Stichwort Naturferiendorf: Karls entwickelt fast 80 Hektar Fläche – so geht es weiter!
Corona hat Karls in den letzten anderthalb Jahren ordentlich ausgebremst. An den weitreichenden Ausbauplänen für die nahe Zukunft hat diese Zwangspause aber nichts geändert. Der Bundestagsabgeordnete Uwe Feiler, der Karls-Repräsentant Frank Havemann und Wustermarks Bürgermeister Holger Schreiber diskutierten auf dem Dach des Löwentums über den aktuellen Stand der Pläne und ihre Auswirkungen auf den Verkehr auf der B5.
Bereits 2017 hat die Familie Dahl als Besitzer und Betreiber vom Karls Erlebnis-Dorf erkannt, dass ihre Erdbeer-lastige Manufakturen- und Spaßstätte in Elstal zu einem wahren Tourismus-Hotspot gereift war, der eine Expansion durchaus sinnvoll erscheinen lässt. Holger Schreiber als Bürgermeister von Wustermark legte sich sehr dafür ins Zeug, um Robert Dahl davon zu überzeugen, auch das Gelände der benachbarten ehemaligen Adler- und Löwenkaserne zu übernehmen und es der Brandenburgischen Bodengesellschaft abzukaufen. Auf diese Weise wuchs die Fläche in Karls-Besitz von sieben auf knapp achtig Hektar an.
Dass ein Ausbau wirklich Not tut, zeigte sich deutlich in den Sommerferien. Bei gutem Wetter waren die gut 1.650 Parkplätze vor und direkt neben dem Erlebnis-Dorf oft genug voll belegt.
Frank Havemann ist der Karls-Repräsentant vor Ort. Er sprach am 28. Juli mit Uwe Feiler und Holger Schreiber über die weiteren Pläne von Karls direkt vor Ort: “Wir wünschen uns, dass sich die Besucher bei Karls richtig wohl fühlen. Damit bei vielen Besuchern kein Gefühl der Enge entsteht, möchten wir Karls in der Fläche entwickeln und den Besucherstrom entzerren – für noch mehr Aufenthaltsqualität.”
Die Pläne existieren schon lange, auch wenn sie immer wieder modifiziert und angepasst werden. Das Investitionsvolumen wird auf insgesamt 100 Millionen Euro beziffert, die aber über den Zeitraum von gleich mehreren Jahren ausgegeben werden sollen.
Expansion in beide Richtungen
Was viele Karls-Freunde noch gar nicht realisiert haben: Eine Expandion des bestehenden Geländes soll in beide Richtungen entlängs der B5 stattfinden.
So soll das Erlebnis-Dorf in westlicher Richtung so lange erweitert werden, bis das Designer Outlet Berlin nahezu gegenüber liegt. Zehn Hektar Fläche hat sich Karls an dieser Stelle gesichert.
Hier sollen vor allem weitere Manufakturen entstehen, die stets in eine Erlebniswelt mit dazu passenden Fahr- und Freizeitparkgeschäften eingebunden sind. Die Kartoffelchips-Braterei und eine Gummibärchenfabrik sind ja bereits Wirklichkeit geworden. Schon vor Jahren als mögliche Manufakturen angedacht wurden aber auch eine Nudelfabrik, eine Kafferösterei, eine Seifenmanufaktur, eine Schokofabrik, eine Ölmühle, eine Kräuterscheune, eine Käserei, eine Salzmanufaktur, eine Hundekeksbäckerei, eine Mosterei, ein Brauhaus und sogar eine Gurkenmanufaktur. Man sieht also: Es gibt genug Ideen für weitere Manufakturen, um notfalls sogar den Weg bis nach Nauen mit ihnen pflastern zu können.
Uwe Feiler: “Mir gefällt der Umgang mit den gläsernen Karls-Manufakturen ausgesprochen gut, weil die Menschen auf sehr unterhaltsame Weise lernen, wie Lebensmittel hergestellt werden. Das erhöht auch die Wertschätzung dem Handwerk und den Lebensmitteln gegenüber.”
Ein Naturferiendorf soll entstehen
Auf der Ost-Seite vom bestehenden Karls Erlebnis-Dorf sollen 2.000 Übernachtungsmöglichkeiten entstehen. Karls-Besucher sollen dann nicht mehr nur kurz vor Ort bleiben, sondern gern auch tagelang.
Damit Karls in das Übernachtungsgeschäft einsteigen kann, müssen allerdings die 35 mehrstöckigen und sehr maroden Gebäude der ehemaligen Adler-Löwenkaserne, die alten Pferdeställe und die Panzerunterstellungen des früheren Truppenübungsplatzes, der zuletzt von den Sowjets genutzt wurde, zum großen Teil weichen.
Frank Havemann: “Karls ist ja sehr bekannt dafür, Upcycling zu betreiben und den Dingen, die keiner mehr haben möchte, ein zweites Leben zu schenken. Auch die Bauten, die vor Ort abgerissen werden, verschwinden nicht für immer im Container. Jeder Ziegelstein und jede Dachschindel soll beim Bau der neuen Gebäude wiederverwendet werden. In Rövershagen ist unser Hotel ‘Alles Paletti’ nach diesem Prinzip entstanden. Das ist gelebte Nachhaltigkeit. Nichts anderes machen wir hier.”
Klar ist jetzt schon, dass der Löwenturm der Kaserne mit dem angrenzenden Gebäude stehenbleiben wird. Kernsaniert und neu aufgebaut soll hier die Geschichte des Standortes lebendig gehalten werden.
Bei der Entwicklung des übrigen Geländes ist noch viel Arbeit zu erledigen. Frank Havemann: “18 Hektar Fläche wurden bereits beräumt. Im Boden haben wir viel Kriegsmaterial gefunden – von der Panzermine bis hin zu sehr viel Kleinkram. Der zweite Bauabschnitt mit seinen 28 Hektar Fläche wird aber ungleich schwieriger. Da kommen wir in den Bereich der alten Tankstelle. Da könnte der Boden so sehr mit Öl und Diesel belastet sein, dass wir ihn teilweise austauschen müssen.”
Der aktuelle Plan sieht vor, nun ein Naturferiendorf mit Übernachtungsmöglichkeiten für touristische Zwecken zu schaffen. Frank Havemann: “Wir werden es nicht von Anfang an schaffen, aber wir streben es an, im Naturferiendorf komplett emissionsfrei zu arbeiten. Photovoltaic-Anlagen sorgen für den nötigen Strom, spezielle Pflanzen sollen vor Ort das Grauwasser reinigen. Wirtschaft und Umweltschutz reichen sich hier die Hände.”
Bürgermeister Holger Schreiber skizziert den weiteren Weg: “Das Raumordnungsverfahren ist endlich abgeschlossen. Jetzt muss Karls genau planen und festlegen, was wo gebaut werden soll. Dann können wir von der Gemeinde Wustermark einen einzelnen, großen Bebauungsplan für 78 Hektar auf einmal auf den Weg bringen, der Karls und auch der Gemeinde Planungssicherheit für die kommenden Jahre gibt. So wirken wir einer Scheibchenpolitik entgegen und können uns auch gleich mit um den Artenschutz kümmern.”
Den Verkehr im Auge halten
Karls, das Designer Outlet Berlin, die Umwandlung vom Olympischen Dorf in ein Wohngebiet: Die Havelländer haben Angst vor einem Verkehrsinfarkt.
Frank Havemann: “Wir haben bei Karls zum Glück atypische Verkehre, die zeitlich nicht mit dem Berufsverkehr kollidieren. Auch bei Vollauslastung unserer Parkplätze bemerken wir keinen Rückstau auf die B5.”
Holger Schreiber: “Dem Thema Verkehr können wir nicht aus dem Weg gehen, damit müssen wir uns beschäftigen. Wir müssen die Gesamtentwicklung in der Region untersuchen und auch berücksichtigen. Wir können in Elstal aber nicht das Verkehrsproblem des gesamten Havellandes lösen. Ein Großteil des Verkehrs führt an uns vorbei hin zur A10 und auch zu den Neubaugebieten in Nauen.”
Uwe Feiler: “Das große Nadelör beim Verkehr auf der B5 liegt genau an der Grenze zu Berlin.”
Frank Havemann: “Die späteren Besucher unseres Naturferiendorfs dürfen ihr Auto gern stehenlassen, um während ihres Aufenthalts lieber mit dem Bus zu Ausflügen ins Umland oder nach Berlin zu fahren. Zwei Busverbindungen haben wir bereits. Es wäre gut, wenn dieses Netz in der Zukunft weiter ausgebaut wird. Der Bahnhof Elstal liegt zwar in der Nähe, ist aber zu weit entfernt, um ihn entspannt zu Fuß erreichen zu können.” (Text/Fotos: CS / Foto von CS: Ljubomir Stanković))
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 186 (9/2021).
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