99 Jahre Bahnhof Brieselang: Prusten, Zischen und Geratter
Seinerzeit war es ein Großereignis: Vor 99 Jahren am 25. Oktober 1920 wurde der Bahnhaltepunkt Brieselang auf der Strecke Berlin-Hamburg eröffnet. Damit wurde der Grundstein für die weitere Besiedlung Brieselangs gelegt. Und: der lange und beschwerliche Weg zu Fuß vom Finkenkruger Bahnhof bis zu den ersten Siedlungshäusern nach Brieselang war mit der Inbetriebnahme passé.
In der Festschrift zur Brieselanger Kirmes des Jahres 1924 wird zum ersten Halt eines Zuges am Bahnhof Brieselang von folgendem Ereignis berichtet: „Die Bahnverwaltung hatte ihre Einwilligung gegeben, daß an einem Sonntage des Oktober 1920 ein von Nauen kommender Zug am Spätnachmittag erstmalig in Brieselang halten soll – wenn auch der übrige Personenverkehr noch nicht eröffnet war -, um den bereits über hundert zählenden Siedlern den Weg nach Finkenkrug zu ersparen. Frohen Herzens tranken an diesem Sonntage die ,Brieselanger‘ in der Kantine ein Glas mehr. Dann zogen sie freudig bewegt zur Bahn und warteten in dichten Reihen des großen Ereignisses. Doch dem Lokomotivführer war verabsäumt worden, die Weisung zu erteilen, daß er in Brieselang zu halten habe. Und so fuhr dieser Zug an den enttäuschten Siedlern vorüber. Der diensttuende Beamte berichtete das Vorkommnis telephonisch nach Nauen, und es kam der Bescheid, daß der nächste Zug halten wird. Erwartungsvoll harrte die Menge. Als dann der ersehnte ,große Bruder‘ in Brieselang einlief, befürchteten die Siedler, daß er auch diesmal wieder das Halten vergessen könnte. Deshalb schrien alle Wartenden aus Leibeskräften mit hochgehobenen Armen dem Zuge ein durch Mark und Bein gellendes ,Haaaa-lt‘ entgegen, das viel, viel lauter war, als das Prusten und Zischen der Lokomotive mitsamt dem Geratter des ganzen Zuges.“
Bereits 1924 nutzten täglich bis zu 2000 Fahrgäste den Bahnhof, wie es in der Festschrift weiter hieß. Diese fuhren auch damals gern mit dem Rad zum Bahnhof. Um die Massen an Fahrrädern unterzustellen, konnte jeder seinen „Drahtesel“ seit den 1930er Jahren im „Fahrradschuppen“ gegen eine Gebühr von 20 Pfennig abgeben. Diese Fahrradaufbewahrung sorgte jahrzehntelang für eine sichere Unterbringung und wurde 1994 abgerissen. Das wusste Ortschronist Arno Heinrich im Februar 2004 im Brieselanger Kurier zu berichten. 1996 sorgte das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit dafür, dass wieder ein zweites Gleis verlegt wurde, welches zuvor nach Kriegsende 1945 auf Grund von Reparationszahlungen teilweise entfernt wurde. Zudem wurde die Strecke erst in den 1980er Jahren elektrifiziert, eine Brücke musste zu diesem Zweck unter anderem weichen. Apropos DDR-Zeiten. Vor allem der Mauerbau am 13. August 1961 stellte mit Blick auf die Mobilität eine deutliche Zäsur im Bahnverkehr dar. Enorme Einschränkungen durch Zeitverlust waren unter anderem die Folge. Wer also nach Ost-Berlin wollte, musste West-Berlin vollständig per Zug umfahren und via Birkenwerder dann die S-Bahn nutzen. „Es war alles sehr beschwerlich und umständlich“, erinnerte sich Arno Heinrich.
Nach der Wende wurde der Brieselanger Bahnhof schließlich umgebaut. So wurde etwa der vormals durch Schranken gesicherte Bahnübergang entfernt. Für Fußgänger und Fahrradfahrer wurden Tunnel gebaut, Autofahrer konnten die Gleise dann über die neu gebaute Brücke an der L202 überqueren. Im September 1997 wurde der umgebaute Bahnhof in Betrieb genommen, so Arno Heinrich, der im September 2004 im Brieselanger Kurier darüber berichtete.
Und sonst: Im kommenden Jahr möchte die Gemeinde Brieselang das 100-jährige Bestehen des Bahnhofs gern mit einer Fotoausstellung unter dem Titel „Bahnhof im Wandel der Zeit“ feiern. Wer dazu einen Beitrag mit Geschichten, Dokumenten oder Fotos rund um den Bahnhof leisten möchte, kann sich gern an Franziska Toth oder Patrik Rachner wenden. Kontakt: 033232/338-14 oder -37, kommunikation@brieselang.de. (Text: Franziska Toth / Foto: Gemeinde Brieselang/Rachner)
Dies ist eine Pressemitteilung, die der Redaktion zugeschickt wurde, und die wir zur Information der Bürger in der Region Havelland unredigiert übernehmen.
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