Hoch zu Pferde in Falkensee: Alexander Stach und Corinna Lessing laden zur Reittherapie!
Für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit motorischen, geistigen oder seelischen Problemen ist eine pferdegestützte Therapie immer wieder überraschend erfolgreich. Alexander Stach und Corinna Lessing haben nun mit “Papillon Falkensee” selbst eine Reit- und Tiertherapie gegründet. Sie sind erfreut, wie gut vor allem Kindern der sensible Umgang mit einem Pferd tut. (ANZEIGE)
Corinna Lessing (40) kommt aus Spandau, sie lebt seit 2009 in Falkensee. Sie ist, wie sie selbst sagt, “Mutter von vier Kindern, drei an der Hand und eines im Herzen.” Das bedeutet: Eins ihrer Kinder ist im Jahr 2014 verstorben, es litt an einer Zerebralparese, also an einer frühkindlichen Hirnschädigung. Corinna Lessing: “Auch aus diesem Grund bin ich sehr daran interessiert, Kindern mit Beeinträchtigungen zu helfen. Ich arbeite seit 2005 mit Polopferden und habe eine Ausbildung zur Reittherapeutin mit dem Zusatz ‘tiergestützte Intervention’ absolviert.”
Ihren Traum von einer eigenen Reit- und Tiertherapie konnte Corinna Lessing alleine aber nicht umsetzen. Um ihr Unternehmen “Papillon Falkensee” gründen zu können, holte sie deswegen den Falkenseer Alexander Stach (48) mit ins Boot. Er ist u.a. der 1. Vorsitzende des lokalen Sportvereins “Eintracht Falkensee”. Gemeinsam knobelten die beiden ein Vierteljahr am Konzept, stellten einen Business-Plan auf und kümmerten sich um einen Kredit für ihre GbR.
Alexander Stach: “Meine eigene Tochter ist von einer schweren Krankheit betroffen. Sie bereitet sich gerade auf eine große Operation vor. Die Reittherapie hilft ihr sehr dabei, das Kommende einmal zu vergessen und den Moment im Jetzt zu genießen. Weil ich sehe, wie gut das Reiten und die Beschäftigung mit dem Pferd meiner Tochter tun, ist in mir der Wunsch noch stärker gereift, gerade kranken Kindern, Kindern mit einem Inklusions-Hintergrund oder benachteiligten Kindern im Allgemeinen zu helfen und sie zu fördern.”
Am 1. Juli 2021 ging es ganz in diesem Sinn los mit der “Papillon Falkensee Reit- und Tiertheapie”. Das Gelände, auf dem die vierbeinige Magie stattfindet, liegt ganz am äußersten Rand von Finkenkrug. Auf einem kleinen Hof teilen sich mehrere Parteien das Stallgelände – und hier stehen auch die Therapiepferde.
Ehemalige Polopferde kommen als Therapiepferde zum Einsatz
Corinna Lessing: “Wir haben hier vor Ort drei Therapiepferde. Eins gehörte mir, zwei haben wir noch dazugeholt. Eins leihen wir uns immer aus, wenn es gebraucht wird. Bei unseren Pferden handelt es sich um ehemalige Polopferde, das sind Criollo-Pferde aus Argentinien. Sie sind herumfliegende Bälle gewöhnt und bleiben jederzeit sehr gelassen. Sie kommen auch super mit den Kindern zurecht.”
Die Reittherapie richtet sich vor allem an Kinder, sie wird aber auch von Jugendlichen und Erwachsenen wahrgenommen. Sie zeigt sehr gute Erfolge bei motorischen, geistigen und seelischen Beeinträchtigungen, so etwa auch bei einer mangelnden Eigen- und Fremdwahrnehmung, bei Konzentrations- und Lernschwächen, bei Entwicklungsverzögerungen und Autismus. Auch bei Ängsten und Aggressionen, bei einem mangelnden Selbstvertrauen sowie bei Sozial- und Kontaktproblemen sorgt die Beschäftigung mit dem Pferd für eine deutlich spürbare Entspannung.
Corinna Lessing: “Der Arzt kann eine solche Therapie regelrecht verschreiben. In der Regel werden die Stunden aber privat bezahlt. Insbesondere durch Corona ist da ein riesiger Bedarf entstanden. Eine Einzelstunde mit einer pferdegestützten Intervention kostet 80 Euro, eine Probestunde ist für 25 Euro möglich. Eine Zehnerkarte ohne Bericht kann für 650 Euro erstanden werden, um etwas Geld zu sparen.”
Alexander Stach, der sich um alle administrativen Angelegenheiten kümmert: “Wichtig ist, dass die Reittherapie keine Wunder vollbringen kann. Sie heilt keine Behinderungen oder lässt Gelähmte wieder gehen. Doch wir können Kindern und Erwachsenen mit den unterschiedlichsten Erkrankungen helfen. Symptome werden gemildert und neue Fähigkeiten geweckt. In den meisten Fällen erreichen wir so eine deutliche Verbesserung des Gesamtzustandes und der Lebensqualität. Und nicht selten findet ein Kind über die Reittherapie zu einer lebensbejahenden Einstellung zurück. Die Reittherapie macht da weiter, wo andere Methoden aufhören.”
Corinna Lessing: “Die Arbeit mit den Kindern und den Tieren begeistert mich. Hier bei uns sollen die Kinder ihren Alltagsstress vergessen und sich einfach nur auf sich und die Tiere konzentrieren. Mit Spiel und Spaß werden die Kinder an die Tiere herangeführt, um gemeinsam mit ihnen zu lernen und zu wachsen. Es ist mir ein großes Anliegen, dass jedes Kind den Hof mit einem Lächeln verlässt.”
Wie ein Spiegelbild: Die Pferde spiegeln das eigene Verhalten!
Die Kinder, die eine besondere Auszeit mit einem Pferd genießen möchten, holen das Tier selbst von der Koppel, putzen es, bereiten es vor und lernen es auf diese Weise besser kennen.
Corinna Lessing: “Wir haben einen Platz mit vielen Spielgeräten. Hier können wir viele Spiele vom Pferd aus machen. Da geht es etwa darum, Ringe zu werfen, Tücher mit Wäscheklammern aufzuhängen oder Kugeln über eine Stange zu werfen. Wir können aber auch mit dem Pferd durch den Wald laufen oder im Galopp über eine Wiese reiten.”
Pferde achten als Fluchttiere ganz besonders auf die Körperhaltung der Menschen und spiegeln diese Emotionen selbst sofort wieder. Corinna Lessing: “Jede unserer Handlungen löst im Pferd eine Reaktion aus. Sind wir aggressiv, will es fliehen. Sind wir ängstlich, nimmt es diese Angst wahr und reagiert ebenfalls ängstlich. Vertrauen wir dem Pferd, wird es sich auch uns anvertrauen. Es wird sich uns als potentiellen Herdenführer anschließen, sobald wir ihm mit Vertrauen und Mut entgegentreten. Nur dann kann es sich sicher fühlen und darauf bauen, dass der Mensch es bei Gefahr schützt. Beobachten wir die Reaktionen unseres Pferdes auf uns, so erfahren wir viel über uns und lernen uns selbst besser kennen. Wir schulen unsere Selbstwahrnehmung. Durch die bewusste Arbeit an unserer Körpersprache können wir wachsen, mutig und selbstbewusst werden. Zu uns kommt so auch gern eine Frau mit Burn-out, die in ihrer Stunde mit dem Pferd neue Energie schöpfen kann.”
Vor Ort gibt es übrigens auch eine Wildnisgruppe mit Pferd für Kinder. Sie trägt den Namen “Die wilden Finken” und wird von Corinna Lessing und der Wildnispädagogin Clasissa Keucher geleitet. Kinder ab fünf Jahren lernen im Wald und auf der Wiese unter Begleitung eines Pferdes wieder die Freude und die Natürlichkeit am “DraußenSein” neu kennen. (Text/Fotos: CS)
Info: Papillon Falkensee Reit- und Tiertherapie, Stalladresse: Wismarer Straße 2c, 14612 Falkensee, Tel.: 0176-42938300, www.papillon-falkensee.de
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 190 (1/2022).
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