Schönwalde-Glien: Gedenkveranstaltung an den Bau der Berliner Mauer vor 61 Jahren!
In Berlin gibt es nicht mehr viele Orte, die daran erinnern, dass einmal eine Mauer die Metropole in eine westliche und eine östliche Hälfte zerschnitten hat. Bodo Oehme, Bürgermeister von Schönwalde-Glien, kämpft gegen das zunehmende Vergessen an und lud auch in diesem Jahr zu einer öffentlichen Gedenkveranstaltung am 13. August ein. Just an diesem Tag vor 61 Jahren wurde nämlich mit dem Bau der Berliner Mauer begonnen.
Die Steinerne Brücke trennte in der Zeit des Kalten Krieges, als Deutschland in zwei Hälften zerschnitten war, den Westen und den Osten. Oder anders gesagt: Schönwalde-Glien und Berlin-Spandau. In der damaligen Zeit war es lebensgefährlich, sich der Steinernen Brücke von der Ost-Seite aus zu nähern. Zwei Stelen erinnern in ihrem Umfeld noch immer an zwei Menschen, die hier ihr Leben ließen.
Konsequent hat sich Bürgermeister Bodo Oehme genau diesen Ort ausgesucht, um auch 2022 zu einer Gedenkveranstaltung zu laden. 61 Jahre Berliner Mauer: Über einhundert Personen war es ein Bedürfnis, an diesem Tag mit dabei zu sein. Darunter auch die Vizepräsidentin des Landtages Barbara Richstein, der Kreisdezernent Michael Koch, Spandaus Bürgermeisterin Carola Brückner und die beiden im Ruhestand befindlichen Bürgermeister Wilhelm Garn (Brieselang) und Jürgen Hemberger (Dallgow-Döberitz).
Für Bodo Oehme war es einmal mehr eine “Herzensangelegenheit”, über den Mauerbau zu sprechen – und über all das Leid, das im Schatten der Mauer über die Menschen gebracht wurde: “Selbst Kinder mussten in der Spree ertrinken, weil die Grenzsoldaten der DDR eine Rettung, auch von der West-Berliner Seite aus, verhinderten.”
Bodo Oehme bemängelte auch, dass es in Deutschland keine wirkliche Erinnerungskultur mehr gibt. Und tatsächlich gibt es in der Region nur in Schönwalde-Glien eine regelmäßig stattfindende Gedenkstunde. Nur Spandau ist ähnlich aktiv. Spandaus Bürgermeisterin Carola Brückner: “Wir dürfen unsere Erinnerungskultur nicht allein den Stiftungen überlassen. Mit der Berliner Mauer wurde der Kalte Krieg zementiert. Es war der Beginn einer Eiszeit mitten im Sommer.”
Oliver Beuchel aus Schönwalde-Glien zeigte sich ergriffen: “Wir leben in einer Zeit des Vergessens. Das ist aber das Schlimmste überhaupt. Wir können uns das in der aktuellen Zeit der globalen Krisen nicht leisten.”
Damit die Veranstaltung an der Steinernen Brücke über den 13. August hinaus Wirkung zeigt, hat die Gemeinde Schönwalde-Glien eine kostenfreie Broschüre aufgelegt. Sie nennt sich “Erinnern gegen das Vergessen” und lässt viele Zeitzeugen zu Wort kommen, die über den Mauerbau aus ihrer Sicht sprechen. Bodo Oehme: “Es ist für mich erschreckend, feststellen zu müssen, dass die Zahl der Deutschen stetig wächst, die mit dem Datum des 13. August 1961 nichts mehr anfangen können. Mit dem von der Gemeinde erstellten Buch sollen die Bürger sensibilisiert werden.”
Das frisch aufgelegte Werk hat zunächst eine Auflage von 500 Exemplaren. Es liegt kostenfrei im Rathaus aus, soll aber auch Schulen und Bibliotheken zur Verfügung gestellt werden.
Bodo Oehme: “Um zu schauen, welche Spuren der Berliner Mauer auch heute noch im Stadtbild zu sehen sind, werden wir im nächsten Jahr sicherlich wieder zu einer mehrtägigen Mauerwegradtour aufbrechen. Vertreter unserer Partnergemeinden sind dazu wieder herzlich eingeladen.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 198 (9/2022).
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