die Büchertauschzelle auf ihrem eigenen Grund aufzustellen. Das hat die Dinge am Ende doch sehr beschleunigt.”
Trotzdem musste die Telefonzelle erst noch zusammengebaut, mit einem Regalsystem für die Bücher, einer internen Beleuchtung und einem Solarpanel für die Energieerzeugung ausgestattet werden.
Fabian Hausel: “Der Umbau hat gut und gerne noch einmal 250 Arbeitsstunden gebraucht. Ich arbeite als Web-Designer – und musste zwei, drei Aufträge ablehnen, um diese Umbaumaßnahmen zu schaffen. Es hat aber auch unfassbar viel Spaß gemacht, es war mir eine Herzensangelegenheit. Und ich hatte Hilfe von vielen Menschen. Für den finalen Transport brauchten wir übrigens einen Kran, die Telefonzelle war am Ende 600 Kilo schwer.”
Am 13. August konnte die neue knallrote Bücherbox um 15 Uhr an ihren neuen Standort enthüllt und der Öffentlichkeit übergeben werden. Fabian Hausel: “Der Standort ist einfach nur perfekt. Das passt so toll, es fühlt sich so an, als würde die Telefonzelle schon immer da stehen. Ich freue mich, wenn ich einmal mit den Enkeln an der Bücherbox vorbeilaufe und sagen kann, guck mal, das hat der Opa gebaut.”
Viele der Beteiligten, die das Projekt vorangetrieben haben, hatten sich ein umfangreiches Programm ausgedacht, viele Tische und Liegestühle auf der Wiese aufgestellt und die Falkenseer zur feierlichen Eröffnung eingeladen. Dabei gab es Kuchen von Thonke, Popcorn vom Jugendforum Falkensee, ein Kinderschminken organisiert vom Haus am Anger, zwei Lesungen mit den Autorinnen Dorothea Flechsig sowie Anja Goerz und einen Vortrag der Poeten vom Falkenseer Rosenkrieg.
Gelder für das Material zum Umbau der Bücherbox stammten übrigens von der “Partnerschaft für Demokratie”. Die Trägerschaft für die neue Bücherbox übernahm kurzerhand das “Kunst- und Kulturforum Falkensee” (KuKuFo).
Anaïs von Fircks, die sich auch im KuKuFo engagiert: “Wir haben ein kleines Team zusammengestellt, das fortan ein Auge auf die Bücherbox haben wird. Wir hoffen aber, dass dies ein Selbstläufer werden wird.”
Das Konzept ist ja auch ganz simpel gehalten: Wer neuen Lesestoff sucht, der schaut in die Telefonzelle hinein und nimmt sich einfach kostenfrei ein Buch mit, das interessant genug erscheint. Zum Tauschen wird dafür ein anderes, selbst ausrangiertes Buch in die Bücherbox gestellt. Wenn alle Nutzer nur wirklich gute, unterhaltsame und spannende Bücher in die Telefonzelle stellen, sollte das Konzept aufgehen. Michaela Ibach ist die 1. Vorsitzende des Vereins KuKuFo: “Wir haben extra Bücherbox-Postkarten verschenkt. Da kann man zu einem Buch, das man selbst in die Telefonzelle stellt, aufschreiben, warum es einem so gut gefallen hat. Die Postkarte steckt man als Gruß für den zukünftigen Leser mit ins Buch.”
Viele Besucher der Eröffnungsfeier nutzten die Gelegenheit, um einen Erstbestand an gespendeten Büchern in die leeren Regale zu stellen. So war die Telefonzelle am Ende des Eröffnungstages bereits proppenvoll – und bereit für den täglichen Einsatz.
Margarete Pfitzer: “Ich habe eine Biografie von Schiller beigesteuert und ein Sachbuch über die Raumfahrt.” Juliane Kühnemund sorgte mit spannenden Romanen für ein erstes Gegengewicht und kündigte an: “Ich habe noch mehr Bücher, die ich auch noch mitbringen könnte.”
Michaela Ibach: “Toll fand ich, dass sogar die Frauen vom Buchladen Kapitel 8 aus der nahen Bahnhofstraße vorbeigekommen sind, um unsere Bücherbox mit einigen Leseexemplaren zu versorgen.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 198 (9/2022).
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