Ein tierisches Zuhause: Birgit Koch aus Falkensee pflegt Kaninchen und Meerschweinchen in Not!
Birgit Koch hat ein Herz für Tiere. Vor allem für Meerschweinchen und Kaninchen in Not. Sie springt ein, sobald sich die Halter aus den verschiedensten Gründen nicht mehr um ihre Tiere kümmern können. Dann finden die Tiere bei ihr ein letztes Zuhause – und werden artgerecht gehalten. Ihr Mann hat ein Einsehen – und baut bereits an neuen Gehegen.
Quiek, quiek, quiek. Kaum betritt man den Raum, in dem das große Gehege mit den Meerschweinchen steht, wird es urplötzlich sehr laut. Die Meerschweinchen sind ebenso wachsam wie mitteilungsbedürftig. Neugierig kommen sie aus ihren Verstecken hervor, um an Händen zu schnuppern und auf eine Überraschung zum Fressen zu lauern.
Zurzeit leben 16 Meerschweinchen bei Birgit Koch (38), hinzu kommen 15 Kaninchen, die allerdings in einem Außengehege im Freien untergebracht sind.
Birgit Koch kommt aus Spandau. Sie wohnt bereits seit 2014 in Falkensee. Zusammen mit ihrem Mann (der sich sehr für die Aquaristik interessiert) und ihren beiden Kindern (die Farbmäuse halten) hat sie ein Haus mit Garten in der Schönwalder Straße bezogen. Sie arbeitet als Medizinische Fachangestellte bei einer Hausärztin in Falkensee. Und erzählt: “Ich habe Tiere, seitdem ich 12, 13 Jahre alt bin. Ein Leben ohne Tiere kann ich mir nicht vorstellen.”
Über die Jahre hat sich die Tierfreundin ein profundes Wissen darüber angeeignet, wie Meerschweinchen und Kaninchen am besten und vor allem artgerecht gehalten werden. Birgit Koch: “Generell ist es so, dass weder Kaninchen noch Meerschweinchen alleine gehalten werden sollen. Es sind sehr kommunikative Tiere, sie brauchen ihre Gruppe. Oft werden sie auch in viel zu kleine Käfigen gesperrt, in denen sie sich kaum bewegen können. Ein großes Problem ist auch eine falsche Fütterung. Die Tiere brauchen viel Frischfutter und viel Heu. Das klassische Trockenfutter aus dem Supermarkt ist nicht gut geeignet und enthält mitunter auch zu viel Zucker.”
Wie kommen die Tiere nun in die Obhut von Birgit Koch? Sie sagt: “Es hat sich inzwischen herumgesprochen, dass ich mich um Tiere in Not kümmere. Oft ist es so, dass bei den Haltern ein Tier stirbt und sie sich kein neues mehr anschaffen möchten, um für das zurückgebliebene Tier einen Gefährten zu stellen. Dann geben sie das zurückgebliebene, nun einsame Tier lieber zu mir, damit ich es in meine Gruppe integrieren kann. Diese Halter nenne ich meine Mamas, sie tun das nur im Gedanken daran, für ihre Tiere das Beste zu wollen. Oft muss ich ihnen auch versprechen, ihre Tiere nicht in dritte Hände weiterzugeben. Sie freuen sich dann über Updates und Fotos, damit sie weiter am Leben ihrer Lieblinge teilhaben können.”
Es gibt aber auch andere Fälle, so Birgit Koch: “Ich nehme auch Tiere auf, bei denen die Halter gestorben sind, die Besitzer das Futter aus den verschiedensten Gründen nicht mehr bezahlen können oder die einsehen, dass sie nicht dazu in der Lage sind, sich um eine artgerechte Haltung zu kümmern. Ich habe gerade erst fünf Meerschweinchen aus einem armlangen Käfig gerettet, in dem sie viel zu eng gehalten wurden. Bei der Eingewöhnung muss ich sehr aufpassen, alles richtig zu machen. Gerade bei den Kaninchen sitze ich oft abends mit im Stall und überprüfe, dass sich die neue Rangordnung schnell und reibungslos festigt.”
Vor zwei Jahren hat Birgit Koch damit begonnen, sozusagen einen Gnadenhof für einsame Meerschweinchen und Kaninchen zu eröffnen: “Alles fing damit an, dass mein Mann ein Kaninchengehege im Garten gebaut hat. In der Spitze hatte ich 18 Kaninchen.”
Auch bei ihr ist das Geld ein Thema. Mehrere Facebook-Aktionen haben dafür gesorgt, dass sie Futterspenden erhält, einige Unterstützer hängen ihr regelmäßig eine Tüte mit Heu oder Frischfutter an den Zaun.
Birgit Koch: “Als Medizinische Fachangestellte kann ich kleinere Verletzungen oder ein entzündetes Auge auch selbst behandeln und muss deswegen nicht gleich zum Tierarzt fahren. Ich habe auch immer ein Notfall-Pack bei mir im Haus. Natürlich kosten die Tiere Geld. Man kann aber ganz klar sagen: Das ist mein Hobby. Ich möchte den ganzen einsamen Seelen ein tolles Zuhause geben, bis sie nach etwa acht Jahren am Ende ihres Lebenszykluses angekommen sind. Jedes Tier hat seinen ganz eigenen Charakter. Ich könnte mich von ihnen gar nicht mehr trennen. Ich muss aber auch ganz klar sagen: Wenn meine Kapazitätsgrenze erreicht ist, werde ich auch keine weiteren Tiere mehr aufnehmen können.”
Der Ehemann und die Kinder unterstützen das Hobby zum Glück vollständig. Und die Nachbarn? Birgit Koch: “Auch die Nachbarn sind ganz auf meiner Seite. Sie finden es nicht nur toll, was ich tue, sondern unterstützen mich auch mit Futterspenden, die sie mir über den Zaun reichen.”
Mit dem Tierheim Falkensee arbeitet Birgit Koch auch sehr gut zusammen. Gerade hat sie von dort ein einsames Meerschweinchen übernommen, was ansonsten allein auf einen neuen Besitzer gewartet hätte: “Andere Menschen finden über Facebook zu mir. Oder ich finde Meerschweinchen und Kaninchen in Not, weil sie bei eBay Kleinanzeigen einen neuen Besitzer suchen. Auch über meine Mail-Adresse bin ich zu erreichen: kontakt@nagerwiese.de.”
Auch die anderen Haustiere der Familie Koch sind aus der Not heraus zu ihnen gekommen: “Unser Hund Louis wurde als Welpe mit drei Monaten in der Straße der Einheit ausgesetzt und hier von einer Exkollegin gefunden. Seit 2016 lebt er bei uns. Es ist eine Pekinesen-Spitz-Mischung. Und gerade erst haben wir die beiden Katzenschwestern Minka und Tinka aufgenommen. Ihre Besitzerin in Dallgow-Döberitz war im November plötzlich verstorben. Die Katzen sind auch schon alt, aber sehr lieb. Bei uns können sie nun ihren Lebensabend verbringen.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 214 (1/2024).
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