Living next Door to Alice: Smokie spielte Open-Air-Konzert auf Schloss Ribbeck!

„Smokie“ ist eine inzwischen 45 Jahre alte Band, die einen nostalgischen Rock spielt, der gerade langsam genug ist, dass der Zuhörer noch Zeit findet, sich seine Freundin zu schnappen, um ihr zu „If You Think You Know How to Love Me“ einen dicken Schmatzer auf die Lippen zu drücken. Über tausend Zuhörer ließen sich am 11. Juni ganz in diesem Sinne nostalgisch verzücken, als „Smokie“ zu einem Open-Air-Konzert in den Garten von Schloss Ribbeck einluden.
Eigentlich hätte „Smokie“ ja schon vor zwei Jahren vor der beeindruckenden Kulisse von Schloss Ribbeck auftreten sollen. Aber man kennt das ja bereits: Corona hat dem Auftritt der britischen Rock-Band so einige Steine in den Weg gerollt.
Nun konnte das Konzert endlich am 11. Juni nachgeholt werden. Über tausend Besucher waren gekommen. Die Hälfte der Fans durfte vor der Bühne sitzen, für die anderen Besucher standen Stehplätze weiter hinten bereit. Die Berliner und Brandenburger, die gern „Wild Wild Angels“ und andere Klassiker der Band hören wollten, nahmen die Situation mit den Stehplätzen aber ganz gelassen – und breiteten erst einmal Picknickdecken aus, um ganz gemütlich auf die Hauptband zu warten. Derweil sorgte die Schloss-Gastronomie mit kalten Getränken und Würstchen vom Grill dafür, dass bei schönstem Wetter niemand Hunger oder Durst leiden musste.
„Smokie“ ist freilich eine Band, bei der inzwischen niemand mehr von der Originalbesetzung mit dabei ist. Sänger Chris Norman hat sich auf seine Solo-Karriere konzentriert, Gitarrist Alan Silson verabschiedete sich aus gesundheitlichen Gründen und Bassist Terry Uttley verstarb überraschend Ende 2021.
Inzwischen alte Hasen in der immer wieder umgebauten Band sind aber längst der Gitarrist Mick McConnell, der Schlagzeuger Steve Pinnell und der Keyboarder Martin Bullard. Für den jüngst verstorbenen Terry Uttley rückte ganz frisch Jon Clifford Cox nach. Und als Sänger ist seit kurzem Pete Lincoln mit an Bord, der vorher Sänger bei „The Sweet“ gewesen ist.
Dem Publikum war der Personalwechsel einerlei. Die meisten Fans sind zusammen mit der Band alt geworden und längst in dem Stadium den Lebens angekommen, in dem man alles etwas entspannter sieht. Viele wollten vor allem den alten „Smokie“-Sound hören, mit dem sie viele schöne Ereignisse aus ihrer Jugend verbinden.
Das Konzert begann um 18:30 Uhr, der erste Song war „I Meet You At Midnight“, gefolgt von „Lay Back In The Arms Of Someone You Love“.
Katrin Jura (57) war extra aus Wagenitz angereist, um „Smokie“ zu sehen: „Ich war in meiner Jugend ein ganz großer Smokie-Fan. In der DDR kam man ja an keine Platte heran. Deswegen haben wir die Songs zum ersten Mal in der Disco oder im Radio gehört. Ich habe mir die Lieder aus dem Radio auf Kassette mitgeschnitten und immer gehofft, dass der Moderator nicht in den Song hineinquatscht.“
Ihre Schwester Birgit Fürstenow (59) war auch mit dabei: „Schade, dass Chris Norman nicht mehr mit dabei ist. Ich bin sehr gespannt auf den neuen Sänger. Die Karten habe ich bereits seit 2020.“
Pete Lincoln entpuppte sich als sehr charismatischer Sänger mit perfekt zu „Smokie“ passender Stimme, der schnell alle Blicke auf sich zog und mit bester Laune durch das Konzert führte.
Überhaupt zeigte sich „Smokie“ auf ihrem ersten Open-Air-Konzert in diesem Jahr sehr redefreudig – was beim Publikum sehr gut ankam. Gitarrist Mick McConnell verkündete denn auch die traurige Information, dass Terry Uttley verstorben ist und nun Jon Clifford Cox in die Band aufgenommen wurde. Was aber den Vorteil hätte, dass das Durchschnittsalter der Bandmitglieder auf diese Weise drastisch gesenkt worden sei. Sänger Pete Lincoln berichtete, wie „Smokie“ nach einem neuen Sänger gesucht hatte und einfach nie auf die Idee kam, ihn zu nehmen: „Sie haben in ganz England nach einem neuen Sänger für Smokie gesucht, dabei war ich doch die ganze Zeit da und habe mit den Armen gewedelt. Ich habe immer zu Terry gesagt, hier bin ich, nehmt mich doch. Am schlimmsten war es dann für mich, als sie mich tatsächlich aufgenommen haben, all die neuen Songs zu lernen – und das in meinem Alter.“
Spätestens bei einem schnellen Medley aus gleich vier Songs hielt es das Publikum nicht mehr auf den Stühlen. Die Fans sprangen auf und klatschten zum Takt in die Hände. Niedlich: Einige Pärchen fanden sich zum Discofox-Tanzen vor der Bühne ein. Klarer Fall: Für „Smokie“ ist die Zeit, als noch reihenweise Schlüpfer auf die Bühne flogen, auch vorbei.
Dafür gab es viele Songs fürs Herz. „Needles And Pins“ wurde ebenso gespielt wie „Mexican Girl“ oder „Don’t You Play That Rock’n’Roll To Me“.
Die Band holte sogar ihre erfolgreichen „Uncovered“-Alben mit verschiedenen Cover-Versionen hervor und spielte u.a. „(I Just) Died in Your Arms“ von „Cutting Crew“ für die Fans.
„Smokie“ hatte in Deutschland drei Nummer-1-Songs in den Charts, dreizehn schafften es in die Top-10. Aber natürlich wollten die Fans vor dem Schloss Ribbeck nur einen ganz bestimmten Song hören.
Gitarrist Mick McConnell fragte so auch ganz scheinheilig: „Wollt ihr einen Song mit einem Frauennamen im Titel hören?“ Natürlich wollten das die Fans. „Aber ob sie damit „Oh Carol“ oder „Rosalie“ meinten? Erst im dritten Anlauf wurde endlich „Living next Door to Alice“ gespielt, allerdings ohne das „Who The Fuck Is Alice?“ Intermezzo, das die Band Gompie in ihre berühmte Cover-Version eingefügt hatte.
Um 19:30 Uhr war nach zwei Zugaben leider auch schon wieder Schluss mit der schönen Show. Frank Wasser, Geschäftsführer der Schloss Ribbeck GmbH, zeigte sich sehr begeistert: „Natürlich bin auch ich ein Smokie-Fan. Ich liebe Rock, aber auch Pop und Jazz. Dass ich nach zwei Jahren Corona-Pause Smokie mit knapp 1.200 Gästen bei uns auf Schloss Ribbeck erleben darf, macht mich sehr glücklich.“
Auch wenn das Publikum vor Ort in Ribbeck schon etwas älter war: „Smokie“ gewinnt überall auf der Welt auch die nächsten Generationen. Schlagzeuger Steve Pinnell: „Es passiert bereits. Wenn wir z.B. in Island spielen, ist jedes Konzert ausverkauft – und die Zuschauer werden immer jünger.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 196 (7/2022).
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