1.000 Besucher beim Festival 612: Hip-Hop & Rap im Falkenseer Gutspark!
An die 115.000 Euro hatten die Jugendlichen aus Falkensee zur Verfügung, um ihr eigenes Musikfestival 612 im Gutspark zu organisieren. Das Festival geriet am 8. Juli zum lautstarken Großereignis, das bereits am frühen Nachmittag viele junge Besucher aus dem Havelland und aus Berlin auf die Festplatzwiese lockte. Viele regionale Hip-Hop- und Rap-Musiker wechselten sich am Mikrofon ab. Drum herum sorgten zahllose Aktions- und Infostände für Abwechslung.
Am Anfang standen 10.000 Euro von der Stadt Falkensee. Das Geld, das später noch einmal um 5.000 Euro aufgestockt wurde, sollte dem Jugendforum in der Gartenstadt zur Verfügung gestellt werden, damit sie nach der Corona-Auszeit ein ganz eigenes Musik-Festival auf die Beine stellen können.
Ein Team von gut zehn Schülern und Studenten aus Falkensee nahm die Herausforderung an, das erste große Musik-Festival in die eigene Stadt zu holen. Als Namen hat das Festival nur eine Nummer bekommen – 612 (www.612-festival.de), die an die Postleitzahl von Falkensee verweist. Das Problem: Das von der Stadt gestiftete Geld reichte schon bald vorne und hinten nicht mehr aus. Am Ende kamen zum Glück noch einmal gut 100.000 Euro aus dem Zukunftspaket dazu, das von der Bundesregierung aufgelegt wurde, damit die Jugend Versäumnisse aus der Corona-Zeit nachholen kann.
Lily Lengsfeld (19) gehörte mit zu den Organisatoren des Events: “Im Dezember 2022 haben wir damit angefangen, einen Finanzplan für das Festival zu erstellen.”
Louis Ripp (20): “Die staatliche Förderung war Fluch und Segen zugleich. Wir mussten ja alles regelkonform ausschreiben, auch die Security. Zwei Tage vor dem Festival fiel einer Firma plötzlich ein, dass sie einen Stapler für das Aufstellen der Bauzäune braucht. Wie soll man in der kurzen Zeit dafür noch eine Ausschreibung machen?”
Lily Lengsfeld: “Die Förderung stand erst Anfang April fest. Das war aber schon sehr spät im Jahr – zu spät für die Festival-Saison. Viele Musiker waren bereits gebucht. Die ersten vier Musiker auf unserem Poster kamen selbst aus Falkensee, sie standen schon früh fest. Die anderen Musiker waren sehr schwer zu bekommen.”
Bis zu 2.000 Besucher durften beim Festival, das schon alleine deswegen auf die Musikrichtungen Hip-Hop und Rap setzte, weil hier nicht so viel Musiker mit teuren Instrumenten gleichzeitig auf der Bühne stehen müssen, das eingezäunte Gelände im Gutspark betreten. Alle Karten wurden über Eventbrite verschenkt; Jugendliche ab 16 und unter 18 Jahren brauchten einen “Muttizettel” und eine erwachsene Begleitung. Die Lokale Agenda hatte sich als Träger des Festivals zur Verfügung gestellt.
Lily Lengsfeld: “Wir haben Werbung auf Instagram gebucht, Plakate verteilt, Zettel in Schulen ausgelegt und viel Mundpropaganda gemacht. Das alles hat wunderbar geklappt. Wir haben 2.000 Karten ausgegeben.”
Bereits um 12 Uhr ging es auf dem Gelände los mit verschiedenen Workshops und Aktionen an den – mit Abstand – rings um die Bühne aufgebauten Ständen. Hier konnten die Jugendlichen beim Charity Yoga Entspannung suchen, eine Kleidertauschparty begleiten, sich mit “Understanding Europe” über FakeNews informieren, Festival-T-Shirts selbst bedrucken, hölzerne Hochbeete bauen, sich über die Arbeit des Jugendforums schlau machen, sich ein Henna-Tattoo machen lassen oder eine aufgestellte Fotobox benutzen.
Auch Bürgermeister Heiko Müller nutzte am Nachmittag die Chance für einen Rundgang: “Das ist schon ein dickes Brett, das hier gebohrt wird. Da ich ja selbst Musiker bin, kann ich sagen: Jeder gute Musiker schätzt und respektiert die Musik, die andere machen.”
Natürlich waren die zahllosen Jugendlichen, die bei höllisch heißen Temperaturen weit über 30 Grad auf das kaum beschattete Gelände drängten, vor allem an der Musik auf der Bühne interessiert.
Nacheinander betraten Acts wie TM, Ro$c, Babyjoy, Xaver, Haúro, Peaks, erimarecords und Saint Jay die Bühne – und sorgten bei einem erstklassigen Sound mit genügend Bass für eine ausgelassene Festival-Stimmung unter den freizügig bekleideten Besuchern.
Lennart Meyer: “Es war extrem aufwändig, alles vorzubereiten. Aber die Leute, die das Festival besucht haben, hatten echt Lust auf Musik und Party – und sie haben sich sehr über das Angebot bei uns in Falkensee gefreut.”
Marius Miethig, der das Orgateam begleitet und selbst auch ordentlich mit angepackt hat: “Alles hatten wir auf dem Schirm, aber nicht, dass es über 30 Grad heiß wird. Noch am Tag des Festivals haben wir jede Menge Wasserkanister besorgt, um ein Planschbecken zu befüllen und um an den Ständen kostenfreie Wasserbecher für alle Besucher bereitzuhalten.”
Trotzdem kann das Fazit nur positiv ausfallen. Marius Miethig: “Das war echt ein starkes Ding in Falkensee, wir schreiben hier schon ein bisschen Geschichte. Als Koordinator des Jugendforums bin ich unendlich stolz auf unsere Jugendlichen, dass sie das Festival neben Abi und Studium noch gestemmt haben. Die Leute waren dankbar und glücklich, dass es dieses Festival in ihrer Heimatstadt gegeben hat.”
Am Ende nahmen tausend Jugendliche an dem Event teil. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 209 (8/2023).
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