Das Kleine Theater Falkensee e.V. spielt zwei Komödien – Kunst / Die Altruisten
Das Kleine Theater Falkensee um Sebastian Eggers und Sebastian Maihs ist das lokale Theater mit Tiefgang. Jedes Jahr lässt sich die spielfreudige Crew etwas ganz Neues einfallen, mit dem sie dann das Publikum im Kulturhaus Johannes R. Becher überraschen kann.
Nach dem sprachgewaltigen „Don Karlos“ kommen in diesem Jahr gleich zwei gekürzte Komödien zum Einsatz. Doch diese Komödien, eine vor und eine nach der Pause gespielt, haben es in sich.
Sebastian Eggers: „Eigentlich wollten wir ja nur ein einzelnes Stück spielen – wie immer. Aber bereits bei den Proben haben wir gemerkt, dass es uns langweilt – und uns dann doch noch einmal umentschieden. Die beiden Stücke, die wir nun aufführen, haben wir etwas gekürzt – und sie so noch schneller und unterhaltsamer gemacht.“
Im Stück „Kunst“ von Yasmina Reza geht es um drei ältere Freundinnen. Eine kauft sich für horrendes Geld ein Bild, das nichts anderes zeigt als eine schneeweiße Fläche. Eine Freundin regt sich bis zur Weißglut über diesen Fehlkauf auf, die andere versucht zu vermitteln, um das Band der zerbrechenden Freundschaft wieder zu kitten. Im hemmungslosen Streitgespräch um „die weiße Scheiße an der Wand“ offenbaren die Freundinnen aber schnell ihre ganz persönlichen Konflikte, die schon lange unter der Oberfläche gären. Wenn hier die Masken fallen und die Dialoge eindeutiger werden, bleibt der Zuschauer nachdenklich zurück: Wie hält er es denn selbst mit der Freundschaft zu seinen Lieben?
Als eins der besten Theaterstücke, die Falkensee jemals auf einer Bühne gesehen hat, entpuppt sich „Die Altruisten“ von Nicky Silver. Der amerikanische Skandalautor nimmt sich die Betroffenheits-Protestler zur Brust, die jede Woche für eine andere Sache die Plakate zur Demo tragen und dabei ihre Gesinnungen wechseln, wie es gerade passt. Wenn die Demonstranten lieber mit dem Taxi zur Demo fahren, Molotowcocktails mit Stinkbomben verwechseln und alle Proteste nur mit dem Geld der reichen Koks-schnüffelnden Soap-Opera-Schauspieler-Schwester finanzieren können, dann kann auch der gutmütige Stricher ausgenutzt werden, um einen Beziehungsmord der zwischen homo- und heteroerotischen Abenteuern hin und her hüpfenden Demonstranten zu vertuschen.
Wie die Schauspieler das frisch-fröhlich-freche Stück mit viel verbalem Sex, nackter Haut, harten Texten und einer Menge frivoler Sprüche präsentieren, das ist allererste Sahne. Auch wenn es für Falkensee manchmal schon harter Tobak ist. Aber das Publikum hat‘s verkraftet. Und klatscht noch ganz aufgewühlt Applaus, da jeder Schauspieler hier das Maximum auf der Bühne präsentiert hat, was möglich ist.
Das Kleine Theater Falkensee e.V. performt noch bis Ende November, dann ist die Spielzeit leider auch schon wieder vorbei. (Fotos/Text: CS)
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