Volkstrauertag in Dallgow-Döberitz: Der Krieg ist wieder in Europa angekommen!
Mehrere Jahrzehnte lang glaubten die Europäer, dass der Krieg als letztes und tödliches Mittel bei Streitigkeiten der Länder zumindest auf ihrem Kontinent entgültig der Vergangenheit angehört. Der Angriffskrieg Russlands auf das Gebiet der nur wenige hundert Kilometer entfernten Ukraine hat diesen Friedensglauben in seinen Grundfesten erschüttert. In diesem Kontext bekommt der Volkstrauertag eine neue, aktuelle Note: Die Gefahr wächst, dass weitere Opfer zu beklagen sind.
Krieg, der war in den letzten Jahrzehnten immer ganz weit weg. Er fand in fernen Ländern, auf anderen Kontinenten statt. In Europa glaubte man, über den Krieg als solches hinweg zu sein: Die Länder stritten zwar oft hart im Wort, aber nicht länger mit der Waffe in der Hand.
Der Volkstrauertag, vor über einhundert Jahren ins Leben gerufen, um den gefallenen Vätern, Brüdern und Söhnen im 1. Weltkrieg zu gedenken, wandelte sich in dieser Zeit. Er kennzeichnete zuletzt ein allgemein gefasstes Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewalt zu allen Zeiten und an allen Orten auf der Welt.
Am 19. November 2023 wurde der Volkstrauertag einmal mehr an vielen Orten im Havelland (und darüber hinaus) aktiv begangen. So auch in der Gemeinde Dallgow-Döberitz. Bürgermeister Sven Richter fand sich zusammen mit Vertretern der Parteien und einigen Bürgern auf dem Kirchfriedhof Dallgow ein, um den Leidtragenen und Getöteten aus den Kriegen zu gedenken: “Unsere Gedanken gehen heute an diejenigen, die aus den beiden Weltkriegen nicht mehr nach Hause kamen. Mit unserem Gedenken fühlen wir uns allen nah, bewahren unsere Toten vor dem Vergessen und hören ihre Stimmen. Trauer wird erst möglich, wenn wir uns der Erinnerung stellen. Erinnerung ist kein Selbstzweck und keine Bußübung. Wir erinnern uns um der Gegenwart und der Zukunft willen.”
Ganz deutlich mahnte Bürgermeister Sven Richter, dass wir aus der Ukraine wieder Bilder im Fernsehen sehen mussten, “von denen wir alle gehofft haben, dass sie sich gerade auf unserem Kontinent niemals wiederholen werden.”
Und: “Die Hoffnung auf eine humane Gesellschaft wurde und wird weiterhin durch diesen Krieg zutiefst erschüttert. Vermeintlich unumstößliche Sicherheiten zerbrechen. Es ist so oft, dass Frauen und Kinder ihre Heimat verlassen, während Väter und Söhne zu den Waffen greifen, in den Krieg ziehen, um ihre Heimat zu verteidigen. Aber auch auf russischer Seite werden junge Männer in den Krieg geschickt, denen sie nicht haben kommen sehen. Das, was in der Ukraine passiert, ist nicht neu. Es kommt immer wieder vor.Wie zuletzt am 7. Oktober in Israel. Dies ist ein neuerlicher Tiefpunkt, der dort erreicht worden ist. Mit dem Terroranschlag ist auch wieder eine Grenze überschritten worden, deren Überschreitung auch wir kaum für denkbar gehalten haben. Seither gibt es wieder auf beiden Seiten unzählige Opfer, Leid, Trauer und Verlust.”
Auch Pfarrerin Claudia Neuguth hielt eine Rede vom Volkstrauertag. Unter den Zuhörern waren auch Vertreter der Seeburger Patenkompanie der Bundeswehr. Nach den Reden wurden Kränze vor dem Kriegerdenkmal auf dem Friedhof abgelegt, um der Toten gemeinsam zu gedenken. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 213 (12/2023).
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